Ökosysteme bedeuten neue Erkenntnisse
15.07.2019
Andre Nepgen, verantwortlich für Discoverys globales Fitnessprogramm Vitality / Foto: © Digital Insurance Agenda
Verhaltensbasierte Programme richten sich tendenziell eher an Menschen, die bereits aktiv sind.
Andre: “Nicht unbedingt. Wir richten uns an alle unsere Kunden, die wir nach ihrem jeweiligen Body-Masse-Index segmentiert haben. Die von uns beobachtete Verhaltensänderung ließ sich in allen Segmenten feststellen: Kunden mit einem guten BMI, leicht übergewichtige Kunden und insbesondere Kunden mit einem hohen BMI. Interessanterweise konnten wir in der Gruppe der stark übergewichtigen Kunden die größten Veränderungen beobachten. Wir haben auch darauf geachtet, ob chronisch Kranke an dem Fitnessprogramm teilnehmen, und das ist in der Tat der Fall. Bei Diabetes-Patienten konnten wir eine Zunahme der sportlichen Betätigung um 68 Prozent feststellen. In der unteren rechten Ecke befand sich jedoch die eine Gruppe, die ich am interessantesten fand: Die umfassendste Verhaltensänderung fand bei Rauchern statt.”
Insgesamt lässt sich feststellen, dass sich der Gesundheitszustand der Menschen allgemein verbessert hat. Inwiefern können Sie bestätigen, dass Ihr Geschäftsmodell daran Anteil hat?
Andre: “Das ist relativ. Wir befinden uns noch in einer sehr frühen Phase. Üblicherweise ist es sehr schwierig, Verhaltensänderungen nach weniger als zwei Jahren Beobachtungszeitraum zu bestimmen, wenn man bedenkt, dass die biometrischen Messwerte zu einzelnen Zeitpunkten abgelesen werden. Wir haben daher den BMI der teilnehmenden Kunden bobachtet, um zu sehen, ob sie an Gewicht abnehmen und sich ihre Gesundheit tatsächlich verbessert hat. Ich kann Ihnen sagen, dass Veränderungen im Bereich von 2 oder 3 Prozent geringfügig erscheinen mögen, aus versicherungstechnischer Sicht ist das aber eine Menge. In fast allen Ländern lässt sich eine allgemeine Zunahme des BMI feststellen. Vor diesem Hintergrund ist die Tatsache, dass Vitality bei den teilnehmenden Mitgliedern eine Trendumkehr bewirkt hat, wirklich eine spannende Sache.”
Ihr Ziel ist, die Gesundheit der Menschen sowohl zum Nutzen der Gesellschaft als auch zum Nutzen der Versicherungen zu verbessern.
Andre: “Genau. Ich würde gerne kurz auf ein anderes interessantes Beispiel aus diesen Daten eingehen. In einigen Ländern finden sogenannte Parkruns statt: Jeden Samstag um acht Uhr morgens laufen Menschen in den teilnehmenden Ländern eine Strecke von 5 Kilometern, wobei gemessen wird, wie lange die Jogger für diesen Parcours brauchen. Wir wollen mithilfe dieser Daten herausfinden, ob wir die Teilnehmer zu besseren Sportlern machen und ob ihnen unser Programm dabei hilft, ein Gefühl für die eigene Leistung zu entwickeln. Also haben wir uns mit Parkrun zusammengetan und haben auf Basis ihrer Daten festgestellt, dass die Teilnehmer schneller laufen! Wenn Sie ein Jogger sind, ist die Verringerung Ihrer Laufzeit um eine Minute über eine Strecke von 5 Kilometern eine große Leistung. Es stellte sich heraus, dass die Menschen, die an diesem Lauf teilnahmen, ihre Laufzeit um 13 Sekunden pro Kilometer verbessern konnten. Das übersetzt sich grob in eine vierprozentige Verbesserung der Herz-Kreislauf-Fitness, und das hat erhebliche klinische Nutzen.”
Welche finanziellen Folgen die Verhaltensänderungen der Versicherten haben, lesen Sie auf Seite 6