Modernes Finanzmanagement – digital und interaktiv

05.11.2020

Alexandre Prot, CEO & Founder von Qonto / Foto: © Qonto

Seit geraumer Zeit öffnet sich die Schere zwischen dem Angebot etablierter Finanzinstitute und den Erwartungen digitalaffiner Unternehmer und Selbstständiger immer weiter. Die Corona-Krise verschaffte dieser Problemstellung unerwartete Aktualität – und rückt die Portfolios junger agiler Player in den Fokus der Marktteilnehmer. Dementsprechend stellen sich nicht nur Fondsvermittler und Versicherungsmakler die Frage: Was zeichnet ein modernes und zukunftsorientiertes Geschäftskonto nun konkret aus?

Die im Zuge der Covid-19-Pandemie beschlossenen Kontakteinschränkungen haben in Deutschland, Europa und der Welt zu enormen Digitalisierungsschüben geführt – branchenübergreifend und unabhängig vom bisher erreichten Virtualisierungsstand. Auch im Finanzbereich scheint sich nun bald die Dominanz der traditionellen Großbanken auf Nimmerwiedersehen zu verabschieden und jungen, innovativen und hochagilen Playern Platz zu machen. Dieser Übergang gestaltet sich in einigen Fällen sehr flüssig und kooperativ, stößt aber auch nicht selten auf Widerstand und destruktiven Aktionismus. Nüchtern betrachtet bleibt den etablierten Finanzkonzernen aber nichts anderes übrig, als sich entweder komplett neu zu erfinden (ziemlich anstrengend), zu kooperieren (ziemlich sinnvoll) oder vom Spielfeld zu verschwinden (ziemlich folgenschwer). Die Geschäftskunden  hingegen profitieren erheblich von dieser Dynamik und können sich für das Angebot entscheiden, das ihrem – ebenfalls deutlich angewachsenen und verbreiterten – Anforderungsprofil entspricht. Folgende Aspekte spielen meiner persönlichen Einschätzung nach bei der Prüfung der Angebote wichtige Rollen:

Präsenzreduktion und Schnelligkeit

Der persönliche Kontakt und regelmäßige Präsenztreffen gehörten bis vor ein paar Jahren zum Fundament einer vertrauensvollen – und üblicherweise langjährigen – Bankbeziehung. Was im regionalen Kontext nicht selten noch hervorragend funktioniert, entspricht aber oftmals nicht mehr annähernd den Bedürfnissen global agierender und virtuell wertschöpfender Start-ups und Mittelständler. Hier kommt es vielmehr auf Schnelligkeit, Unkompliziertheit, Passgenauigkeit und Flexibilität an. Langwierige und vorwiegend analoge Antrags- und Freigabeprozesse bremsen diese Geschäftskunden im internationalen Wettbewerb aus und führen teilweise auch aufgrund fehlendem Verständnis der zugrundeliegenden Geschäftsideen zu folgenschweren Fehlentscheidungen. Hier punkten vor allem die Neo-Banken, die über eine ähnliche Unternehmens-DNA verfügen und die intuitiv die Erwartungen ihrer Kundschaft verstehen und teilen. Heute muss niemand mehr "Zum Rapport" bei seinem Bankberater antreten, wenn sich neuer Investitionsbedarf ergibt. Zudem bringen unterschiedliche Branchen und Unternehmensgrößen sehr differenzierte Anforderungen mit, die von der Zahlungsmittelakzeptanz am Point of Sale bis zur liquiditätsintensiven Warenvorfinanzierung reichen.

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