Kann Geld das Gesundheitssystem heilen?
09.10.2019
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Politik muss Medizin auf Höhe der Zeit bringen
Eine große Chance für die Medizin der Zukunft bietet die Digitalisierung. Insbesondere versprechen sich Ärzte davon Lösungsansätze für den wachsenden bürokratischen Aufwand, der für 80 % Studienteilnehmer das größte Problem ihrer Tätigkeit ist. Jedoch sind die Ärzte der Meinung, dass die Politik sie im Bereich Digitalisierung noch nicht genug unterstütze: So gaben 58 % der Befragten an, dass die Politik in diesem Bereich noch mehr tun müssen, bei den unter 45-jährigen waren sogar zwei Drittel dieser Meinung.
Dass die Digitalisierung die Medizin grundlegend verändern wird, glauben 53 % der Ärzte, für 4 % ist dies bereits schon so geschehen. Ob das gut oder schlecht ist, darüber scheiden sich allerdings die Geister. So bewertet knapp die Hälfte der Ärzte den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin als Chance, 38 % sehen hier hingegen die Risiken. Weitgehend einig sind sich die Mediziner darin, dass KI ihren Arbeitsplatz nicht überflüssig macht: 83 % von ihnen gaben an, dass sie die entscheidende Rolle in der Gesundheitsversorgung nach wie vor bei Ärzten aus Fleisch und Blut sehen.
Zum Bereich der Digitalisierung in der Medizin gehört auch das Thema Telemedizin. Diese gewinnt in der Bevölkerung zunehmend an Akzeptanz: So gaben bei diesjährigen MLP Gesundheitsreport 33 % der Bürger an, dass dies für sie in Frage kommen würde, eine Steigerung um elf Prozentpunkte gegenüber der Umfrage vor drei Jahren. Bei den unter 30-jährigen kann sich sogar etwas mehr als die Hälfte solche Behandlungsformen vorstellen. Bei den Medizinern rechnen 89 % der Befragten, dass es in den kommenden zehn Jahren mehr entsprechende Angebote geben wird. Die Ärzte stehen der Telemedizin grundsätzlich positiv gegenüber: So bescheinigen ihr 58 % der befragten Mediziner mehr Vorteile, während nur 38 % glauben, dass sie mehr Nachteile hat. 57 % sehen die Telemedizin auch als eine Antwort auf den Ärztemangel.
Das Problem: Telemedizin führt nach wie vor ein Schattendasein: So bieten von den Krankenhausärzten nur 4 %, bei den Niedergelassenen sogar nur 2 % solche Angebote an. Immerhin 86 % bzw. 88 % planen das in Zukunft. Die Gründe hierfür liegen vor allem in der erwarteten eigenen Kostenbelastung (48 %) und dem steigenden Verwaltungsaufwand (74 % ). Zudem zweifeln die Ärzte daran, ob der Datenschutz der Patienten ausreichend gewährleistet ist (63 %). Ein weiteres wesentliches Hindernis für Telemedizin: Bis vergangenen Mai gab es in Deutschland noch ein Fernbehandlungsverbot. (ahu)