Investmenttrends, die Vermittler jetzt kennen sollten
18.06.2021
Dr. Dirk Rathjen, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau und Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der Lebensversicherung von 1871 a. G. München / Foto: © IVA & LV 1871
finanzwelt: Auch bei Geldanlagen wird der Ruf nach nachhaltigen Investmentmöglichkeiten immer lauter. Welche Entwicklungen müssen Vermittler hier bei der Beratung ihrer Kunden besonders im Blick behalten? Rathjen» Ab 2022 müssen Anleger nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen gefragt werden. Dabei reicht Klimaschutz allein nicht, um Fonds als nachhaltig einzustufen. Anstatt alles auf Windenergie zu setzen, empfehlen wir ganzheitliche Investmentstrategien, die nicht nur einzelne Umweltfaktoren, sondern ebenso die sozialen und Governance-Aspekte berücksichtigen. Schrögenauer» Gerade bei nachhaltigen Geldanlagen schwingt oft die Sorge mit, zwar Gutes zu tun, aber gleichzeitig Rendite zu verspielen. Dass sich nachhaltige Investments und Rendite nicht ausschließen, zeigt eine Metastudie der Uni Hamburg: Demnach besagen nur 10 % der Studien, dass ESG-Anlagen schlechtere Rendite einfahren als konventionelle Produkte. Bei 40 % hält es sich die Waage und 50 % der über 2.000 Studien zeigen, dass nachhaltige Anlagen sogar besser abschneiden als traditionelle. Der Schlüssel zum Erfolg von nachhaltigem Vermögensaufbau liegt in der Kombination von Nachhaltigkeit der Anlagen und guter Diversifikation des Risikos. Viele moralisch hochwertige Fonds haben Klumpenrisiken, die sie für die Altersvorsorge ungeeignet machen. Eine ganzheitliche Finanzberatung besteht hier auch darin, Vorurteile abzubauen, umfassend über Vor- und Nachteile nachhaltiger Anlagen zu informieren und Kunden so zu unterstützen, die für sie individuell passende Investmentstrategie zu finden.
finanzwelt: Warum sollten sich Anleger bei langfristigen Investments ausgerechnet für Versicherungslösungen entscheiden und nicht etwa für den bewährten Rentenfonds? Rathjen» Rentenfonds gelten im Volksmund als besonders risikoarm und erfreuen sich daher gerade bei sicherheitsbewussten Anlegern großer Beliebtheit. Die Anleihenkurse sind jedoch mittlerweile so hoch und das Zinsniveau so niedrig, dass Rentenfonds aktuell kaum noch Renditen abwerfen und teilweise sogar negative Zinsen einfahren. Deutsche Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit haben aktuell zum Beispiel eine Rendite von -0,12 %, von der auch noch die Kosten des Rentenfonds abgehen. Dagegen lagen die Verzinsungen der Sicherungsvermögen von Versicherern im Branchenschnitt bei ca. 2,01 % im Jahr 2021. In einigen guten Fondspolicen lassen sich Fonds mit konventionellem Sicherungsvermögen mischen. Das macht sie reinen Fondsdepots überlegen. Schrögenauer» Wählen Anleger statt eines Rentenfonds in einem Depot den Weg über eine Versicherungslösung, profitieren sie von der Wertentwicklung des Deckungsstocks und vermeiden die Verluste von Rentenfonds. Bei der LV 1871 beispielsweise liegt die laufende Verzinsung in der Überschussbeteiligung im Jahr 2021 bei 2,4 % – ein Ergebnis, das auf die gute Diversifikation der Kapitalanlagen zurückzuführen ist mit einem auf Marktwertbasis überdurchschnittlichen Immobilienanteil von 14,8 % als stabilem Werttreiber. So lassen sich ausgewogene Portfolios renditestärker umsetzen als mit Mischfonds – mit einem sicherheitsorientierten Teil im konventionellen Deckungsstock und einem renditeorientierten Teil in Aktienfonds oder -ETFs.
finanzwelt: Apropos ETFs – damit kann ein Makler doch nichts falsch machen, oder? Rathjen» ETFs sind in aller Munde. Sie gelten als einfach und transparent, sind außerdem kostengünstig und flexibel. Bestens geeignet also für alle, die sich einmalig einen ETF aussuchen und dann ein Leben lang besparen? Ganz so leicht ist es leider nicht. Die Märkte und das Fondsangebot ändern sich ständig. Eine Auswertung von Smart Asset Management zeigt aber: Nur bei der Hälfte aller Fondspolicen werden während der Laufzeit Änderungen im Fondsportfolio vorgenommen. Alle anderen werden nicht mehr angefasst – obwohl Fondswechsel kostenlos wären. Dabei könnte die Rendite des hinterlegten Investments erhöht werden ohne höheres Risiko für den Kunden. Mein Tipp deshalb: Den richtigen Fonds für die Fondspolice eines Kunden zu finden, ist angesichts der riesigen Auswahl und des stetigen Wandels am Markt kein Kinderspiel. Gemanagte Portfolios sind hier eine aktive und unkomplizierte Alternative für Makler. Hier stellen Anlagespezialisten das Portfolio zusammen. Sie haben die Fonds stets im Blick und können bei Bedarf eingreifen. (fw)