Industrie 4.0 – Unternehmen im Transformationsprozess

21.02.2020

Robert Mayr (li.) und Ulrich Wessels (re.) / Fotos: © DJE Kapital AG

Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit der virtuellen Inbetriebnahme gesamter Anlagen. Diese ist eine entscheidende Phase im Projektablauf. Erst kurz vor der Abnahme zeigt sich, ob Mechanik, Elektrik und Automatisierung wie gewünscht funktionieren. Dabei wird ungeplantes Verhalten der einzelnen Komponenten, das zu hohen Kosten und Verzögerungen führen kann, deutlich reduziert. Durch die Analyse der gesammelten Daten können kleinste Abweichungen von der Norm ein Zeichen für eine drohende Fehlfunktion beispielsweise eines Motors oder Ventils sein. Bei der Weiterentwicklung der Systeme wird auch vermehrt künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Da bei diesen komplexen Modellen große Datenmengen anfallen, kommen häufig Anwendungen und Datenbanktechniken aus dem Big-Data-Umfeld zum Einsatz. Vorreiter sind hier die großen US-Technologieunternehmen.

Volldigitalisierte Stromverteilung wird zum Standard

Ein anderer wichtiger Bereich der Digitalisierung, der die Produktion sowie viele andere Anwendungsbereiche berührt, ist die Energieversorgung. Hierbei geht es um Sicherheit, Vermeidung von Produktionsunterbrechung, Energieeffizienz sowie das Einhalten von gesetzlichen Vorgaben bezüglich Schadstoffemissionen. Dabei haben Endabnehmer unterschiedliche Anforderungen. Während ein industrieller Kunde die entstehenden Kosten aus dem möglichen Stillstand einer Anlage vermeiden will, sind die Folgen eines Stromausfalls für ein Krankenhaus oder ein Rechenzentrum noch verheerender. Dies gilt es durch Back-Up-Lösungen sowie laufende Kontrolle der Netze zu verhindern. Intelligente Messgeräte, Steuer- und Analysesysteme können die immer komplexere Stromverteilung unterstützen, um Probleme zu erkennen, bevor es zum Ausfall unternehmenskritischer Systeme kommt. Mit steigenden Stromkosten sind die Investitionen für eine sichere Stromversorgung in der Regel in zwei bis drei Jahren amortisiert. So entwickeln sich volldigitalisierte Stromverteilungssysteme mehr und mehr zum Standard. Dies hat sehr positive Auswirkungen auf die Anbieter von Lösungen im Bereich Mittel- und Niedrigspannung, geringere Effekte hingegen auf die großen Stromversorger.

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