Was kann in der BU verbessert werden?
17.07.2018
Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer der PremiumCircle Deutschland GmbH, während seinem Vortrag auf dem VorsorgeFachForum in Mannheim / Foto: © PremiumCircle
Wie wichtige eine professionelle Leistungsfallbegleitung ist, zeigt Heike Maurath. Die Heilpraktikerin mit dem Schwerpunkt Osteopathie und Beraterin bei Berufsunfähigkeit zeigte in ihrem Vortrag auf, wie schwer sich Versicherer, Vermittler und sogar Mediziner damit tun, Einschätzungen und Entscheidungen im Leistungsfall zu treffen. „Meine langjährige Erfahrung als Leistungsprüferin bei einem großen BU-Versicherer und selbständige Leistungsfallbegleiterin zeigt, wie problematisch es für Versicherte ist, ihre Ansprüche ohne professionelle Hilfe durchzusetzen. Versicherte, die sich möglichst frühzeitig melden, biete ich neben einem fallbezogen Coaching - auch zur Vermeidung prozessualer Fehler - vorab eine individuelle medizinische und rechtliche Prüfung und Unterstützung ihres Leistungsfalls an. Anschließend erfolgt auf Wunsch die außergerichtliche Leistungsfallbegleitung, bis zur finalen Entscheidung des Versicherers“ so Maurath.
„BU-Produkte sind nicht mehr zeitgemäß“
Ebenfalls kritische Worte in Richtung Versicherer richtete Prof. Dr. med. Thomas Konrad. "Die Bedürfnisse der Menschen gehen an den Absicherungsprodukten der Zukunft vorbei. Die Produkte sind nicht mehr zeitgemäß, denn wir haben eine veränderte Arbeitswelt, völlig veränderte Berufsbilder und mittlerweile einen ganz anderen Bedarf in der Absicherung von Lebensrisiken. Die heutigen Produkte sind auf 30 Jahre ausgerichtet und die Menschen die heute eine BU-Versicherung abschließen sollen, sind Anfang 20 und denken nicht in 30-Jahresschritten. Man muss den neuen Gegebenheiten in einer neuen Produktwelt gerecht werden“, kritisierte der Leiter des Stoffwechselzentrums Rhein-Main. „Was wir beobachten ist, dass der Markt für Berufsunfähigkeitsabsicherungen nicht wirklich gut organisiert ist. Viele Menschen sind nicht abgesichert, obwohl sie sich absichern sollten, weil sie nicht wissen ob sie da ein gutes Produkt bekommen. Zudem gibt es im Schadensfall große Unsicherheiten und lange Verfahren. Als Abgeordnete erhalten wir viele Beschwerden. Es besteht dringender Reformbedarf“, kritisierte auch Dr. Gerhard Schick die Ausgestaltung der BU-Versicherungen.
„Ich habe den Eindruck, dass im Vertrieb die kapitalgedeckte Lebensversicherung bislang eine größere Rolle gespielt hat, obwohl für die Leute die Absicherung ihrer wichtigsten Lebensrisiken erst einmal im Vordergrund stehen sollte. Deshalb ist es sicher auch ein Vertriebsthema, dass die Leute bisher nicht gut genug gegen die Risiken im Berufsleben abgesichert sind. Zudem brauchen wir zur Identifikation von professionellen Dienstleistern ein neues Berufsbild in der Finanzbranche, den zertifizierten und unabhängigen Finanzberater, der sich um alle Finanzangelegenheiten kümmert“, richtete Schick auch kritische Worte an den Vertrieb.
Die von Uwe Kremer, Chefredakteur kapitalmarkt intern, moderierten abschließenden Podiumsdiskussion mit Vorständen, Politikern und Medizinern griff die Themen des Tages auf und rundet die Veranstaltungen ab.
„Die Resonanz des Fachpublikums zeigt, dass der für viele unbequeme Weg der Transparenz den die PCD seit Jahren geht, die gesamte Branche zum Nutzen von Kunden und Vermittlern erheblich voranbringt. Das VorsorgeFachForum hat erneut Standards für die Zukunft gesetzt. Dies zeigen auch die Stimmen der Teilnehmer in unserem Youtube- Kanal“, so das abschließende Resümmee von Claus Dieter Gorr. (ahu)