Industrie 4.0 – Unternehmen im Transformationsprozess
21.02.2020
Robert Mayr (li.) und Ulrich Wessels (re.) / Fotos: © DJE Kapital AG
Viele Branchen nutzen Vorteile der Automatisierung
Bleibt die Frage, welche Unternehmen am meisten von diesen Vorteilen oder Neuerungen profitieren. Da sind zum einen die Firmen, die neue Technik einsetzen – beispielsweise in den Sektoren Automobil, Elektronik, Nahrungsmittel oder Pharmazie. Diese können durch die Automatisierung, insbesondere bei arbeitsintensiven Prozessen, Kosten einsparen beziehungsweise Rohstoffe effizienter einsetzen, um die kontinuierlich benötigten Produktivitätssteigerungen zu ermöglichen.
Bei den Anbietern dieser Lösungen muss man etwas differenzierter vorgehen. Der Wettbewerb bei den mechanischen Lösungen wie Robotern oder anderer Antriebe ist mittlerweile schon sehr hoch und die Gewinnmargen unter Druck. Bei Robotern beherrschen fünf Anbieter 80 Prozent des Marktes, das Wachstum flacht sich ab und bleibt volatil.
Anders sieht es bei Anbietern von Softwarelösungen zur Vernetzung aus. Für diese Unternehmen sind langfristige Erfahrung und die Möglichkeit, auf historische Daten im Produktionsprozess zurückgreifen zu können, ein wichtiges Asset. Alles, was Systeme „schlauer“ macht (Smart Industries) erscheint sehr aussichtsreich. Die Hersteller von integrierten Lösungen und einem geringen Anteil von mechanischer Hardware sind hier klar im Vorteil. In Europa gibt es drei große Industrieunternehmen, die ihr Portfolio konsequent in diese Richtung positionieren.
5G als potenzieller Katalysator der digitalen Transformation
Die Implementierung von Industrie 4.0 steht erst am Anfang, die Wachstumsraten in diesem Segment sollten auch in der nächsten Dekade über dem der Industrieproduktion liegen. Im Hinblick auf die Übertragungsstandards bei der Vernetzung (LAN, WLAN, Mobilfunk) wäre ein schneller Wechsel von 4G auf 5G von großem Vorteil.
Laut einer Befragung seitens der Unternehmensberatung Capgemini sehen 75 Prozent der Industrieunternehmen im 5G-Ausbau den Schlüssel zur eigenen digitalen Transformation. Bisher scheiterte die Adaption eines industriellen Internet der Dinge oftmals daran, dass bestehende Technologien im Bereich drahtloser Netzwerke nicht mit den Performanceanforderungen einer industriellen Produktion mithalten konnten. Künftig werden jedoch Übertragungsraten von bis zu 20 Gigabyte pro Sekunde realisierbar sein, was einer Steigerung um den Faktor 20 gegenüber 4G bzw. LTE entspricht. In Verbindung mit geringeren Latenzen – der Definition nach das Zeitintervall, um das ein Ereignis verzögert wird – von unter einer Millisekunde, lässt sich die Kommunikation zwischen Maschinen und somit die Kontrolle des gesamten Produktionsprozesses in nahezu Echtzeit realisieren. Ein weiterer wesentlicher Vorteil ist die Dichte eines 5G-Netzwerks, welches die Verbindung und Kommunikation von bis zu einer Million Geräte pro Quadratkilometer ermöglicht. Setzt man dies in den Kontext von etwa 100.000 Verbindungen im Rahmen eines 4G-Netzwerks, offenbart sich die bisher eingeschränkte Skalierbarkeit von Automatisierungslösungen im Industriesektor.
Was der 5G-Integration derzeit noch im Wege steht, lesen Sie auf Seite 4