Sachwerte sind in diesem Umfeld eine sehr gute Idee

17.12.2014

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Willkommen im Krisenmodus. Für das Portfolio bedeutet das: Stärker in Sachwerte gewichten. Für jeden Anlegertyp gibt es Möglichkeiten, inflationsgeschützt(er) und krisensicher(er) zu investieren. Unsere Experten zu diesen Thema Sandro Pawils, CSO Carestone Group GmbH, Chris Pampel, Gründer und Geschäftsführer von Deutsches Edelstein Kontor, Ronny Wagner, Geschäftsführer der Noble Metal Factory OHG sowie Nils T. Kohle, Gründer und Geschäftsführer von OWNR Deutschland GmbH, diskutierten über mobile und immobile Sachwerte.

finanzwelt: Früher gab es Erholungsphasen zwischen den Krisen. Aber das war einmal. Seit Corona befinden wir uns im Krisendauermodus. Keine Krise ist abgeschlossen, bevor die nächste nicht schon anfängt. Aktuell haben wir die Krise in Israel. Ist das dann der richtige Zeitpunkt für Sachwerte?

Sandro Pawils» Gerade jetzt ist die richtige Zeit für Sachwerte. Und weil diese grundsätzlich krisenrobuste Investments darstellen, ist es für den Investor sinnvoll, sich gerade jetzt mit Sachwerten auseinanderzusetzen. Zwar werden auch klassische Produkte in ihren Renditen wieder interessanter, doch nutzen sie dabei in aller Regel die Inflation nicht positiv. Insofern sind wir mit unserer Assetklasse Pflege- und Seniorenimmobilien sehr gut aufgestellt. Die in ihnen verankerten indizierten Mietverträge nutzen die Inflation automatisch positiv. Das ist hochinteressant für Investoren. Grundsätzlich waren Sachwerte immer die großen Gewinner, wenn es Marktphasen wie die jetzige gab.

finanzwelt: Okay, das gilt generell für viele Sachwerte. Aber bleiben wir mal bei Immobilien. Wie sehen Sie das, Herr Kohle?

Nils T. Kohle» Auch uns betrifft die Krise positiv. Denn wir sind mehr oder weniger die einzigen Käufer, gerade im Bereich der Wohnimmobilien. Vor kurzem ist die Immobilienmesse ExpoReal zu Ende gegangen. Da wurde versucht, die positive Stimmung in der Branche aufrecht zu erhalten. Nach dem Motto nächstes Quartal werde es besser, spätestens im 1. Quartal 2024… Fachleute aber meinen, dass der Boden noch nicht erreicht ist. Natürlich hängt das auch immer von den einzelnen Lagen ab. Berlin läuft natürlich besser oder anders gesagt: Da ist es nicht mehr ganz so dramatisch. Aber andere Großstädte wie München oder auch Hamburg haben mit Sicherheit den Boden noch nicht gefunden. Momentan versuchen alle, das Angebot gering zu halten, weil man nicht zu niedrigeren Preisen verkaufen will. Das Angebot ist momentan auch nicht da, weil vieles durch ESG, Auflagen und Renovierung gerade im Umbruch ist.

finanzwelt: Herr Kohle, vielleicht erklären Sie ganz kurz unseren Lesern Ihr Geschäftsmodell und warum das gerade in Zeiten wie diesen eine gute Alternative ist.

Kohle» Unser Geschäftsmodell ist eigentlich sehr einfach, wir machen so etwas wie Auto-Leasing, nur eben mit Immobilien. Wenn jemand zurzeit nicht kaufen kann oder möchte oder sich nicht ganz sicher ist, dann steigen wir quasi in das Risiko ein: Wir unterschreiben einen Leasing-Vertrag – das ist ein unbefristeter Mietvertrag mit einer Mindestlaufzeit von 24 bis 48 Monaten und einer Kaufoption mit einem festen Preis. Wir kaufen nach der Unterschrift das Objekt, das wir natürlich vorher prüfen. Wir renovieren, der Leasingnehmer zieht ein, er wohnt darin und kann sich dann in Ruhe entscheiden, das Objekt zum festgelegten Preis zu kaufen oder einfach weiter zu leasen oder auszuziehen. Dieses Modell ermöglicht ihm meistens noch weitaus bessere Konditionen bei Banken. Er braucht weniger Eigenkapital und hat die Sicherheit, das richtige gekauft zu haben, weil er ja schon zur Probe darin gewohnt hat. Bis vor zwei Jahren konnte jeder durch die geringeren Zinsen mitbieten oder uns sogar überbieten. Denn wir müssen natürlich auch auf die Rendite achten. Sprich: Wir können nicht emotional kaufen, weil die Wohnung so schön ist, sondern wir kaufen, weil das eine Wohnung ist, wo das Modell für alle Beteiligten funktioniert und sich auch für alle lohnt. Da merken wir natürlich jetzt, dass der Verhandlungsspielraum deutlich besser ist bei den einzelnen Objekten.

