Modernes Finanzmanagement – digital und interaktiv
05.11.2020
Alexandre Prot, CEO & Founder von Qonto / Foto: © Qonto
Schnittstellenaffinität und Zusatzfunktionen
Zahlreiche Großbanken verfügen – trotz erheblicher Modernisierungsanstrengungen – immer noch über ein über Jahre und Jahrzehnte angewachsenes Dickicht von analogen, miteinander verwobenen Prozessen und proprietären IT-Lösungen, die mühsam und ressourcenintensiv entflochten, standardisiert und für die Anbindung an externe (Kunden-)Systeme fit gemacht werden müssen. Zudem sorgen oft auch ein gewisser Service-Tunnelblick und die Beschäftigung mit sich selbst dazu, dass die Produkte und Dienstleistungen nicht unbedingt den Notwendigkeiten eines modernen, fast vollständig digitalisierten und auf die Bereitstellung von breitgefächerten Unternehmensdaten und aussagekräftigen, hochaktuellen KPIs ausgerichteten Controllings entsprechen. Viele FinTechs und Neo-Banken wissen hingegen aus eigener täglicher Erfahrung um die Bedeutung von sorgfältig und verständlich aufbereiteten Echtzeitdaten, die auf Team-, Abteilungs-, Geschäftsbereichs- und Vorstandsebene benötigt werden, um schnelle und richtige Entscheidungen treffen zu können. Dementsprechend umfasst deren Service-Angebot nicht nur möglichst flexible Produkte mit enorm kurzen und unkomplizierten Freigabeprozessen, sondern auch die Möglichkeit, die dazugehörigen Informationen über passende Schnittstellen und/oder Austauschformate abzurufen, in den benötigten Kontext zu setzen und an die verantwortlichen Entscheider zu verteilen. Gleichzeitig fördert die Einräumung von abgestufter Etatverantwortung auf Team- oder Mitarbeiterebene selbstverantwortliches Handeln und unternehmerisches Denken in allen Bereichen.
Hoher Automatisierungsgrad – und skalierbarer Premium-Support
Komplexe Strukturen und konträre Interessenlagen stehen in Konzernen und Großunternehmen erfahrungsgemäß den immer notwendiger werdenden Change-Prozessen und Automatisierungsanstrengungen gegenüber. Dementsprechend belasten weiterhin hohe Personalkosten das Budget, während viele Standardprozesse immer noch "von Hand" erledigt werden müssen. Junge, auf Agilität und schlanke Unternehmensstrukturen ausgerichtete Neo-Banken und FinTechs haben üblicherweise von Beginn an darauf geachtet, dass standardisierte und vergleichsweise anspruchslose Prozesse und Transaktionen in hohem Maße automatisiert ablaufen können. Gleichzeitig ermöglicht die Einbindung von künstlicher Intelligenz, dass Kunden freier interagieren, Prozesse selbstständig initiieren und abschließen sowie zahlreiche Transaktionen durchführen können, die bisher noch "menschliche" Freigaben erforderten. Die durchweg hochqualifizierten Mitarbeiter stehen dann wieder für Premium-Services zur Verfügung, die sowohl Solo-Selbstständige als auch kleine und mittelständische Unternehmen ganz gezielt nach ihren Bedürfnissen zusammenstellen und hinzubuchen können. Aufgrund ihrer sehr niedrigen allgemeinen Kostenbasis sind Neo-Banken und FinTechs daher in der Lage, eine "Grundversorgung" aller notwendigen Services sicher zu stellen und gleichzeitig bezahlbaren Premium-Support auf "Privatbank-Niveau" anzubieten.
Kooperationspotential
Ich beobachte weiterhin immer wieder, dass sich die klare Rollenverteilung von Anbieter und Nutzer bei der Kooperation von ähnlich "tickenden" FinTechs, Neobanken, Start-ups und KMU aufweicht. Aus reinen Einbahnstraßen können sich innovative und lukrative Partnerschaften entwickeln, die dann zu übergreifenden Ideen und Geschäftsmodellen führen und zusätzliche Kunden- und Umsatzpotentiale erschließen. Dieser Aspekt steht bei der Auswahl eines neuen Finanzpartners vielleicht nicht primär im Vordergrund, sollte aber auch nicht vollkommen außer Acht gelassen werden.
Gastbeitrag von Alexandre Prot, CEO & Founder von Qonto