Nachhaltigkeit im Private Banking: Komitee ist King
18.11.2020
Ralf Vielhaber, Geschäftsführer Verlag Fuchsbriefe / Foto: © Verlag Fuchsbriefe
finanzwelt: Sich auf den Kunden einlassen: Wie gut und individuell haben die Vermögensverwalter dieses Mal den "Kittel-Brenn-Faktor" des jeweiligen Kunden herausgearbeitet – also das, was den Kunden wirklich bewegt? Und wie oft haben Sie stattdessen Standardlösungen vorgefunden? Vielhaber: Anteilig aufgeschlüsselt haben wir das nicht. Die meisten haben sicherlich verstanden, dass es dem Kunden um nachhaltige Geldanlage ging. Schwierigkeiten setzten da ein, zu verstehen, dass damit in der Regel auch ein individuelles Wertesystem verbunden ist. Dies zu klären, seine Bedeutung für den Kunden und die daraus erwachsenden Folgen für das Portfolio und das Risiko-Rendite-Profil herauszuarbeiten, daran ist es oftmals gescheitert, den Kunden zufriedenzustellen.
finanzwelt: Sie führen diesen Test schon zum 18. Mal durch. Wie hat sich in dieser Zeitspanne das durchschnittliche Qualitätsniveau entwickelt? Vielhaber: Zum 18. Mal in dieser Konstellation, aber angefangen haben wir mit dem Thema bei Fuchs schon vor 20 Jahren. Das Niveau ist nicht vergleichbar, der Beratungsansatz hat sich auf breiter Front grundlegend verändert. Vor 20 Jahren trafen wir mehrheitlich auf Berater, die einem Kunden ein Aktiendepot zusammenbastelten, verbunden mit einer Kurzvorlesung zu Branchen und Einzelwerten. Die Ziele des Kunden waren meist völlig nebensächlich. In der Schweiz und Liechtenstein ging man gemeinsam Mittagessen. Der Gewinn kam aus der Steuerersparnis, die Rendite des Portfolios war eher ein Randthema. Das ist heute anders. Die Banken und ihre Berater haben verstanden, dass Geld nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck ist. Welchen Zweck genau, das gilt es natürlich stets aufs Neue herauszufinden. Und das Spielfeld ist für alle gleich. Wegen der Steuern geht niemand mehr in die Schweiz, nach Liechtenstein oder Luxemburg. Nicht versteuerte Gelder bringt man nirgends mehr unter.
finanzwelt: Deutschland, Österreich oder Schweiz: Wenn die getesteten Teilnehmer "Nationalmannschaften" bilden würden, welches Land hätte dann die stärkste Mannschaft? Vielhaber: Reden wir von Tischtennis, Volleyball oder Fußball? Bei elf Spielern wären in allen Mannschaften manche Positionen eher schwächer besetzt. Das schwächste Team hat immer noch die Schweiz. Bei nachhaltiger Geldanlage hätte Liechtenstein die stärkste Mannschaft. Aber eher für Volleyball als für Fußball. Die Teams aus Deutschland, Österreich und Liechtenstein rücken jedenfalls qualitativ wieder näher zusammen. Alle haben wieder die Chance auf den Gesamtsieg.
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