Kann Geld das Gesundheitssystem heilen?

09.10.2019

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Reformen haben nichts bewirkt

Um die Situation im deutschen Gesundheitssystem zu verbessern, wurden in den letzten drei Jahren zahlreiche Reformmaßnahmen auf den Weg gebracht – die man sich aber auch hätte sparen können, so die Meinung vieler Ärzte und Bürger. So erwarten 57 % der Bürger, dass es durch die Maßnahmen zur schnelleren Terminvergabe spürbare Verbesserungen gibt. Wenig verwunderlich, wie soll denn ein Arzt, der bereits an der Kapazitätsgrenze arbeitet, noch mehr Termine anbieten können? Im Jahr 2016 wurde diese Maßnahme noch von 58 % der Befragten begrüßt. Ebenfalls auf Skepsis stößt die Hausärzteprämie, zumindest bei den Bürgern, wo sie von mehr als einem Drittel abgelehnt wird. Anders sehen es hingegen die Ärzte, von denen 63 % diese Maßnahme befürworten. Auch Kritik bei den Ärzten stoßen hingegen die Erweiterung der Sprechstunde auf 25 Wochenstunden (62 % sind dagegen) und die kürzlich festgelegten Personaluntergrenzen für Krankenhäusern, von den nur 12 % der dort beschäftigten Ärzte eine Umsetzung für möglich halten. Positiv wird von den Ärzten hingegen der Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn zur Widerspruchslösung in der Organspende bewertet: Diesen Vorschlag finden 62 % der Ärzte gut.

Statt all dieser Einzelmaßnahmen solle es lieber eine umfassende Gesundheitsreform geben – so zumindest die Meinung von 46 % der Bürger und 70 % der Ärzte. Jedoch zeigen sich 75 % der Ärzte skeptisch, ob es zu einem solch ambitionierten Reformpaket tatsächlich kommen wird. "Die Politik ist gefordert, strukturelle Verbesserungen anzugehen. Ein Herumdoktern an einzelnen Schwachstellen im System reicht nicht mehr, um unser Gesundheitswesen zukunftsfest zu machen - das zeigt unsere Studie sehr deutlich", so die Forderung von Dr. Uwe Schroeder-Wildberg, Vorstandsvorsitzender von MLP.

Es wird wohl nicht besser

Davon sind viele Ärzte überzeugt. So gehen 59 % der Ärzte von einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung aus, in der Bevölkerung erwarten 30 %, dass dies der Fall sein wird. Angesichts des zunehmenden Ärztemangels auf dem Land fürchten 90 % der befragten Ärzte, dass es dort zu Versorgungsschwierigkeiten kommen wird, 85 % glauben, dass sie in Zukunft weniger Zeit für ihre Patienten haben werden. Zudem gehen drei Viertel davon aus, dass sie in Zukunft nicht mehr alle medizinisch notwendigen Leistungen verordnen können.

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