„Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“

30.04.2024

Foto: Buchcover „Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“ und Autorin Zoe Nogai © Haufe Verlag, Zoe Nogai

Das Thema Purpose spielt gerade für die Generation Z bereits heute eine große Rolle. Was versteht man darunter in der Arbeitswelt, was verbindet die Gen Z aktuell damit und wie reagiert die Unternehmenswelt bisher darauf?

Nogai: Purpose in der Arbeitswelt bezieht sich im Kern darauf, dass Arbeit nicht nur Mittel zum Geld verdienen ist, um das eigentliche Leben finanzieren zu können, sondern auch selbst zur persönlichen Erfüllung beiträgt. Andere Definitionen sagen auch, dass Purpose die Schnittmenge aus individuellem Können und zu stiftendem Mehrwert darstellt. Wie auch immer man Purpose für sich definieren mag, in den Gesprächen zum Buch habe ich gemerkt, dass wir alle, ungeachtet unseres Alters oder Hintergrunds, unsere Zeit ungern verschwenden. Es entspricht niemands Idealvorstellung vom Leben, acht Stunden am Tag rein für die Finanzierung des Lebens aufzuwenden.

Unternehmen reagieren auf den vermehrt geäußerten Wunsch nach Sinn in der Tätigkeit, indem sie das gemeinsame Ziel oder ein sogenanntes Mission Statement herausarbeiten und dieses als Führungsinstrument vereinend einsetzen. Das ist absolut sinnvoll, da Emotionen der beste Motivator sind. Während es aus meiner Sicht definitiv sinnvoll ist, zumindest eine positive Grundstimmung in Bezug auf die Tätigkeit zu verspüren, so vertrete ich durchaus die Meinung von Antonia Bartl, die in ihrem Kapitel im Buch dafür plädiert, dass man seinen Job keinesfalls lieben und dafür brennen muss. Eine zu starke Fixierung auf Titel, Unternehmen oder Benefits ist aus ihrer Sicht langfristig gesehen sogar eher kontraproduktiv für alle Beteiligten. Es gilt also auch hier eine gesunde Balance zu finden, Freude am Job zu empfinden, ohne sich darin zu verlieren und einer ominösen Erfüllung durch den Broterwerb hinterherzuhecheln.

Wie wird das Vergütungssystem der Zukunft aussehen?

Nogai: Ein Ansatz dafür ist das Konzept „New Pay“, welches Kaja Braun im Buch diskutiert. Sie meint, dass Gehälter u.a. transparent und partizipativ sein müssen. Dazu braucht es Mut zum Ausprobieren bei Unternehmen, aber auch ein generelles Überarbeiten unserer Haltung zu Geld, so Finanzjournalistin Anissa Brinkhoff, die Brauns Kapitel mit einem Nachwort ergänzt. So oder so können Unternehmen bereits heute ihre Vergütungssysteme in puncto Individualisierung und Flexibilisierung überprüfen und die Bedeutung von Zeit in den Vordergrund stellen, Mitbestimmung ermöglichen und dadurch unternehmerisches Denken fördern.

Wo liegen für Sie die größten Chancen und Risiken in der Arbeitswelt von morgen?

Nogai: Wir stehen aktuell an der Schwelle zu einer neuen Arbeitsrealität. Getrieben durch Einflüsse auf gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Ebene, sehen wir uns jetzt mit der Herausforderung und gleichzeitigen Chance konfrontiert, eine Veränderung der Zukunft der Arbeitswelt mitzugestalten – oder fernab unserer Handlungen geschehen zu lassen. Ich persönlich bin definitiv dafür, aktiv zu werden und mitzugestalten, daher auch dieses Buch mit konkreten Empfehlungen und Handlungsoptionen. Jetzt gilt: keine Angst vor Neuem zu haben, dabei aus der Vergangenheit zu lernen und sich die Neugierde nach vorn zu bewahren – oder wiederzufinden. Jede Veränderung birgt die Chance, sich neu erfinden und vielleicht sogar eine neue Passion entdecken zu können. Ein neues Hobby durch neu gewonnene Flexibilität, ein neuer Lebensentwurf durch Möglichkeiten der Digitalisierung, neue Job Profile dank Technologisierung, neue Mobilitätsmuster, neue Ideen, … Kurzum kann die Zukunft der Arbeit ein Kaleidoskop an Möglichkeiten sein, wenn man sie so betrachten will und nicht in der Sorge vor Veränderung versinkt. Ich persönlich freue mich darauf, was ich alles noch lernen, erleben und gestalten kann.  

Das Interview führte Markus Hofelich, Ressortleiter Versicherungen bei finanzwelt.