Finanzbranche wird vom digitalen Nachzügler zum Trendsetter

28.10.2019

Conor O’Driscoll, Vice President of OTC Platform bei Devexperts / Foto: © Devexperts

Robotergesteuerte Prozessautomatisierung erledigt repetitive Aufgaben

Auf den ersten Blick scheint die Automatisierung zwar Arbeitsplätze zu vernichten, tatsächlich setzt sie aber Ressourcen frei, mit denen kritische Denkprozesse und wichtige Aufgaben im gesamten Unternehmen bewältigt werden können. Besonders im Finanzsektor gibt es eine große Anzahl an Funktionen, die sich rein um Dateneingabe, Informationsabrufe oder ähnliche sich wiederholende Prozesse im Backoffice-Bereich drehen. Laut einer Studie von A.T. Kearney und Arvato CRM Solutions sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre etwa 53 Prozent dieser Arbeiten von RPAs übernommen werden können.

Außerdem können über RPA auch ältere Lösungen in neuere IT-Systeme integriert werden. Anstatt vorhandene veraltete Systeme abzubauen und komplett durch neue zu ersetzen, können Bots die alten Daten automatisch zwischen den Systemen hin und her transportieren. Daten, die sich sonst in Silos auf einem der beiden Systeme befinden würden, lassen sich so einfach organisieren. Dies gibt Banken und Finanzorganisationen die Möglichkeit, ihre Fintech-Systeme schrittweise und mit minimalen Störungen der bestehenden Prozesse zu erneuern.

Mit einem Lächeln in die bargeldlose Zukunft

Bargeld kann nur schwer verfolgt werden und bietet unbegrenzte Möglichkeiten zur Geldwäsche; digitale Zahlungsmittel sollen Abhilfe schaffen. Projekte wie die Kryptowährung Bitcoin sollten den digitalen Geldtransfer sicherer und unabhängiger machen, doch konnten sie bisher regulären Geldmitteln nicht das Wasser reichen. Denn Bitcoin muss nicht als Zahlungsmittel akzeptiert werden und besitzt keinen richtigen Wert. Sein „Wert“ hängt ausschließlich von Angebot und Nachfrage ab. Steigen diese, steigt auch der Wert – andererseits kann er aber auch ins Bodenlose stürzen.

Neben Kryptowährungen leiten auch digitale Bezahldienste den Weg in eine bargeldlose Gesellschaft. Länder wie China sind hier federführend: Supermarkteinkäufe werden mobil über QR-Codes oder per App beglichen, in manchen Fast-Food-Filialen zahlt man sogar mit einem Lächeln. „Smile to pay“ oder „Lächele, um zu bezahlen“ funktioniert per Gesichts-Scan. Auch im europäischen Raum ist in Ländern, die früh digitale Zahlungssysteme eingeführt haben, der Bargeldumlauf drastisch zurückgegangen. Beim Spitzenreiter Schweden beispielsweise wird laut der schwedischen Zentralbank Riksbank ein Rückgang von knapp 40 Prozent verzeichnet.

Für Banken verringern sich dadurch die Kosten für Druck, Lagerung und Transport von Bargeld; Kunden erhalten eine einfache, sichere und jederzeit verfügbare Alternative zu Barzahlungen. Auch 5G dürfte mobile Transaktionen deutlich verstärken: Mikrozahlungen werden in den verschiedensten Lebensbereichen zunehmen – vom Brötchenkauf beim Bäcker bis hin zum Lösen eines Parktickets.

Die Hindernisse, die sich dem bargeldlosen Zahlungsverkehr noch in den Weg stellen, sind Sicherheitsaspekte, fehlendes Vertrauen von Kunden und die mangelnde Konformität mit geltenden Bestimmungen wie beispielsweise der DSGVO. Doch mithilfe von Technologien wie KI, Wearables und IoT werden bereits Lösungen entwickelt, die die Welt in eine bargeldlose Zukunft führen.

Gastbeitrag von Conor O’Driscoll, Vice President of OTC Platform bei Devexperts