Münchner Doppelsieg

18.03.2021

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Neben den 27 Gesellschaften, die eine Gesamtbewertung erhielten, gab es für 27 weitere Gesellschaften nur eine Teilbewertung, denn bei ihnen waren wesentliche Daten nicht verfügbar. Mit der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG, der Generali Deutschland Lebensversicherung AG, der HDI Lebensversicherung AG und der Nürnberger Lebensversicherung AG unterziehen sich vier weitere Versicherer dem umfassenden interaktiven BU-Unternehmensrating von Franke und Bornberg, bei dem der BU-Stabilität ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Dabei werden, ergänzend zu den von map-report untersuchten Kriterien, weitere interne Bestands- und Controlling-Daten ausgewertet. Hier erfolgt die Auszeichnung in der bei Franke und Bornberg üblichen Systematik als F-Note, wobei FFF+ die Bestbewertung darstellt.

Gefahr der Unterkalkulation

Aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus haben sich in den vergangenen Jahren fast alle Versicherer vom aktiven Verkauf klassischer Garantieprodukte der dritten Schicht verabschiedet und das Biometrie-Segment ist vermehrt in den Fokus gerückt. Forciert wurde der Preiskampf dabei durch den zunehmenden Wettbewerb.

Für das laufende Jahr wurde die Beitragskalkulation der BU-Versicherer in verschiedenen Berufsgruppen untersucht. Dabei zeigt sich, dass einige Anbieter die jeweilige Durchschnittsprämie des Marktes um bis zu 30 % unterschreiten, in manchen Fällen sogar noch stärker. Die Autoren des map-reports geben zu bedenken, dass ein solches Pricing in einem wettbewerbsgeprägten ausdifferenzierten Markt nur schwer mit einer strengen Risikoselektion zu rechtfertigen sei. Deshalb würden sich deutliche Tendenzen einer Unterkalkulation zeigen. Zudem habe die aggressive Preispolitik in den vergangenen Jahren zum Teil kuriose Blüten getrieben. Die mit den Jahren immer stärker gestiegenen Anzahl an Berufsgruppen sorgt bspw. für Wanderungsbewegungen von den sogenannten guten Risiken, also Kunden, die noch gesund sind und bei einem Versichererwechsel Geld sparen, zu den jeweils günstigsten Angeboten. Das sorge für eine negative Entmischung der bestehenden Gewinnverbände und damit für Druck auf die Überschussbeteiligung. Die früher breiter angelegten Gewinnverbände mit vier Berufsgruppen hätten einen anderen Risikomix gehabt, der durch Entmischung immer schwerer stabil gehalten werden können, da der Ausgleich nicht mehr wie geplant stattfinden können. Durch die immer breiter gefächerte Selektion im immer spezifischere Risikogruppen werde nicht nur dem ursprünglichen Versicherungsgedanken widersprochen. Es könne auch die anfängliche Freude über niedrige Prämien schnell ins Gegenteil umschlagen, wenn Überschüsse nicht mehr gehalten werden könnten.

Risiken sind manipulierbar

Neben der Gesundheitsprüfung bildet die Einschätzung des beruflichen Risikos eine tragende Säule der Antragsprüfung. Viele Versicherer nutzen hierzu ein Scoring-Modell, mit dem sie noch feiner differenzieren und damit noch günstiger anbieten können. Dieses Modell orientiert sich am Anteil kaufmännischer bzw. körperlicher Tätigkeiten und manchmal auch an der Reisetätigkeit oder Führungsverantwortung. Die Autoren des map-report kritisieren in diesem Zusammenhang, dass bei Fragen nach Tätigkeitsbereichen Manipulationen Tür und Tor geöffnet wären, denn die genaue Einordnung der Tätigkeit lasse sich später nicht einfach feststellen oder sanktionieren. Somit bestehe die Gefahr, dass der Beitrag unter der Bedarfsprämie bleibe. Diese Gefahr steige weiter, wenn für Vermittler und Verbraucher Sprungstellen erkennbar seien, deren Überschreitung zu überproportionalen Steigerungen des Beitrags führen. „Es ist leicht nachvollziehbar, dass Angaben „optimiert“ werden, um eine möglichst günstige Einstufung zu erlangen. Da diese Einstufungssysteme leicht durchschaubar sind kommt es einseitig zu Einstufungen, die gegen das System spekulieren. Die falschen Einstufungen gleichen sich dabei nicht aus, sondern gehen regelmäßig gegen die kalkulierte Risikoverteilung im Versicherungskollektiv“, weiß Franke aus vielen Gesprächen mit Vermittler:innen zu berichten.

Was einen weiteren destabilisierenden Faktor darstellt, lesen Seite 3