Industrie 4.0 – Unternehmen im Transformationsprozess

21.02.2020

Robert Mayr (li.) und Ulrich Wessels (re.) / Fotos: © DJE Kapital AG

Sicherheitsbedenken lähmen bislang 5G-Integration

Die bisher schleppende Integration der 5G-Technologie in den Produktionsprozess ist einer Studie des Unternehmens Ericsson nach größtenteils auf Bedenken hinsichtlich Datenschutz und -sicherheit zurückzuführen. Historisch betrachtet zeichnen sich industrielle Kontrollsysteme als geschlossenes und isoliertes Netzwerk aus, weshalb der Trend hin zur drahtlosen Vernetzung der Produktionskette eine breitere Angriffsfläche für Cyberattacken bietet. Allerdings bieten insbesondere zwei Faktoren laut Capgemini zusätzliche Sicherheit bei Nutzung der 5G-Technologie gegenüber der 4G-Technologie. Einerseits lässt sich ein 5G-Netzwerk – je nach Anwendungsgebiet – in zahlreiche virtuelle Netzwerke unterteilen, was eine individuelle Verschlüsselung des spezifischen Einsatzbereiches ermöglicht. Andererseits gibt es staatliche Initiativen, dass Unternehmen für ihr 5G-Netzwerk einen privaten Anteil im Breitband-Spektrum erhalten können und somit nicht auf die Dienste von Telekommunikationsanbietern angewiesen sind. Dies würde die vollständige Kontrolle über die eigenen Daten sicherstellen und Risikofaktoren minimieren.

Industrielles Internet der Dinge ermöglicht nachhaltige Geschäftsmodelle

Die erfolgreiche Adaption des industriellen Internet der Dinge ermöglicht Industrieunternehmen bestehende Geschäftsmodelle strukturell zu transformieren und nachhaltig zu gestalten. Zwar wird ein gewisser Umsatzanteil weiterhin auf die Produktion von Industriegütern fallen, deren Nachfrage vom Investitionsverhalten der Kunden und somit letzten Endes der volkswirtschaftlichen Konjunktur abhängt. Allerdings ermöglicht das industrielle Internet der Dinge die Weiterentwicklung des bestehenden Produktportfolios hin zu einer Art digitalem Ökosystem. Dies bietet die Chance den Anteil an wiederkehrenden Umsätzen, beispielsweise durch lizenzbasierte Umsatzmodelle wie Software-as-a-Service, erheblich zu steigern. Bedenkt man, dass Softwareunternehmen eine durchschnittliche Bewertungsprämie von ca. 40 Prozent gegenüber Industrieunternehmen aufweisen, so dürfte eine potenzielle Neubewertung künftiger industrieller Geschäftsmodelle am Kapitalmarkt eine große Chance für bestehende, wandlungsfähige Unternehmen darstellen.

Digitalisierung des Industriesektors bietet langfristige Investitionsmöglichkeiten

Obwohl sich gegenwärtig ein Großteil des Industriesektors mit der digitalen Transformation aktiv auseinanderzusetzen scheint, wird schlussendlich nur ein Teil der Unternehmen diese erfolgreich meistern. Im Gegensatz zu reinen Technologieunternehmen besteht die Herausforderung darin, eine gewisse Konvergenz zwischen Prozess- und Informationstechnologie zu finden, welche oftmals durch eine gewisse „Old Economy“-Unternehmenskultur gehemmt wird. Sinnbildlich dafür stehen die gezielten Zukäufe von Softwareunternehmen seitens Industriekonglomeraten, deren Integration bisher nicht vollumfänglich als erfolgreich bezeichnet werden kann. Die fundamentale Analyse von Geschäftsmodellen in Kombination mit einem intensiven Managementdialog – so wie es bei der DJE Kapital AG gelebt wird – ermöglicht die Identifikation aussichtsreicher Industrieunternehmen, welche durch strukturelles Wachstum und einer möglichen Neubewertung überproportional vom digitalen Wandel profitieren.

Marktkommentar von Robert Mayr, Senior Analyst unter anderem für den Sektor Industrial Goods & Services und Banken sowie Ulrich Wessels, Co-Analyst für den Sektor Industrial Goods & Services bei der DJE Kapital AG