Warum das Streichen der Staatschulden (nicht) funktioniert
21.04.2021
Rui Soares, Investment Professional bei der FAM Frankfurt Asset Management AG in Frankfurt am Main / Foto: © FAM
Verbraucherpreis-Inflation als Auslöser für eine Zinswende?
Damit stellt sich die Frage, ob bei einer dauerhaften Nullzinspolitik verbunden mit dem permanenten Drucken frischen Geldes eine hohe Inflationsrate nicht eine reelle Gefahr darstellt. Bei der Beantwortung der Frage sollte man berücksichtigen, was es bedeutet in einer Welt mit hohem Leverage und Duration zu leben – sowohl in der Realwirtschaft wie an den Finanzmärkten. Nämlich: das kleine Zinsschritte schon ausreichen, um jeglichen Inflationsdruck aufzulösen. Solange die Zentralbanken ihre Unabhängigkeit bewahren, werden sie diese benötigten kleinen Zinsschritte auch durchführen, falls dies irgendwann erforderlich werden sollte, um die Inflation nicht weglaufen zu lassen. Dennoch herrscht am Markt momentan mal wieder Zinsangst. Auslöser sind Inflationssorgen infolge der massiven Konjunkturprogramme sowie anziehende Rohstoffpreise. Es handelt sich dabei jedoch um ein vorübergehendes Phänomen. Alle paar Jahre taucht das Zinsgespenst auf – und zwar meistens dann, wenn niemand damit rechnet.
Konsequenzen für Rentenportfolios
Die Zeit in der Zinswüste wird noch viele Jahre andauern. Dennoch wird es immer wieder mal zu zwischenzeitlichen Renditeanstiegen kommen, die bei Staatsanleihen und Unternehmensanleihen von Firmenmit Top-Ratings Kursverluste auslösen. Diese fallen umso heftiger aus, je länger die Restlaufzeit noch ist. So waren es jüngst die erst kürzlich emittierten 50-jährigen Staatsanleihen aus Spanien und Frankreich, die besonders stark unter Druck geraten sind. Solche Schuldverschreibungen sind weiterhin zu meiden, da ihr Chance-Risiko-Profil negativ ist. Besser sind Unternehmensanleihen mit guter Bonität am unteren Ende des Investment Grade-Spektrums (Rating BBB) mit kurzer bis mittlerer Restlaufzeit. Hiermit ist zumindest eine Umschiffung der Negativzinsen möglich.
Um eine Exante-Chance auf signifikante Vermögenszuwächse zu haben, sollten unregulierte Anleihe-Investoren – sofern die jeweilige Risikotragfähigkeit dies erlaubt – für die kommenden Jahre auf High Yield Bonds setzen. Bei dieser Asset Klasse besteht sogar ein gewisser Inflationsschutz. Das kommt nun zwar lange nicht so spektakulär daher wie sich und sein Pferd am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, bietet bei aktivem Management dafür aber realistische Chancen auf jährliche Rendite von durchschnittlich rund fünf Prozent.
Kolumne von Rui Soares, Anlageprofi der FAM Frankfurt Asset Management AG in Frankfurt am Main
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