Die Zukunft im Blick

06.09.2019

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Beratungsmine Ablaufsumme

Ein weiterer zentraler Punkt der Zukunftssicherung ist eine passende Altersvorsorge. Mit Erreichen des Pensionsalters soll die gesetzliche, betriebliche und private Altersversorgung das Kundeneinkommen möglichst ohne Lücken decken. Die Zukunft sehen viele hinsichtlich der kommenden Rentenerwartung jedoch nicht rosig. Über zwei Drittel der Umfrageteilnehmer des ERGO Risiko-Reports gehen davon aus, dass das Rentenniveau in den nächsten zehn Jahren abnehmen wird. Folglich erwartet das Gros der Deutschen eine niedrige Rente. Stand jetzt liegen die Teilnehmer damit richtig: Einkommenseinbußen von 55 % und mehr bei Groß- und Kleinverdienern führen nicht nur mathematisch zum geringeren Lebensstandard. Dabei zählten die klassischen Kapital- und Rentenversicherungen mitsamt ihren hohen Garantiezinsen, Überschüssen und Schlussgewinnanteilen als zweite und dritte Säule der betrieblichen und privaten Altersversorgung im letzten Jahrtausend noch als Garant für unbekümmerte Pensionszeiten. In Zeiten von dauerhaftem Niedrigzins reagierte die Assekuranz jedoch in letzter Zeit vielfach mit neuen Produkt-Alternativen. Fondsgebundene Versicherungen und klassische Newtimer ohne eine Zinszusage dominieren derzeit im Angebotsregal. Das Kapitalanlagerisiko wandert zum Kunden. Hinzu kommen Verwaltungskosten, Fondsgebühren oder andere Erfolgsvergütungsformen, die Anleger von fondsgebundenen Versicherungslösungen tragen müssen. Steuerlich geförderte Produkte scheinen indes vielversprechender, wären da nicht die gesetzliche Mehrfachbesteuerung und Doppelverbeitragung. Beratungsprotokolle, die hier Entscheidungswerdegänge nicht über Jahrzehnte dokumentieren, können Vermittler oder deren Nachfolger in Zugzwang bringen. Insbesondere die aktuelle Run-off Thematik innerhalb der Lebensversicherungswelt können mögliche Beratungsfehler aufdecken. So stehen in diesem Zusammenhang beim Vermittlerwechsel oftmals Abschlussberatungen auf dem Qualitätsprüfstand. Kein Vermittler will sich bei der Kundenübernahme etwaige Beratungsaltlasten in den Bestand importieren. Treten Mängel erst bei Ablauf der Lebensversicherung zutage, kann es sogar noch Vermittler treffen, die sich zwischenzeitlich im Ruhestand befinden.

Gefahrenquelle Run-off

Grundsätzlich sind externe und interne Run-offs knifflig. Es beginnt mit der Beratungspflicht des Versicherers gegenüber den Versicherten, umfangreich über mögliche Nachteile von Bestandsübertragungen bzw. -reduzierungen zu informieren. Manche Gesellschaft möchte diese Aufgabe jedoch dem Makler überlassen. Eine endgültige Entscheidung vonseiten des Gerichts hierzu steht zwar noch aus, dennoch müssen Berater bereits heute mit der Situation beim Kunden umgehen. Dementsprechend stärker ist der Trend zur Umdeckung von Altverträgen in neue Altersversorgungsprodukte. Zusätzlich erscheinen der Rückkauf und – bei bestimmten Vertragsgenerationen – die vollständige Rückabwicklung nach Vertragswiderruf attraktiv. Dabei sind die Chancen sowie Risiken einschließlich aller Zahlungsströme offen zu legen. Ansonsten kann der Kunde nicht vergleichen und entscheiden. Erhalten Dienstleister und Vermittler bei Vertragswiderrufen zum Beispiel Vergütungen im deutlich zweistelligen Prozentbereich, beeinflusst dies Versicherte in der Entscheidung, ein solches Angebot in Anspruch zu nehmen. So bieten Rechtsanwälte diese Dienstleistung vielfach zu geringeren Kosten oder per Rechtsschutzversicherung gar zum Nulltarif an. Die Verunsicherung vieler betroffener Run-off-Kunden in Verbindung mit intransparenten Vertragsumdeckungen wird die Nachfrage nach Anwälten mutmaßlich erhöhen.

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