Ökosysteme bedeuten neue Erkenntnisse
15.07.2019
Andre Nepgen, verantwortlich für Discoverys globales Fitnessprogramm Vitality / Foto: © Digital Insurance Agenda
Angesichts all dieser neuen Datenströme und vor allem dieser gewaltigen Datenmengen, gewinnen Sie wahrscheinlich ständig neue Erkenntnisse, die die Grenzen der traditionellen versicherungsmathematischen Modelle sprengen.
Andre: “Ein spezieller Aspekt, der für mich einer der wahrscheinlich spannendsten darstellt, ist Sport. Wir von Vitality sind geradezu sportbesessen. Das ist zudem eine besondere Anwendung des Vitality-Modells. Wir haben gelernt, dass Sport oft der Auslöser schlechthin ist, der Menschen zu einem gesünderen Lebenswandel veranlasst. Wir wissen aus den gewonnenen Daten zum Beispiel, dass sich Menschen, sobald sie anfangen, Sport zu treiben, meistens auch gesünder ernähren und weitere Präventivmaßnahmen ergreifen, mehr Online-Selbstbewertungen vornehmen und allgemein gesünder leben. Sport ist also oft ein Vorläufer einer allgemeinen Verhaltensänderung. Gleichzeitig ist Sport aus versicherungstechnischer Sicht wahrscheinlich einer der besten Prädiktoren für das Sterberisiko. Auf Basis unserer Daten wissen wir, dass körperlich aktive Menschen ein um 50 Prozent geringeres Sterberisiko aufweisen als die durchschnittliche Bevölkerung, und wenn man dieses Segment auf das konkrete Fitnessniveau herunterbricht, sinkt die Sterblichkeitsrate sogar auf unter 30 Prozent. Wir haben auch unsere Krankenversicherungsdaten analysiert, da wir unsere Mitglieder über lange Zeiträume verfolgen können. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die Krankenversicherungskosten sinken, wenn man die Menschen dazu bewegen kann, mehr Sport zu treiben – und zwar sowohl im Hinblick auf die Erkankungshäufigkeit als auch die Dauer von Krankenhausaufenthalten. Und das gilt in beide Richtungen: Sobald jemand aufhört Sport zu treiben, kehrt sich der Effekt um.”
Im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts hat Discovery ein beeindruckendes Ökosystem an Partnerschaften mit Unternehmen aufgebaut, die einen wertvollen Beitrag dazu leisten – das reicht von Partnern aus dem Gesundheits- und Fitnessbereich, wie zum Beispiel Virgin Active (Fitness-Studios) und Woolworh (Supermärkte), in denen Vitality-Mitglieder Rabatte von bis zu 25 Prozent auf gesunde Nahrungsmittel erhalten, bis zu Partnern für Belohnungen, wie zum Beispiel die Fluggesellschaften Emirates und British Airways. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, auf welche Weise eine solche Partnerschaft dazu beiträgt, dass die Versicherten mehr Sport treiben?
Andre: “Vor ungefähr zwei Jahren haben wir angefangen, mit Apple zusammenzuarbeiten und auf Basis der Apple Watch ein Anreizprogramm mit der Bezeichnung Vitality Active Rewards gestartet. Ich will Ihnen die ersten Ergebnisse dieser konkreten Versicherungskooperation nennen. Der Weg zu den Vitality Active Rewards mit der Apple Watch ist für die Mitglieder ganz einfach. Gegen eine geringe Aktivierungsgebühr erhalten Sie als Versicherungsnehmer eine Apple Watch und schließen mit dem Versicherungsunternehmen einen Vertrag über die Zahlung der Smartwatch in gleichbleibenden (zinsfreien) Monatsraten über einen Zeitraum von 24 Monaten ab. Der Anreiz, Sport zu treiben, besteht darin, dass diese Raten auf null sinken, wenn Sie sich innerhalb des jeweiligen Monats sportlich betätigen. Wir setzen Ihnen sportliche Wochenziele. Diese Ziele sind personalisiert und auch auf Mitglieder abgestimmt, die unter Vorerkrankungen leiden. Die sportlichen Zielvorgaben sind dynamisch gestaltet, so dass Sie ständig gefordert sind; das heißt, sie werden mit jeder Woche anspruchsvoller, so dass Sie sich selber immer ein wenig mehr abverlangen müssen, und sinken wieder, wenn Sie weniger Sport treiben. Mitglieder, die an diesem Programm teilnehmen, erhalten am Ende jeder Woche kleine Belohnungen, zum Beispiel Gratis-Kaffees, Smoothies, und in einigen Ländern bietet sich die Möglichkeit, für wohltätige Zwecke zu spenden.”
Wie Discovery das Kundenmanagement aktiv steuert, lesen Sie auf Seite 4