Investmenttrends, die Vermittler jetzt kennen sollten

18.06.2021

Dr. Dirk Rathjen, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau und Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der Lebensversicherung von 1871 a. G. München / Foto: © IVA & LV 1871

In Zeiten von Minuszins und Corona-Pandemie versparen sich die Bundesbürger mit Sparbuch und Girokonto. Vermittler haben daher gerade jetzt die Möglichkeit, sich mit Investmentexpertise als echte Vorsorgeberater zu positionieren. Im Interview mit der finanzwelt sprechen Hermann Schrögenauer, Vertriebsvorstand der Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871), und Dr. Dirk Rathjen, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau darüber, welche Investmenttrends Vorsorgevermittler für die Kundenansprache und -beratung im Blick behalten sollten.

finanzwelt: Herr Schrögenauer, warum sollten sich Versicherungsmakler mit Investmenttrends auseinandersetzen? Hermann Schrögenauer» Corona wird das Sparen auch weiterhin beflügeln, ebenso wie die vermehrte Nachfrage nach biometrischer Absicherung. Gleichzeitig muss in den Köpfen von Verbrauchern, Vertrieb und Versicherern ankommen: Dividenden sind der neue Zins und Versicherung wird zum Investment. Kunden erkennen in diesen Zeiten mehr denn je, wie wichtig dabei die persönliche und passgenaue Beratung durch unabhängige Vermittler ist. Vermittler können sich jetzt genau diese Entwicklung zu Nutze machen und sich als ganzheitlicher Berater positionieren. Und dazu gehört neben Risikoabsicherung auch, über aktuelle Investmenttrends auf dem Laufenden zu sein.

finanzwelt: Ist denn eine Krise, wie wir sie aktuell erleben, überhaupt der richtige Zeitpunkt für Investments? Dirk Rathjen» Als Anfang März 2020 die internationalen Börsenkurse als Reaktion auf die Corona-Pandemie einbrachen, war ein klassisches Phänomen zu beobachten: Anstatt den Blick auf die langfristige Rendite zu richten oder die niedrigen Kurse sogar für weitere Investitionen zu nutzen, verkauften viele Anleger ihre Wertpapiere. Die Corona-Krise hatte die Unsicherheit bei allen Geldanlagen verstärkt. Ein Gefühl, das 73 % der Deutschen haben, wie eine repräsentative Umfrage der Landesbank Baden-Württemberg zeigt. Dabei heißt es genau in diesen Zeiten: cool bleiben und investieren. Schrögenauer» Vorsorgevermittler sind gerade in Krisen besonders gefragt, ihren Kunden die Angst vor kurzfristigen Wertverlusten zu nehmen und den Fokus auf den langfristigen Vermögensaufbau zu lenken. Denn wer bei Börsencrashs panisch verkauft, läuft Gefahr, die meist rasche Erholung im Anschluss zu verpassen.

finanzwelt: Sind Immobilien in Zeiten volatiler Kapitalmärkte nicht die sicherere Geldanlage? Rathjen» Immobilien gelten in Deutschland als sichere Anlageoption, da gebe ich Ihnen Recht. Seit der Finanzkrise 2008 schießen die Kaufpreise für Immobilien scheinbar unaufhaltsam in die Höhe. Aber: Den Kaufpreis durch Mieteinnahmen wieder reinzuholen, wird zunehmend schwieriger. Ein Bericht der Bundesbank von Februar 2021 zeigt, dass Immobilien vor allem in den deutschen Großstädten um bis zu 30 % zu hoch bewertet werden. Und Erfahrungen aus den letzten Krisen zeigen, dass Immobilienpreise einbrechen können und das in vielen Ländern auch getan haben. Das bedeutet, die finanziellen Risiken für Käufer und Eigentümer steigen, werden aber ständig unterschätzt. Anders sieht das bei Aktien aus: Die schnelle Erholung des Aktienmarktes im Corona-Jahr hat einmal mehr gezeigt, dass Aktien besser sind als ihr Ruf. Wer bereit ist, kurzfristig hohe Schwankungen auszuhalten, fährt langfristig mit Investitionen in Aktien sicherer als mit Immobilienspekulationen.

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