Ist die „weiche Landung“ Träumerei?
01.08.2022
Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.
Was soll ein Anleger in dieser Konstellation tun? Zunächst hat die Qualität der Anlagen (überwiegend Aktien, aber auch bei Anleihen) oberste Priorität (Vermeidung von Totalausfällen). Er sollte weiterhin in verschiedenen Assetklassen investieren, um so Klumpenrisiken (alles in Aktien, alles in Immobilien) zu vermeiden. Erhöhte Liquiditätshaltung ist wohl angebracht, denn Crash-Kurse beinhalten auch Anlage-Chancen. Wer kein Geld hat, kann dann auch nicht preiswert kaufen.
Die Beimischung von bis zu 20 Prozent in Edelmetallen und Rohstoffen erscheint mir derzeit wichtiger denn je. In der Vergangenheit haben diese sowie Minenaktien in ähnlichen Szenarien kräftige Gewinne erzielt und so zum Werterhalt des Vermögens beigetragen. Die Stimmung ist schlecht. Die Preise sind, besonders bei Minenaktien, kräftig gefallen. Etliche Goldanleger sind enttäuscht von der Performance. Aber: Ist sie wirklich so schlecht? Zunächst haben die Anleger sich vor allem in die Liquidität geflüchtet. Sie haben von allem etwas verkauft. Aktien und auch Gold.
Denn Gold hat zwar seit Jahresbeginn in US-Dollar 3,5 Prozent verloren (der DAX liegt schon 17 Prozent hinten). Da aber der US-Dollar gegen Euro um zehn Prozent gestiegen ist, liegt der Euro-Goldkäufer sogar im Gewinn. Der Anleger verkauft nun mal lieber etwas, wo er nicht im Minus liegt. Doch gerade der starke Dollar hat beim Edelmetall Gegenwind verursacht. Ebenso wie die Zinserhöhungen der Notenbanken.
Noch braucht man Geduld. Wenn die FED aber wieder das monetäre Gaspedal tritt bzw. die Börse davon ausgeht, springen die Edelmetalle an, dann könnte ein schwächelnder Dollar den Goldpreisanstieg unterstützen. Die Kaufkraftparität des USD wird eher bei 1,20 zum Euro gesehen. Kursziele beim Gold von 2.000 bis 3.000 US-Dollar sind keine Utopie mehr. Nicht zu vergessen ist Silber, das mit einem Index von über 90 (für 1 Unze Gold gibt es 90 Unzen Silber) historisch preiswert (Durchschnitt ca. 55/60) gegenüber Gold ist. Die heutigen Kurse, vor allem bei den Minenaktien, sind Kaufkurse. Vielleicht hat der Anleger im Nachhinein nicht den allerbilligsten Kurs erwischt. Aber das schaffen erfahrungsgemäß nur Lügner. Trends drehen oft abrupt, das heißt mit mehreren kräftigen Kurssteigerungen an einem Tag. Dadurch haben die besonders „geizigen“ schon manchen Trend verpasst. Goldanleger sollten Ruhe bewahren. Die Zeit arbeitet für sie. Die Notenbanken wahrscheinlich auch.
Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH