Neue Gefahren
23.12.2019
Foto: © Corona Borealis - stock.adobe.com
Es sind neue Gefahren hinzugekommen
Für die Makler wird das Geschäft auch deswegen schwieriger, weil der Bedarf der Unternehmen keineswegs statisch ist. So sagt Mathias Scheuber, Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherung AG: „Es sind neue Gefahren hinzugekommen. Früher haben Firmenkunden hauptsächlich Standardgefahren abgesichert. Heute haben sie ein höheres Absicherungsbedürfnis. Sie wollen sich umfassend absichern, auch gegen unbenannte Gefahren. Zudem haben Themen wie Quotelungsverzicht nach Obliegenheitsverletzungen an Bedeutung gewonnen“. Im Trend lägen die Absicherung zusätzlicher Gefahren, wie z. B. gegen Cyberrisiken und als Ergänzung zum Grundschutz der gewerblichen Inhaltsversicherung zusätzliche Module, etwa Elektronik, Werkverkehr, Assistance, Betriebskosten und Betriebsschließung. Sven Waldschmidt, Vorstand der ALTE LEIPZIGER Versicherung AG, nennt weitere Aspekte: „Der von Unternehmen bevorzugt nachgefragte Versicherungsschutz hat sich nach unserer Wahrnehmung unter anderem in der Form geändert, als dass durch den EU-Binnenmarkt und die Globalisierung eine wachsende grenzüberschreitende Tätigkeit der Unternehmen, von Produktexporten bis zur Verlagerung von Produktionen ins Ausland, eine zunehmende Teilung von Produktionsschritten und die Digitalisierung eine deutlich gestiegene Komplexität entstanden ist, für die Lösungen erwartet werden.“ Die Krux: Dafür sind einerseits eine individuellere Betrachtung der jeweiligen Risikosituation und eine Beratung der Unternehmen erforderlich, der jedoch andererseits ein Kostendruck auf der Beratungsseite gegenübersteht.
Waldschmidt: „Wir nehmen vor diesem Hintergrund einen Trend zu kontinuierlich umfangreicheren Bedingungswerken, höheren Versicherungssummen und Enthaftungsklauseln wie z. B. Innovations- und Besitzstandsvereinbarungen wahr, um diese Entwicklungen in Einklang zu bringen.“ Dies sei jedoch nur begrenzt durch standardisierte Lösungen möglich, denn gerade mittlere und große Unternehmen benötigten eine individualisierte Begleitung. Doch wo liegen – im Vergleich etwa zum Zeitpunkt vor zehn Jahren – die größten Veränderungen? Laut Waldschmidt sei hier insbesondere die Elementarversicherung zu nennen: „Hatte diese doch bis Anfang der 2.000er Jahre auf der Wunschliste eine eher untergeordnete Rolle gespielt, erlebte sie in der Folgezeit einen regelrechten Boom durch die Zunahme von Naturkatastrophen und Extremwetterlagen.“ Inzwischen wachse das Interesse an einer neuen Absicherung: „Bedingt durch die immer schneller voranschreitende Digitalisierung unserer Gesellschaft mit damit einhergehenden neuen Technologien und Prozessen sowie strengeren Regularien, z. B. der EU-DSGVO wachsen Risiken, gegen die sich die Unternehmen wirksam absichern müssen.“ Die Rede sei von einer bedarfsgerechten, flexiblen und innovativen Cyberversicherung, die eine umfängliche unternehmerische Absicherung im Falle von Cyberattacken biete. Genauso sieht das auch Scheuber: „Früher waren es die Sach- und Haftpflichtversicherung. Heute ist es die Cyberversicherung. Die Marktdurchdringung ist heute zwar noch gering, wird aber in zwei bis drei Jahren deutlich zunehmen.“
weiter auf Seite 3