Hoffnungsträger
18.02.2020
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Schon länger mit einem offenen Publikumsfonds am Markt präsent ist Industria Wohnen. Der Fonds „Fokus Wohnen Deutschland“ wurde im August 2015 aufgelegt und hat seitdem einen Bestand von 39 Objekten mit rund 2.300 Einheiten aufgebaut. Als größte Herausforderung bezeichnet Geschäftsführer Klaus Niewöhner-Pape die verhaltene Reaktion der Vertriebe. Sie hatten die Verluste der Vorjahre offenbar noch nicht verziehen. „Hinzu kam: Die neuen gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Anleger waren noch weitgehend unbekannt.“
So müssen seit 2013 alle Anleger ihre Anteile mindestens 24 Monate lang halten und zudem eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten beachten. „Das Fristentransformationsproblem wurde dadurch entschärft. Allerdings hat aus Sicht der Anleger die Fungibilität abgenommen“, meint Prof. Steffen Sebastian von der International Real Estate Business School der Universität Regensburg. Er kritisiert die eingefahrenen Vertriebswege. „Die Fondsgesellschaften setzen auf die klassischen Direktvertrieb über Banken und Finanzanlagenvermittler. Diese Art von Vertrieb ist teuer und kostet Rendite“, so Sebastian und meint damit den Ausgabeaufschlag von 5 % und laufende Bestandsprovisionen.
Vorteile sieht er im digitalen Direktvertrieb: „Auch der ist nicht kostenfrei. Aber die Plattformen existieren bereits, und aufgrund der Skalierbarkeit können die Kosten gesenkt werden. Zudem können Fondsanbieter direkt mit den Anlegern kommunizieren und so ihre Wertschöpfungskette erweitern.“ An der aktuellen Entwicklung kritisiert er, dass die neuen offenen Publikumsfonds zunehmend spezialisierter werden. Das Risiko sei deutlich höher als bei einem diversifizierten Fonds. Als Beispiel nennt er Wohnfonds mit Fokus Deutschland, die derzeit ein hohes politisches Risiko aufweisen. „Grundsätzlich reicht ein offener Immobilienfonds aus Diversifikationsgründen nicht aus. Privatanleger sollten über mehrere Angebote streuen“, rät der Immobilien-Professor. Das sei aber aufgrund der Beratungspraxis nicht immer gegeben.
Autor: Markus Gotzi, Chefredakteur „Der Fondsbrief“