Der Anleger als Retter

11.10.2019

finanzwelt: Wieso ist es wichtig, nachhaltige Produkte im Investmentportfolio zu haben? Jäderberg: Erstens, weil die Projekte, die Fehlentwicklungen aufhalten und gar umkehren können, finanziert werden müssen. Damit mache ich mich als Anleger zum aktiven Retter, prägnant gesagt. Zweitens, weil solche Projekte unternehmerische Chancen und überdurchschnittliche Renditen bieten können. Denn Projekte, die tatsächlich nachhaltig sind, haben gute Chancen langanhaltend Gewinne zu erwirtschaften. Herkömmliche Geschäftsmodelle, die nicht nachhaltig sind, werden vom Markt verschwinden. Müssen. Und werden spürbar Kapital verlieren. Vereinfacht gesagt.

finanzwelt: Worauf muss man achten? Jäderberg: Wie bei jedem Investment muss ein transparentes, plausibles Geschäftsmodell von einem seriösen, kompetenten Management umgesetzt werden. Das zu beurteilen, ist keine Laiensache. Wenn wir, wie jeder professionelle Investor, ein Projekt prüfen, werden sehr viele Aspekte untersucht. Eine der Herausforderungen für einen privaten Anleger ist bereits, den Wahrheitsgehalt von Beschreibungen eines Investmentprodukts zu erkennen. Ohne einen unabhängigen Fachberater geht das kaum. Nur weil ein Angebot als nachhaltig oder grün bezeichnet wird, muss das nicht stimmen.

finanzwelt: Woran erkenne ich Greenwashing? Jäderberg: Politisch korrekt würde ich meine Antwort von soeben wiederholen. Faktisch korrekt verursacht das Investieren in Aktien an der Börse keinen Deut nachhaltige Wirkung bei den Projekten des Börsenunternehmens. Wenn ich eine Aktie kaufe, bekommt der Vorbesitzer mein Geld. Nicht das Börsenunternehmen. Und somit schaffe ich nichts Nachhaltiges. Es sei denn, man betrachtet, was der Vorbesitzer der Aktie mit seinem Erlös anfängt. Selbstverständlich ist das anders bei Kapitalerhöhungen oder Private Equity. Etikettenschwindel bleibt aber nur ein Aspekt. Die Transparenz bei Aktienunternehmen, was mit dem Kapital tatsächlich in Hinblick auf die nachhaltigen Projekte passiert, wenn es denn welche überhaupt gibt, ist schwach ausgeprägt im Vergleich zu direkten Projektinvestitionen. Zurück zum Greenwashing: manche gehen davon aus, dass die allermeisten Aktienfonds, die sich als nachhaltig bezeichnen, einer ernsthaften Prüfung auf Nachhaltigkeit nicht Stand halten. Denn auch Ratingagenturen üben sich nicht alle darin, den tatsächlichen Nachhaltigkeitseffekt eines Börsenaktionärs zu messen. Meine Kurzantwort: gehen Sie erstmal vom Greenwashing aus, wenn in börsennotierte Aktien investiert wird.

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