Sachwerte gehören ins Portfolio

16.06.2021

(v.l.n.r) Rauno Gierig, Chief Sales Officer der Verifort Capital Group GmbH, Herbert Behr, Vorstand der GOLDEN GATES AG und Malte Thies, Geschäftsführer der ONE Group GmbH / Foto: © Sabrina Henkel

finanzwelt: Ist der Vertrieb durch die aktuelle Regulierung (z. B. Taping oder dem Anbieten von nachhaltigen Alternativinvestments) schwieriger oder sogar besser geworden? Gierig» Die Regulierung tut dem Vertrieb, vor allem den einzelnen Vermittlern, nicht gut, weil diese sich immer weiter aufrüsten und anpassen müssen. Deshalb gehen mittlerweile viele in Richtung Pools und Haftungsdächer. Da würde ich als Vermittler wohl auch unterschlüpfen, weil man sich so mehr um Kunden und Vertrieb kümmern kann und sich weniger mit Regularien und Prozessen beschäftigen muss. Man sollte froh sein, dass es nach wie vor noch einen freien Vertrieb gibt, der dem Kunden noch die volle Bandbreite guter, unabhängiger Beratung bieten kann. Im Großbankenvertrieb gibt es oft den reinen Produktverkauf. Thies» Jein. Die Regulierungsbemühungen haben insoweit Früchte getragen, weil wir eine gewisse Vereinheitlichung feststellen. Anzuführen sind hier z. B. Kostenausweise, gewisse Dokumentations- und Protokollierungsformen etc. Ob das Kunden und Vermittlern hilft und der Sache dienlich ist, das kann ich nicht beurteilen. Wir müssen schauen, dass wir von reinen Enthaftungs-Gesprächen wegkommen und dass wir nicht vergessen, den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Die Regulierung der Vermittler und der Anbieter geschieht immer unter der Überschrift ‚Anlegerschutzverbesserung‘. Man darf Anleger nicht durch zu viel Dokumentationen überfordern. Behr» Ich habe höchsten Respekt vor spezialisierten Sachwertanlageberatern, es ist wirklich Wahnsinn, sich da reinzuarbeiten. Die haben ja die Pflicht, diese Produkte auf Plausibilität zu prüfen. Da ist vielleicht die Produktarmut hilfreich, so dass sich der Vermittler auf drei, vier oder fünf Produkte konzentrieren kann. Was wir jetzt immer stärker merken ist, dass Auslagerungen dieser Plausibilitätsprüfungen auf DIN-zertifizierte und dafür zugelassene Prüfinstanzen erwogen werden. Das ist vielleicht ein Weg, um der Informationslage Herr zu werden.

finanzwelt: Welche Hilfestellung bieten Sie konkret dem Vermittler für den haftungssicheren Vertrieb an? Behr» Wir bieten sehr viele Hilfestellungen: Regelmäßige Webinare für Vermittler, dann haben wir einfache AGBs für alles. Haftung ist bei uns kein großes Thema: Wenn der Kunde Gold bestellt und es geliefert bekommt, dann ist das Thema Haftung sehr schnell vorbei. Die meisten Vermittler verkaufen ja auch noch andere Produkte und da bewegen sie sich in einem kritischen Bereich. Wir brauchen auch keine Beratungsprotokolle. finanzwelt: Das Durchschnittsalter vom § 34 f II und III Vertrieb ist eh schon recht hoch, viele geben ihre Zulassung aus Kosten-Nutzen-Gründen zurück. Wird das zu einem Problem für die Branche werden? Thies» Ich bin davon überzeugt, dass der demografische Wandel eine Herausforderung für die Branche werden wird, aber zugleich auch eine riesige Chance. Die Verbundenheit der Anleger gegenüber der Hausbanken schwindet. Hinzukommen ältere Vermittler, die ihre Zulassungen zurückgeben. Zusätzlich verfügen die Privathaushalte über unglaubliche Geldmengen und der Negativ-Zins erfordert eine entsprechende Betreuung der Geldanlage. Für Newcomer ist das eine super interessante Chance. Behr» Und auch die Produktgeber werden schauen müssen, dass bald Nachwuchs kommt.

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