Kann ELTIF 2.0 den Sachwertemarkt beleben?
28.08.2023
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Für PATRIZIA GrundInvest kommentiert Geschäftsführer Andreas Heibrock die kommenden Bedingungen ebenfalls positiv: „Mit der Überarbeitung der ELTIF-Verordnung hat der ELTIF stark an Attraktivität gewonnen. Die Grundidee, einen Fonds zu haben, der ohne Zusatzaufwand in der EU – auch an Privatinvestoren – vertrieben werden kann, war eine gute. Leider wurde sie durch Investitionsrestriktionen und ein starres Korsett an Vorgaben insbesondere im Vertrieb ausgebremst. Daher gehen wir davon aus, dass der Markt spätestens Anfang 2024, wenn das neue Regelwerk anwendbar ist, einen Aufschwung erleben wird.“ Er betrachtet den ELTIF im Bereich der Infrastruktur als ideal. Auch wenn Immobilien als Assetklassen künftig denkbar sind. „Für Real Estate sind wir aufgrund der Leverage-Beschränkungen ein wenig skeptisch“, so Heibrock. Immerhin wird der ELTIF 2.0 seine Fremdkapitalquote von 30 % auf 50 % erhöhen.
Dennoch stellt der im Vergleich zum AIF geringe Darlehensanteil auch für Volker Arndt, Geschäftsführer des auf USA-Fonds spezialisierten Anbieters US TREUHAND, einen Minuspunkt dar: „Der ELTIF unterliegt strengeren Anforderungen an den Leverage, so dass der Anleger nur in geringerem Maß von der Aufnahme von Fremdkapital profitieren kann.“ Seiner Ansicht nach wird sich das überarbeitete Produkt bei Initiatoren durchsetzen, die Sachwerte wie Infrastruktur und Private Equity-AIF grenzüberschreitend im Europäischen Wirtschaftsraum an Kleinanleger vertreiben möchten. Denn das ist ein Vorteil des ELTIF: Er kann an Investoren im gesamten europäischen Wirtschaftsraum platziert werden.
Doch das trifft offenbar nicht so ganz den Nerv der deutschen Finanzberater. „Zum jetzigen Zeitpunkt reagieren unsere Vertriebspartner trotz der Erleichterungen im Vertriebsprozess noch sehr verhalten beim Thema ELTIF. Das ist für uns wenig überraschend, da der ELTIF bisher wenig Beachtung fand und die neuen Regeln sich erst noch in der Praxis bewähren müssen“, sagt Fabian Spindler, Geschäftsführer beim US-Fonds-Marktführer Jamestown US-Immobilien GmbH. Ein ELTIF sei daher aktuell nicht geplant.
Andere Anbieter möchten erst einmal abwarten, zum Beispiel der Marktführer aus den vergangenen Jahren im Eigenkapital-Umsatz bei Publikums-AIF, die DEUTSCHE FINANCE GROUP. Ähnlich äußert sich die auf Fach- und Baumärkte spezialisierte Hahn-Gruppe auf Nachfrage dazu. Auch die BVT Unternehmensgruppe aus München will die Entwicklung rund um das Thema ELTIF insbesondere unter dem Aspekt einer ergänzenden Anlagealternative für Privatanleger erst einmal beobachten. „Durch die Änderung der Regelungen für den ELTIF, die ab Januar 2024 gelten, insbesondere durch die Erweiterung des Anlagespektrums und des Wegfalls vieler Hürden für den Vertrieb an Privatanleger kann sich der ELTIF durchaus zu einer attraktiven Anlageform entwickeln. Allerdings sehen wir die Bedeutung von AIF, die sich über die vergangenen zehn Jahre seit Einführen des Kapitalanlagegesetzbuches gut am Markt etabliert haben, durch ELTIF nicht in Frage gestellt“, so Martin Krause, Geschäftsführer der BVT Beratungs-, Verwaltungs-und Treuhandgesellschaft für internationale Vermögensanlagen mbH.
Uneinheitlich sind die Antworten der befragten Anbieter in der Frage, ob die Banken ihren privaten Kunden verstärkt wieder Sachwerte anbieten werden. Eine Vielzahl der vor einigen Jahren vertriebsstarken Banken und Sparkassen hat sich als Reaktion auf Pannen und Pleiten vergangener Jahre vor der Regulierung komplett aus dem Geschäft mit geschlossenen Publikumsfonds verabschiedet. „Definitiv! Die Abwicklung eines ELTIF über digitale Plattformen und schlanke Verwaltungsstrukturen ist viel leichter. Durch Fungibilität und niedrige Mindestzeichnungssummen ist zudem eine deutlich größere Zielgruppe erreichbar. Mit dem ELTIF als Produkt mit Wertpapierkennnummer, das in Depots gebucht werden kann, werden sich ganz neue Kundenkreise erschließen lassen“, ist ÖKORENTA-Chef Goldenstein euphorisch.
Andere sind zurückhaltender. Andreas Heibrock zum Beispiel: „Die aktuelle Zurückhaltung der Investoren bei Sachwerten ist aus unserer Sicht eher auf die Rahmenbedingungen und die Unsicherheiten am Markt zurückzuführen. Der ELTIF kann sicherlich hilfreich sein; den einen oder anderen Vertriebspartner zu gewinnen, aber das Sentiment am Markt wird sich dadurch nicht grundsätzlich ändern.“
Markus Gotzi
Chefredakteur
„Der Fondsbrief“