finanzwelt: Dann kommen wir mal von den immobilen zu den mobilen Sachwerten!

Ronny Wagner» Da muss man gar nicht so viel herum philosophieren. Fakt ist, Edelmetalle, Gold, Silber, Platin profitieren immer von solchen Phasen. Immer dann, wenn Menschen das Vertrauen in das Geldsystem und die Politik verlieren, dann wenden sie sich den Sachwerten zu. Gerade auch dem Gold, weil es geschichtlich ein Asset ist, welches immer gut funktioniert hat in solchen Phasen. Trotzdem muss man auch dazu sagen, dass die Nachfrage auch nach Gold in den letzten Monaten nicht so war, wie wir das eigentlich erwartet haben. Es gab da eine gewisse Zurückhaltung. Die Rezession und die damit einhergehende Verunsicherung führt eben dazu, dass die Menschen ihre Ausgaben zurückfahren. Doch das sind in meinen Augen nur temporäre Erscheinungen. Dass der Preis in diesem Marktumfeld nicht stärker zurückgegangen ist, haben wir den Notenbanken zu verdanken. Die stärksten Goldkäufer von August bis September 2023 unter den Notenbanken waren China, Polen und Singapur. Bisher sind im Jahr 2023 etwa 800 Tonnen Gold von den Währungshütern erworben worden. Eine gute Idee für den Anleger ist es, sich das Verhalten der Notenbanken anzusehen. Daher auch meine Empfehlung, es der geldpolitischen Autorität gleichzutun. Insgesamt bin ich davon überzeugt, dass die Nachfrage wieder stärker anziehen wird. Die Spannungen im Nahen Osten sind ein weiteres Indiz dafür, dass die Welt auf einen größeren Konflikt zusteuert, indem es um die Verschiebung von einer unipolaren zu einer multipolaren Weltordnung gehen wird – Stichwort BRICS+. Auch das Thema ‚Schwarzer Schwan‘ muss ein umsichtiger Anleger immer auf seiner Agenda haben. Gold und andere Sachwerte sind in einem solchen Umfeld eine sehr gute Idee.

finanzwelt: Wie sieht es denn mit Edelsteinen aus?

Chris Pampel» Wenn ich die letzten drei Jahre mal Revue passieren lasse, dann stellen wir fest, dass immer mehr Anleger gerade aus der gehobenen Mittelschicht den Vorteil der Farbedelsteine und der Edelsteine generell wieder mehr für sich entdecken, weil sie auch dasselbe Thema haben – der Vertrauensverlust ist einfach da, die Krise hält an, es wird von der Politik eine Sau nach der anderen durchs Dorf getrieben und die Anleger suchen nach Sachwerten. Wir spüren zurzeit auch eine leichte Zurückhaltung. Der Anleger glaubt, er habe jetzt mit seiner Bankanlage mit 3 % Termingeld eine sichere Kapitalanlage und verkennt die Höhe der Inflation, was unter dem Strich sein Vermögen vernichtet.

finanzwelt: Also: Sachwerte gehören ins Portfolio, nun würde mich interessieren, wie gewichten Sie selbst privat?

Kohle» In Sachwerte relativ wenig, das liegt aber daran, dass mein Geld mehr oder weniger in dem Unternehmen liegt. Aber ich habe auch privat eine Immobilie. Ansonsten ist da wegen des Firmenaufbaus im Moment nicht viel mit Investieren.

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