Konjunkturschwäche „Made in Germany“?
18.12.2019
Dr. Klaus Bauknecht / Foto: © IKB Deutsche Industriebank AG
… vor allem weil mit anderen Treibern kaum zu rechnen ist
Für den Industriestandort Deutschland bedeutet der steigende Arbeitnehmeranteil am Volkseinkommen einen klarer Wettbewerbsnachteil, da sich das Gewinnpotenzial des Produktionsstandortes weniger attraktiv gestaltet. Der anhaltend schwache Euro-Wechselkurs mag internationale Wettbewerbsverluste auf Märkten außerhalb der Euro-Zone teilweise abmildern, allerdings ist perspektivisch eine Euro-Aufwertung nicht auszuschließen. Eine nachhaltige Maßnahme, den Wettbewerbsstandort Deutschland zu stärken, wäre eine Steuersenkung, insbesondere auf Einkommen und Gewinne. Die effektive Steuerlast ist in Deutschland in den letzten Jahren allerdings trotz boomender Wirtschaft stetig gestiegen – und hat damit Lohnkosten erhöht und die Rentabilität von Unternehmen belastet. Auch aktuell scheint der Fokus der deutschen Fiskalpolitik eher auf einem ausgeglichenen Staatshaushalt als auf niedrigere Steuereinnahmen zu liegen. Dies wird der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in 2020/21 nicht helfen.
Die deutsche Industrie wird das Jahr 2019 voraussichtlich mit einem Produktionsminus von ca. 4,5 % beenden. Erwartungen einer Stabilisierung in der zweiten Jahreshälfte haben sich nicht bewahrheitet. Ein bedeutender Treiber des Rückgangs bleibt die Automobilindustrie. Auf Grundlage positiver konjunkturzyklischer Dynamiken vor allem aus dem Ausland ist für das verarbeitende Gewerbe insgesamt dennoch von einem moderaten Wachstum von ca. 1 % in 2020 auszugehen Auch wenn diese Wachstumsrate eher enttäuschend sein mag, geht sie einher mit einer Erholung der Produktion in den kommenden Monaten und bildet die Basis für eine höhere Dynamik in 2021. Diese Prognose liegt allerdings am oberen Rande des aktuellen Prognosespektrums.
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