Sachwertanlagen sind ein Megatrend

15.06.2022

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finanzwelt: Eine Rendite wie auf meinem alten Sparbuch von der Sparkasse. Nur gab es da noch ein unterhaltsames KNAX-Heft dazu. Aber Herr Grundler, gerade deswegen müssen Sie den Vertrieb schulen, ihm scharfe Waffen an die Hand geben. Wie unterstützen Sie Ihre Vermittler/Makler in der jetzigen Phase und was können Sie ihnen an Sorgen und Arbeit abnehmen? Grundler» Wir haben unsere Vermittler, die übrigens sehr gut geschult sind, wir leben alle gut davon. Aber trotzdem sind wir nicht im Milliardengeschäft, obwohl wir das bessere Produkt haben. Das empfinde ich als ungerecht. Andererseits haben wir durch die guten Vermittler und unseren guten Track-Record auch die Kunden, die zufrieden mit uns sind, und uns auch vertrauen. Gierig» Wir haben ja auch ein paar sehr gute Bankpartner, aber die stöhnen auch. Sie werden ja dauernd geprüft und dürfen nicht so agieren, wie sie gerne möchten.

finanzwelt: Sind durch die Regulierung Erschwerungen eingetreten? Was kommt noch, § 34 f unter der BaFin? Wie sieht die Zukunft des Finanzvertriebs aus? Dr. Schäfer» Es ist jetzt die Zeit, die Änderungen in den Alltag zu integrieren und zu überlegen, welchen Nutzen ich vielleicht sogar daraus ziehen kann? So etwas braucht auch Zeit, wir haben ja noch zum Teil die handelnden Personen in den Vorständen oder den entsprechenden Institutionen, die noch die Altlasten mit sich rumschleppen. Wobei man auch mal fragen muss, wie viele Klagen gab es denn wirklich gegen die Berater und den verlorenen Geldern? Das wird oft höher geschätzt, als es wirklich war. Ein paar schwarze Schafe gibt es leider immer. Das ist aber eine Minderheit.

finanzwelt: Und das traurige Beispiel Wirecard zeigt, dass man auch mit einem DAX-Unternehmen Anleger prellen kann. Die Rolle der BaFin war hier alles andere als glücklich. Zuerst der Aufsichtspflicht nicht nachgekommen und dann noch versucht, es so lange wie möglich unter den Tisch zu kehren. Böse Zungen sagen ja, damit sich die investierten BaFin-Mitarbeiter erst einmal in aller Ruhe von den Papieren zu Höchststandpreisen trennen konnten. Ich hätte ja noch mit dem freien Geld schnell gegen Wirecard gewettet. Was soll denn schon passieren? Richtig, außer ein „Du böser, böser Junge Du, tu das nie wieder!“ Aber wie soll ich denn für das Alter vorsorgen, wenn ich nicht in Aktien investieren darf? Diese Frage wurde von einem BaFin-Mitarbeiter allen Ernstes gestellt. Zum Beispiel in Immobilien AIFs, nicht wahr, Herr Grundler? Grundler» Dazu müssten sich erst alle, die Medien, die Verbände, die Politik an einen Tisch setzten, um sich mal diese Anlageprodukte und ihre Ergebnisse, Ausfallrisiken, maximale Drawdowns genauer anzusehen. Da kommt einiges auf der Haben-Seite zusammen: Wir schaffen Wohnraum, wir schaffen Eigentum, wir schließen die Rentenlücke, wir schaffen Pflegeplätze, wir treiben energetische Sanierung voran, Solaranlagen etc. Das sind doch zukunftsorientierte Objekte, wir helfen doch dabei, das private Geld in diese politischen Themen zu lenken, die zudem noch eine ordentliche Rendite erwirtschaften. Gierig» Man hat die Anleger doch gnadenlos an die Wand fahren lassen. Klassische Lebensversicherungen können im Niedrigzins keine nennenswerte Rendite mehr liefern. Mit der Besteuerung macht sich der Staat doch auch keine Freunde. Damit hat man sich überhaupt nicht auseinandergesetzt und ob man sich jemals damit auseinandersetzt? Viele Menschen müssen sich abstrampeln und einschränken, weil sie nicht rechtzeitig und mit den falschen Produkten vorgesorgt haben. Grall» Ich glaube schon, dass es möglich ist, die Leistungen der AIFs medienwirksam zu bilanzieren und aufzuarbeiten. Ich habe mich schon mit dem einen oder anderen Analysehaus abgestimmt, die wären durchaus bereit, so eine Art Leistungsbilanz aufzustellen. Wie haben sich denn die Marktrenditen und AIF-Renditen entwickelt? Die meisten prospektgemäß. Das kann man nachlesen und mit diesen Daten eine Leistungsbilanz erstellen.

finanzwelt: Ich gebe Ihnen da vollkommen Recht. Der offene Fonds müsste die Ventillösung sein und der AIF die Millio-nen einsammeln und investieren. Ich halte offene Immobilienfonds für ein rein institutionelles Produkt, für den Fall, dass die Satzung ihnen andere Formen des Immobilieninvestments verbietet. Der AIF dagegen müsste der Standard sein. Dr. Schäfer» Man macht ja ein nicht für jedermann investierbares Asset für viele Bevölkerungsgruppen zugänglich. Das ist sozusagen ein demokratisches Produkt, wo möglichst viele Menschen, die etwas bewegen und mitgestalten wollen, mit angesprochen werden können. Gierig» Richtig, ein demokratisches Produkt, weil es voll reguliert ist und im Grunde seit Einführung des KAGB eine positive Leistungsbilanz zeigen kann. Die systemischen Risiken wurden ausgeschaltet und für einen Privatanleger ein optimales Vehikel geschaffen, in Märkte zu investieren, die sonst nur professionellen Investoren vorbehalten sind. Wir müssen endlich umdenken und wegkommen von Mindestzeichnungen und Hürden bei der Zeichnung eines AIF.

finanzwelt: Das passiert doch schon mit der Möglichkeit, die Anteile zu tokenisieren. Dann kann wirklich jedermann unter Berücksichtigung von Streuung investieren. Dr. Schäfer» Das ist genau das, was der Finanzminister proklamiert, Immobilien sind letztlich wie Aktien und die werden demokratisiert für die breite Bevölkerung. Gierig» Die Tokenisierung bei Sachwertanlagen ist nicht mehr aufzuhalten. Die Digitalisierung ist der Schlüssel für die weitere Demokratisierung von Sachwertanlagen und eine gute Möglichkeit, dass möglichst viele Investoren an diesem Markt teilhaben können. Das kann auch nur im politischen Interesse sein, dass privates Geld in die für Deutschland gesellschaftlich wichtigen Themen wie Pflege, Erneuerbare Energien, Wohnraum, etc. fließen und hier möglichst viele Projekte für die Gemeinschaft realisieren zu können. Die Tokenisierung von Sachwertinvestment schafft die letzten Einwände gegen eine solchen Anlage ab, da diese mit kleinen Beträgen zu zeichnen und jederzeit zu handeln sind. (lvs)