Psychologische Fallen: Warum Anleger sich selbst im Weg stehen
31.03.2025

An den Finanzmärkten treffen rationale Überlegungen auf menschliches Verhalten. Dabei agieren viele Anleger oft weniger rational, als sie glauben.
Die Wirtschaftstheorie geht vom Homo Oeconomicus aus, einem vollkommen rational handelnden Individuum, das stets im eigenen Interesse optimale Entscheidungen trifft. In der Realität existiert dieser jedoch nicht. Emotionen wie Angst und Gier sowie kognitive Verzerrungen beeinflussen Anlageentscheidungen maßgeblich. Die Behavioral Finance untersucht genau diese psychologischen Aspekte des Investierens. Sie zeigt, dass Anleger typischerweise immer wieder die gleichen Fehler begehen. Dies geschieht nicht aus Unwissenheit, sondern weil sie ihre eigenen Verhaltensmuster nicht ausreichend reflektieren. Zu den häufigsten Denkfallen gehören Verlustaversion, Herdenverhalten und Selbstüberschätzung. Diese führen häufig dazu, dass Investoren an Verlusten zu lange festhalten, sich von der Masse mitreißen lassen oder ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen.
Verlustaversion: Die Angst vor dem Verlust
Einer der stärksten psychologischen Faktoren, die das Anlageverhalten beeinflussen, ist die Verlustaversion. Studien zeigen, dass Anleger Verluste etwa doppelt so stark wahrnehmen wie gleich hohe Gewinne. Diese Asymmetrie führt dazu, dass Verluste oft um jeden Preis vermieden werden, selbst wenn dadurch auf höhere potenzielle Gewinne verzichtet wird. Ein typisches Beispiel ist das Festhalten an Verlustpositionen. Anstatt eine Verlustposition zu verkaufen und das Kapital sinnvoll neu zu investieren, hoffen viele Anleger auf eine Kurserholung. Häufig führt dies jedoch zu noch größeren Verlusten, wenn der Abwärtstrend anhält.
Herdenverhalten: Mit dem Strom schwimmen
Ein weiterer Faktor, der Anlageentscheidungen häufig beeinflusst, ist das Herdenverhalten. In unsicheren Situationen orientieren sich Anleger dann an der Masse, anstatt eigenständige Entscheidungen zu treffen. Wenn viele Investoren ein bestimmtes Wertpapier kaufen, besteht die Tendenz, sich anzuschließen, oft aus Angst, eine vermeintliche Gelegenheit zu verpassen. Dieses psychologische Phänomen ist als FOMO („Fear of Missing Out“) bekannt. Es beschreibt die Sorge, nicht rechtzeitig in einen vielversprechenden Trend einzusteigen und dadurch potenzielle Gewinne zu verpassen, während andere bereits investieren. Besonders in stark gehypten Märkten verstärkt FOMO das Herdenverhalten und kann zu irrationalen Anlageentscheidungen führen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der Hype um Bitcoin und Kryptowährungen. Immer wieder kam es zu massiven Kursanstiegen, weil Anleger in großem Stil einstiegen, häufig ohne fundierte Analyse, sondern allein aus der Angst, nicht dabei zu sein. Diese Phasen führten zu spekulativen Blasen, die später platzten und vielen Investoren erhebliche Verluste bescherten.
Selbstüberschätzung: Der gefährliche Glaube an die eigene Unfehlbarkeit
Viele Anleger überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und ihr Wissen über die Finanzmärkte. Sie glauben, besser informiert zu sein als andere und sind überzeugt, die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Diese Selbstüberschätzung kann dazu führen, dass Anleger zu hohe Risiken eingehen und sich auf spekulative Anlagen konzentrieren. Studien haben gezeigt, dass insbesondere Männer und jüngere Anleger zu Selbstüberschätzung neigen. Sie handeln aktiver und erzielen im Durchschnitt schlechtere Ergebnisse als besonnene Anleger, die sich ihrer eigenen Grenzen bewusst sind.
Die Macht der Selbstreflexion
Die Erkenntnisse der Behavioral Finance legen offen dar, dass unsere Entscheidungen am Finanzmarkt selten rein rational sind. Stattdessen werden sie stark von Emotionen und psychologischen Mustern beeinflusst. Um sich vor den Fallstricken der Verlustaversion, des Herdenverhaltens und der Selbstüberschätzung zu schützen, ist eine kontinuierliche Selbstreflexion unerlässlich. Es gilt, die eigenen Anlageentscheidungen regelmäßig zu hinterfragen, um emotionale Triebkräfte zu erkennen und zukünftige Handlungen bewusster zu gestalten. Hierbei ist es ratsam, die Akzeptanz von Verlusten als Teil des Investierens zu verinnerlichen und im Vorfeld klare Verkaufsstrategien sowohl für Gewinne als auch Verluste festzulegen. Dem Drang des Herdenverhaltens sollte durch fundierte Informationsbeschaffung und die Bildung einer unabhängigen Meinung entgegengewirkt werden. Ebenso ist eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und die Bereitschaft, sich externe Meinungen einzuholen, von entscheidender Bedeutung, um der Selbstüberschätzung entgegenzuwirken und ein diversifiziertes Portfolio aufzubauen.
Vermögensschutz durch Expertise
Um diesen psychologischen Fallen entgegenzuwirken, kann externe Expertise helfen. Insbesondere für größere Vermögen, bei denen langfristige und generationenübergreifende Erhaltung im Vordergrund steht, kann eine professionelle Vermögensverwaltung den entscheidenden Unterschied machen. Vermögensverwalter bringen nicht nur Fachwissen und Erfahrung mit, sondern auch die notwendige Distanz, um emotionale Verstrickungen zu vermeiden. Sie unterstützen bei der Definition von Zielen, der Entwicklung einer passenden Anlagestrategie und bieten eine langfristige Perspektive, die auch in unruhigen Zeiten Bestand hat. Diese Experten sorgen für eine objektive Sichtweise, ermöglichen individuelle Betreuung und helfen so, finanzielle Ziele zu erreichen und langfristigen Erfolg zu sichern.
Marktkommentar von Markus Richert, CFP und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.

Auszeichnung für „nordIX Renten plus“
