Die Chancen in der bAV werden enorm sein

19.02.2020

Foto: © Altstadtstudio Fotografie Mundzeck

Berndt: Wenn ich kein solches Angebot im Produktportfolio hätte, würde ich vielleicht auch diese Position beziehen. Man könnte das jetzt sehr tief fachlich diskutieren. Aber kurz und knapp: Solche Sozialpartnermodelle sind aus Arbeitnehmersicht von der Leistungsstärke her hoch effizient. Steinhart: Das ist noch nicht bewiesen. Berndt: Können Sie mit Ihren Produkten beweisen, was in 30 Jahren rauskommt? Es ist nichts bewiesen, wenn Sie so argumentieren. Aber es gibt Berechnungen. Steinhart: Aber ich kann Ihnen eine Planrechnung machen. Pro 10.000 Euro kommt ein Rentenfaktor von X raus. Es gab bereits die Sozialpartnermodelle in anderen Ländern, wo der Arbeitnehmer… Berndt: Nein, das ist falsch. Die gibt es nach wie vor. Es gibt hinreichende Untersuchungen, wie solche Modelle reagiert haben. In der Finanzkrise 2008 sind natürlich einige Modelle ordentlich zurückgegangen, aber es ist genauso nachgewiesen, dass sich die Modelle erholt haben. Rein von der Leistungseffizienz her sind sie sehr interessant. Es gibt im Moment spezifische Gründe, warum wir keine Bewegung erleben.

finanzwelt: Also doch kein Rohrkrepierer? Berndt: Ich würde noch nicht so schnell urteilen. Es gibt im Moment in der Tarifpolitik andere Prioritäten. Da steht das Thema bAV nicht an erster Stelle. Da geht es um Digitalisierung, Arbeitsplatzsicherheit, um Lohnzuwachsverteilung. Und es gibt die strategische Situation, dass die Gewerkschaften im Moment nicht zu schnell Zugeständnisse machen wollen, bevor nicht die Ergebnisse der Rentenkommission vorliegen. Ein Kernpunkt der Diskussion ist z. B., wie stark sich Arbeitgeber bei solchen Modellen mit echten Arbeitgeberbeiträgen beteiligen müssen. Deshalb warten die Gewerkschaften jetzt erst einmal auf die Vorschläge der Rentenkommission. Auch die fehlende Garantie ist in der Gesamtdiskussion natürlich ein Thema. Aber wir führen viele Gespräche: auf Gewerkschaftsseite, auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite, was Haustarife angeht. Wir gehen davon aus, dass, sobald die Vorschläge der Rentenkommission vorliegen, durchaus Bewegung in dieses Thema kommen wird. Steinhart: 18 Jahre lang, seit 2002, haben wir dem Arbeitnehmer Garantien verkauft und versprochen. Berndt: Und wie hoch war der Zins 2002? Steinhart: Der Zins war extrem. Ob wir nächstes Jahr noch in der Lage sind, mit 0,5 irgendwelche Garantien abzubilden, werden wir schauen. Nur, dass ich jetzt dem Arbeitnehmer, dem ich 18 Jahre verinnerlicht habe: ‚Du brauchst Garantien‘, das einzige Finanzkonstrukt an die Hand gebe, das keinen Insolvenzschutz hat. Keinen! Das erklären Sie mal als Verantwortlicher eines Betriebsrates. Das Sozialpartnermodell setzt sich, wenn es sich überhaupt durchsetzt, dann in diesen Branchen durch, mit denen der kleine mittelständische Makler nichts zu tun hat. Die Durchdringungen wird am Mittelstand vorbei gehen.

finanzwelt: Aber die Durchdringung durch Sozialpartnermodelle ist natürlich eine vollkommen andere, als wenn einzeln vorgegangen wird. Das sollte man auch berücksichtigen. Berndt: Es gibt noch ein anderes Szenario. Das sollten wir immer im Auge haben. Es gibt die Forderung der Politik nach Verbreitung. Der Verbreitungsgrad muss sich erhöhen – egal wie. Wenn er sich nicht erhöht, egal ob bei Riester oder bAV, werden wir über ein Obligatorium reden. Das Modell für ein Obligatorium ist das Sozialpartnermodell. Ich reflektiere nur das Wort ‚Rohrkrepierer‘, da bin ich einfach etwas zurückhaltender.

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