Mehr Angst vor Inflation als vor Corona

10.09.2020

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Positives Zeugnis für Politiker

Das Problem mit Corona ist weniger das Virus selbst, sondern vielmehr der falsche Umgang damit – schließlich wurde die Gefahr zunächst völlig bagatellisiert und dann plötzlich dramatisiert. Hauptverantwortlich dafür ist die Politik, die zudem versäumt hat, die Gefahr einer Pandemie überhaupt ernst zu nehmen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Doch offenbar scheinen die Deutschen mit ihrer politischen Führung aktuell so zufrieden wie nie. 40 % der Befragten gaben in der Ängstestudie an, dass sie Angst davor hätten, dass die Politiker mit ihren Aufgaben überfordert sind – der niedrigste Wert in diesem Jahrtausend und das ausgerechnet in einem Jahr, wo die Überforderung mehr als offensichtlich ist. Damit liegt diese Angst erstmals nicht unter den 10 größten Befürchtungen und landet „nur“ auf Platz zwölf. „Hier spiegelt sich die weit verbreitete Wertschätzung fur das Corona- Krisenmanagement der Regierung. Offensichtlich ist die Mehrheit der Bevölkerung der Meinung, dass der Staat und seine Politiker die Krise hinreichend im Griff haben“, so Professor Schmidt. Eine durchaus diskutable Vorstellung der Mehrheit, angesichts der Tatsache, dass bislang mehr als 9.000 Menschen direkt an Corona gestorben sind und die gesundheitlichen Nebenwirkungen der Maßnahmen (Verstärkte Depressionsgefahr durch soziale Vereinsamung, Arbeitslosigkeit, häusliche Gewalt etc.) noch bei weitem nicht abschließend klar sind.

Weniger Angst vor diffusen politischen Gefahren

Was aktuell Corona ist, war vor fünf Jahren die Flüchtlingskrise (wenn auch in weniger krasser Dimension): Das die Medien beherrschende Thema, das zu einer massiven Spaltung der Gesellschaft führte. Vor allem die Angst, dass zwischen hier lebenden Ausländern und Deutschen zu Spannungen kommen könnte, war in den vergangenen Jahren sehr groß: Bei der Umfrage im vergangenen Jahr fürchteten das noch 55 % der Befragten. Bei der aktuellen Untersuchung wurde diese Angst aber nur von 43 % der Umfrageteilnehmer angegeben. Ebenso viele fürchten, dass der Staat durch die große Zahl von Geflüchteten überfordert ist, ein Rückgang um 13 Prozentpunkte gegenüber der Vorjahresuntersuchung.

Spätestens mit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 wurde das Thema Terrorismus in Deutschland zu einer konkreten Gefahr. Dennoch hat der Anschlag wohl nur wenig nachhaltige Angstwirkung hinterlassen: So fürchten aktuell nur 35 % der Umfrageteilnehmer einen Terroranschlag, womit diese Angst ebenso unter die 40 %-Marke gerutscht ist wie die Furcht vor politischem Extremismus, vor dem sich 37 % der Umfragteilnehmer fürchten.

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