Die Chancen in der bAV werden enorm sein
19.02.2020
Foto: © Altstadtstudio Fotografie Mundzeck
Berndt: Grundsätzlich ist das Thema bAV positiv belegt, weil jedem klar ist, dass wir zur Ergänzung der gesetzlichen Rentenversicherung zusätzliche Altersvorsorge benötigen. Die Politik sieht eine sehr große Chance in der betrieblichen Altersversorgung. Deswegen kann ich nur noch einmal das unterstreichen, was Herr Hanssmann gesagt hat: Die Chancen in der bAV werden enorm sein – größer als in der Schicht drei oder auch bei Riester. Die bAV ist das Zukunftsthema, weil es uns über die bAV gelingen kann, das auf die Beine zu stellen, was die Politik von uns als Branche erwartet: eine flächendeckend ergänzende Altersversorgung. Steinhart: Für eine flächendeckende Altersvorsorge muss auch die Finanzierbarkeit gewährleistet sein. Firmen unter 200 Mitarbeiter haben häufig keine ‚aktiv vom Arbeitgeber unterstützte‘ bAV – damit hat die bAV in diesen Betriebsgrößen eine schlechtere Durchdringungsquote. Warum ist das so? Weil derjenige, der 1.200 Euro netto verdient, nicht in der Lage ist, 100 Euro netto auf die Seite zu legen. Das ist eine sozialpolitische Aufgabe, welche wir alle gemeinsam lösen müssen. Karsten Re
hfeldt: Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat gerade eine Umfrage gemacht zum Thema Altersversorgung und zum Vertrauen in die Altersversorgung. Da hat die bAV besser abgeschnitten als die gesetzliche Rentenversicherung. Es ist mittlerweile auch bei den einfachen Leuten angekommen, dass man, wenn man überhaupt zusätzliche Altersvorsorge betreiben kann, das nur über die bAV machen sollte.
finanzwelt: Wir reden ja über den Mittelstand. Wie kann der Makler da sein Potenzial erkennen? Und die entscheidende Frage: Wie kann er den Mittelstand überzeugen? Wenn es noch keine bAV gibt, wie kann ich den Firmenchef überzeugen, doch eine zu machen? Hanssmann: Durch die demografische Entwicklung haben wir ja einen Fachkräftemangel. Die Mittelständler müssen ein Bindungsprogramm auflegen, um ihre guten Leute zu halten und zusätzliche Fachkräfte vom Arbeitsmarkt zu gewinnen. Dazu gehört auch eine bAV, in Teilen arbeitgeberfinanziert, oder ein Matching-Modell. Es ist ein MUSS für attraktive Unternehmen, eine attraktive bAV anzubieten. Berndt: Es gibt schon aus dem Betriebsrentengesetz – also noch vor dem Betriebsrentenstärkungsgesetz – die Pflicht des Arbeitgebers, eine bAV anzubieten. Die besteht weiter. Sie ist jetzt um die Verpflichtung des Arbeitgebers ergänzt worden, die Sozialversicherungsersparnis an die Arbeitnehmer weiterzugeben. Also habe ich quasi schon einen vorprogrammierten Arbeitgeberanteil. Das ist ein hervorragender Gesprächseinstieg, gepaart mit dem Nutzen im Sinne der Mitarbeiterbindung und des Findens von neuen Mitarbeitern. Mit nur einer Frage: ‚Wie haben Sie bisher das Thema bAV geregelt?‘ hat man sofort einen Einstieg. Hanssmann: Die Finanzierung der Betriebsrente ist sicherlich ein wichtiges Thema. Man muss den Unternehmen natürlich noch aufzeigen, dass bAV-Administration beim Arbeitgeber heute schlank, schnell, sicher und einfach sein kann. Da gibt es gute digitale Instrumente und IT-Dienstleister, um den Chefs den Moloch der Verwaltung abzunehmen und gleichzeitig einen automatisierten Datenfluss zum Versicherer herzustellen. Ein Beispiel ist unser HDI bAVnet. Rehfeldt: Das ist ein ganz zentrales Zukunftsthema. Man will ja auf der einen Seite dem Arbeitnehmer ein bisschen die Freiheit lassen und dann lässt man mehrere Anbieter zu. Mein größtes Mandat hat 700 Verträge bei 60 unterschiedlichen Versorgungsträgern. Die Personalabteilung ist völlig überfordert damit. Da braucht es eine digitalisierte Verwaltung. Da sind natürlich auch die Versicherer gefordert, die Schnittstellen herzustellen, dass das auch alles digital ohne Medienbruch funktioniert.
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