„Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“
30.04.2024
Foto: Buchcover „Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“ und Autorin Zoe Nogai © Haufe Verlag, Zoe Nogai
Wie machen wir die Arbeitswelt zukunftsfähig? Welche Werte zählen 2035? Auf welche Kompetenzen kommt es in Zukunft an? Diesen Fragen geht die Herausgeberin Zoe Nogai in ihrem Buch „Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“ nach. Darin versammelt sie Stimmen von Vordenkern der Generation U30 und Ü30-Experten. Im Interview spricht Zoe Nogai über die größten Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Generationen, den Einfluss der Gen Z auf Transformationsthemen, emotionale Intelligenz als Führungsanker und das Thema Purpose.
Frau Nogai, wie entstand die Idee zu Ihrem Buch „Ideen von heute für die Arbeitswelt von morgen“? Welche Zielgruppen sprechen Sie vor allem an?
Zoe Nogai: Zunächst ist mein Anspruch gewesen, eine Ergänzung der gängigen Fachliteratur zu Trends und Themen im Kontext der Zukunft der Arbeit aus U30-Perspektive zu liefern. Denn diese Altersgruppe wird die Zukunft maßgeblich erleben und prägen, kommt aber noch wenig zu Wort. Die Themen habe ich danach ausgewählt, wo es aus meiner Sicht den besten Hebel zur Veränderung gibt. Denn mir ist wichtig, nicht nur Thesen aufzustellen, sondern direkt und hands on Praxistipps zu liefern. Führung ist da beispielsweise ein zentraler Dreh- und Angelpunkt und kommt entsprechend prominent im Buch vor. Angesprochen werden vor allem Entscheider:innen in Unternehmen, die die eigene Perspektive um jene der nachkommenden Generation am Markt ergänzen und diese besser verstehen möchten.
Könnten Sie zum Einstieg noch einmal kurz die wichtigsten Unterschiede der Gen Z im Vergleich zu den älteren Generationen aufzeigen?
Nogai: Der Generationenbegriff und damit einhergehende Zuschreibungen können ein hilfreicher Indikator zum gegenseitigen Verständnis sein, diese sind aber keineswegs durchweg belastbar. Insofern versuche ich vorsichtig mit dem Begriff und entsprechenden Zuschreibungen und Pauschalisierungen umzugehen. Was Menschen unbestreitbar prägt, sind die Umstände, in denen sie aufwachsen. Gesellschaftliche, wirtschaftliche oder politische Ereignisse nehmen Einfluss darauf – das ist jedoch sehr individuell.
Ein Beispiel, welches ich in diesem Kontext gerne nenne, sind soziale Netzwerke und ihr Einfluss auf uns als Gesellschaft und als Individuen. Jede:r kann sich hier einmal selbst hinterfragen, inwieweit sich das eigene Leben, Gedanken, Gefühle, Alltag, Sprache und Wissen dadurch verändert haben. Das unterscheidet uns, verbindet uns aber auch. In diesem Werk habe ich versucht die gängigen Vorurteile durch meine aber auch die Brille anderer Personen U30 fachlich fundiert aufzuarbeiten. Dazu zählen beispielsweise ein der Generation Z nachgesagte Unmut in Bezug auf Leistung und die gleichzeitig sehr fordernde Haltung in Bezug auf die Arbeitsbedingungen.
Ein Teil der Gastautoren sind Vordenker der Generation U30, die ihre Sicht auf die Arbeitswelt von 2035 beleuchten und erklären, was sich dafür heute ändern muss. Welche zentrale Themen und Lösungen spielen hier eine Rolle?
Nogai: Die Themen, bei denen wir in diesem Kontext den größten Hebel zu tatsächlicher Veränderung und einem „Quick Win Potential“ haben, sind jene, die sich um Rahmenbedingungen und alles rund um uns selbst drehen: Benötigte Fähigkeiten und Mindset, Führungsverständnis, Gestaltung von Ort, Zeit oder auch Bezahlung. Dabei geht es jeweils um die Wunschvorstellung der U30er, jedoch auch um Ideen, den Weg dorthin zu gestalten. Das wird immer gechallenged durch die Gegendarstellungen etablierter Charaktere am Markt. Diese Vorstellungen sind gar nicht mal so unterschiedlich, wie man vielleicht erstmal erwarten würde, wenn man beispielsweise eine Schülerin und einen Aufsichtsrat zum selben Thema befragt.
Dazu haben Sie als Gegenentwurf auch die Meinung von Ü30-Experten eingeholt. Wo liegen hier die größten Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Nogai: Mit den Gegendarstellungen etablierter Manager:innen habe ich versucht, Brücken zwischen den Generationen zu bauen und direkt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu highlighten. Ich bin aus diesen Gesprächen sehr positiv überrascht herausgegangen, denn es hat sich schnell gezeigt, was ich vorab vermutet habe: dass wir generationenübergreifend ähnliche Ziele verfolgen. Wir alle wollen in einer Arbeitswelt tätig sein, die uns voranbringt und die wir voranbringen können. Wir wollen Rahmenbedingungen, die uns als Individuen bei unseren persönlichen Lebensentwürfen unterstützen, einen gewissen Sinn sehen und uns bis zu einem gewissen Grad mit der Arbeit auch selbst verwirklichen. Wie sehr dies jeweils geäußert und gewünscht wird, ist dabei unterschiedlich – jedoch weniger in Abhängigkeit von der generationellen Zugehörigkeit, sondern vielmehr von der jeweiligen Persönlichkeit.