Was kann in der BU verbessert werden?

17.07.2018

Claus-Dieter Gorr, Geschäftsführer der PremiumCircle Deutschland GmbH, während seinem Vortrag auf dem VorsorgeFachForum in Mannheim / Foto: © PremiumCircle

Auf den beiden Veranstaltungen der 7. VorsorgeFachForen wurden zahlreiche Schwierigkeiten im Bereich der BU-Versicherung erörtert. Auch wurde ein klares Bekenntnis zum aktuellen Gesundheitssystem abgegeben.

Insgesamt kamen zu den Veranstaltungen, die am 16. April in Hannover und am 20. Juni in Mannheim (finanzwelt berichtete) stattfanden, über 520 Versicherungsvermittler. Diese hörten, neben den Analysten der PremiumCircle Deutschland GmbH auch Fachbeiträge von Politikern, Medizinern und von PremiumCircle identifizierten Versicherern, deren Produkte im Bereich der PKV und der BU auf Basis der Vertragsbedingungen zu den Leistungsstärksten zählen. „Was in den letzten Jahren zu kurz gekommen ist, ist die Verantwortung der Branche für Ihre schutzbedürftigen Kunden. Der Fokus lag weniger auf der dringend notwendigen qualitativen und inhaltlichen Produktweiterentwicklung, sondern eher auf der vertriebsorientierten Umsetzung bestehender, aber inkonsistenter und interpretierfähiger Produktlinien“, ging Claus-Dieter Gorr, geschäftsführender Gesellschafter von PremiumCircle, gleich zu Beginn mit den Versicherern im Bereich BU hart ins Gericht. Besser wird hingegen die Situation in der PKV-Vollkostenversicherung bewertet. So zeigen die 2018 auf Basis der AVB umfangreich aktualisierten Analysen von PremiumCircle, dass es inzwischen vier Versicherungen gibt, die ein sehr leistungsstarkes Produktportfolio anbieten. „Die PKV hat hier ein Pfund, dass sie kommunikativ dringend vermarkten muss. Vielen Kunden und Vermittlern ist gar nicht klar, wie wichtig im Krankheitsfall der Zugang zu internationaler TOP-Medizin ist, um so schnell wie möglich wieder fit zu sein. Die Frage einer privaten Krankenversicherung ist keine Preisfrage, sondern eine Versorgungsfrage“, so Gorr.

„Duales System muss bleiben“

Sowohl Vorstände als auch Vermittler waren sich in den Diskussionsrunden einig, dass es auch weiterhin das duale System von GKV und PKV geben muss und eine etwaige Bürgerversicherung somit keine Alternativ sei. Der einzige, der eine andere Meinung vertrat, war Dr. Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher von Bündnis90/Die Grünen. „Mit der Bürgerversicherung wird die GKV zum Standard für Alle und private Zusatzversicherungen bleiben weiterhin notwendig. Es wäre aber kein Einheitssystem wie in Großbritannien sondern ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Krankenkassen auf einer Plattform. Wir glauben, dass das System transparenter und damit für alle besser organisiert ist.“

„BU-Versicherung ist alternativlos, aber alles andere als perfekt“

Diese Meinung vertrat Hendrik Scherer im Rahmen eines AVB-Marktvergleiches. Das hänge mit dem Produktdesign zusammen. „Aktuell erfüllen 13 BU-Anbieter die von der PCD definierten 18 Mindestleistungskriterien. Diese helfen den Vermittlern zumindest den Leistungsumfang am Markt relativ zu differenzieren, um ihren Kunden eine relativ objektive Entscheidungsgrundlage zur Verfügung zu stellen“, so der PremiumCircle Geschäftsführer.

Trotz, oder gerade wegen der Alternativlosigkeit des Produkts, sei in der BU-Versicherung dringender Handlungsbedarf gegeben. So zeigt eine Analyse von PremiumCircle, dass es in den 99 Untersuchten BU-Tarifen (52 SBU und 47 BUZ) eine große Menge unbestimmter Begriffe und unverbindlicher Formulierungen gibt. „Insgesamt 131 unterschiedliche unverbindliche Formulierungen und unbestimmte Begriffe haben unsere Analysten dabei identifiziert. Bei einem Unternehmen im Höchstfall 71, bei einem anderen im Minimalfall 41. Im Durchschnitt aller Versicherer sind es 55. Das ist ein unhaltbarer Zustand, der dazu führt, dass Kunden wie Vermittler bei Vertragsabschluss keine transparente Auswahlmöglichkeit haben und im Leistungsfall oftmals der Willkür der Versicherer ausgesetzt sind“, kritisierte Claus-Dieter Gorr.

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