Kompetenzen vernetzen als Basis für Innovation

08.04.2021

Eva Maria Kraus, Inhaberin NEWVIEW / Foto: © NEWVIEW

In komplexen Zeiten geht ohne die Vernetzung von Kompetenzen nichts mehr. Diverse, heterogene Netzwerke, kreuz und quer durchs Unternehmen sowie darüber hinaus, sind die neue Basis für Dynamik und Innovation. Klassische Firmenstrukturen wirken jedoch eher netzwerkverhindernd. Wollen Finanzbetriebe langfristig erfolgreich sein, müssen sie neue Wege finden, Potenziale freizusetzen. Dafür braucht es ein Umdenken in der Weiterbildung.

In vielen Unternehmen herrscht Konkurrenzkampf. Mitarbeitende ringen um Macht und Belohnung. Gleichzeitig sind Abteilungen gewöhnt, ihre Angelegenheiten für sich allein zu klären, denn das sorgt für Frieden. Statt sich um das Miteinander zu kümmern, liegt der Fokus auch in der Finanzszene auf Customer Journeys und Touch-Point-Management. Kunden sollen sich wohlfühlen und eine langfristige Bindung mit der Marke antreten. Probleme, Beratungen, Verkauf und Abwicklung sollen möglichst reibungslos ablaufen und Käufer beim Unterschreiben ein gutes Gefühl begleiten.

Schaut man allerdings hinter die Kulissen, sieht es völlig anders aus. Was für Kunden wie eine Einheit wirkt, weicht intern oft Schuldzuweisungsrivalität. Der Vertrieb gebe falsche Daten weiter, Berater kennen nicht alle Produkte, der Innendienst stelle sich quer und die an den Service-Hotlines hätten sowieso von nichts eine Ahnung. Besonders in der Finanzbranche sind Vorwurf und Kluft oft groß. „Die da oben“ überlegen sich kluge Strategien und entwickeln Produkte am Schreibtisch, die Kunden (und Unternehmen) glücklich machen sollen. Doch oftmals fehlt die Rückmeldung, wie das Angebot da draußen überhaupt ankommt. Berater, die unmittelbar mit Produkt und Kunde arbeiten, wissen genau, wo der Zielgruppe der Schuh drückt, aber ihre Verbesserungsideen kommen selten bei der Managementebene an. Schade!

Krusten sprengen, Silos auflösen

Viele Finanzunternehmern leiden unter verkrusteten Hierarchien und dem bekannten Silodenken. Da kocht der Vertrieb eine andere Suppe als die IT, und das Marketing hängt die Sales-Mannschaft ab. Da die Folgen dieser Probleme weitreichend erforscht sind, gibt es immer wieder Bemühungen, die Mitarbeitenden zusammenzubringen. Die meisten Maßnahmen helfen punktuell, verändern aber nicht die internen Touchpoints der Teams. Investieren Unternehmen in Weiterbildung, bleibt diese meist streng getrennt. Führungskräfte bekommen Leadership-Seminare, während Makler in fachspezifischen Trainings sitzen. Damit Berater gut verkaufen, sitzen sie in Verkaufsschulungen, dabei wird Sales im Innendienst getrennt von Verkäufern an der Serviceline geschult. Jetzt, wo alles digitaler wird, kommen für alle noch ein paar Online-Skills hinzu. Doch so funktioniert weder Digitalisierung noch Innovation.

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