Gestärkt aus der Krise

02.04.2020

René Kerkhoff, Analyst für die Sektoren Technologie, Automotive und Retail sowie Fondsmanager des DJE – Mittelstand & Innovation bei der DJE Kapital AG / Foto: © DJE

Europa: Achtung, nicht den Anschluss verlieren!

US-Unternehmen investieren besonders gerne in hochmoderne Software. So liegt der weltweite Anteil der USA an KI-Software bei ca. 80 Prozent und der Marktanteil von Big Data bei über 50 Prozent. Die Unternehmen steigern dadurch ihre Produktivität und Effizienz. Wer dagegen die Techniken erst nutzt, wenn sie schon verbreitet und etabliert sind, kann sich keine Wettbewerbsvorteile mehr erarbeiten.

Europäische Unternehmen zählen regelmäßig nicht zu den Pionieren bei neuen Anwendungen. Europa kann den USA auch nur ein großes Software-Unternehmen entgegensetzen – den globalen Player SAP. Insgesamt kann Europa derzeit nicht mit der Marktmacht aus den USA und China konkurrieren. Generell gilt, dass die Europäer stärker in Softwarelösungen investieren müssen, um die immer stärkere Abhängigkeit von den Amerikanern zu reduzieren.

Künstliche Intelligenz: Grundstein für Technikstandards von morgen

KI ist in der Lage, selbstständig zu lernen, Fehler zu erkennen und zu korrigieren. Damit ist KI zukunftsweisend für viele Sektoren, unter anderem kognitive Assistenten, Robotik, smarte Geräte, automatisierte Analysen, Bildverarbeitung und medizinische Diagnose. Aktuell ist KI noch ein „Nischenthema“, auf das sich nur wenige Unternehmen konzentrieren.

Die meisten Menschen verbinden KI hauptsächlich mit autonomem Fahren oder Spracherkennungssystemen. KI legt den Grundstein für die Standards der Technik von morgen. Vor allem die USA und China haben im Bereich der Künstlichen Intelligenz in den letzten Jahren stark investiert: Die Ausgaben für intelligente Technologien sind von 10 auf 14 Prozent des gesamten IT-Budgets gestiegen. Diese Investitionen haben auch zu zahlreichen Patentanmeldungen geführt. IBM ist hier Spitzenreiter mit 8.920 Patenten, gefolgt von Microsoft mit 5.930 Patenten und verschiedenen asiatischen Technologieunternehmen, darunter Alibaba und Baidu. Die USA und China haben den Wettbewerbsvorteil relativ niedriger Datenschutzbestimmungen, so dass die Unternehmen auf große Datensätze zugreifen können, ohne die die Forschung und Entwicklung im Bereich KI nicht möglich wäre.

Softwarebranche – aktuell gute Chancen in Krisenzeiten

Generell gilt: Technologieunternehmen bieten für Anleger gute Investitionschancen. Die Branche vereint als eine der wenigen größtenteils solide Bilanzen mit hohen Wachstumsraten, wodurch die erhöhten Bewertungen gerechtfertigt werden.

Vor allem die Softwarebranche ist spannend. In ihr konzentriert sich ein hohes, skalierbares Wachstum durch tendenziell wachsende Digitalisierungsinvestitionen. Ihren Anlegern bietet sie auch in unsicheren Zeiten stetige Cashflows, getrieben durch Subskriptionsmodelle und damit wiederkehrende Umsätze. Aufgrund von ihrer geringeren Verschuldung und meist wiederkehrenden Umsätzen haben Softwareunternehmen einen defensiveren Charakter und sind gerade in Krisenzeiten im Vergleich zu zyklischen Industrien nicht so anfällig. Der strukturelle Trend der Digitalisierung wird sich durch die Krise noch weiter beschleunigen, dadurch werden Softwareunternehmen langfristig auch nach der Krise höhere Wachstumsraten aufrecht halten können.

Marktkommentar von René Kerkhoff, Analyst für die Sektoren Technologie, Automotive und Retail sowie Fondsmanager des DJE – Mittelstand & Innovation bei der DJE Kapital AG