Es muss eben menscheln

13.12.2019

Schulz-Jodexnis: Wir nehmen bei Jung DMS auch wahr, dass durch die Regulierung Ressourcen verloren gehen. Das bedeutet, der Markt schrumpft. Das hat Folgen für die Zahl der Anbieter und der Angebote. Wir sind auf einem Rückschritt und zwar aufgrund der Regulierung, die ja zum Schutz der Anleger sein sollte. Kunz» Der 34 f. III ist ein Closed Shop. Vielleicht auch durch das Alter der meisten Vertriebspartner. Die sind wirklich nur sehr schwer dazu zu bewegen, etwas Neues zu tun. Diejenigen, mit denen wir wirklich sehr viel Umsatz gemacht haben, die kamen und waren richtig böse: Wieso komme ich jetzt mit so einem furchtbaren Ding wie einem AIF? Die meisten Vermittler gehen zu den Kunden, bei denen sie schon vier-, fünfmal abgeschlossen haben, mit den gleichen Produktgruppen. Und das Wort „Beratung“ kennt kaum einer von denen. Ich war mal bei einem Vertriebsgespräch dabei. Das mache ich nie wieder! Da mache ich mich ja haftbar, wenn ich daneben sitze und sehe, was da abgeht.

Schulz-Jodexnis: Das würde aber heißen, dass es richtig ist, den Vertrieb zu regulieren. Aber wie repräsentativ ist die Gruppe derjenigen, die es falsch machen? Wir haben ein Haftungsdach, da habe ich nur die, mit denen ich auch arbeiten will. In der Breite ist das sicherlich anders. Da ist vielen mit Sicherheit der Aufwand zu groß für den Ertrag, wenn alles gesetzeskonform umgesetzt wird. Ob wir das Ziel der besseren Beratung damit wirklich erreicht haben? Der zweite Punkt: Die BaFin-Regulierung. Ich bin mir zwar sicher, dass die Vermittler nicht anders unter der Kontrolle der BaFin aufgestellt sind als bisher, aber das erst mal zu organisieren… Ich sehe da natürlich auch die Chance, Leute besser zu qualifizieren. Aber das Gesetz muss mit Augenmaß kommen. Denn der Aufwand, der bislang kalkuliert wird, ist deutlich zu hoch. Wagner» Eine bessere Qualifikation der Berater durch die Regulierung sehe ich nicht. Nur mehr Bürokratie. Um das Ziel des Anlegerschutzes zu erreichen, benötigen wir etwas anderes als die Regulierung. Wenn man breiten Bevölkerungsschichten das Thema finanzielle Bildung zugänglich machen würde, dann ist der Effekt für den Anleger viel größer. Denn dann haben wir endlich ein Beratungsgespräch auf Augenhöhe. Derzeit sitzt die Person mit dem Wissensvorsprung dem Kunden gegenüber. Unter anderem aus diesem Grund habe ich bereits 2008 die Schule des Geldes gegründet. Damit ermögliche ich breiten Bevölkerungsschichten, sich mal grundlegend finanziell zu bilden. Denn das ist ein Schulfach, das in den deutschen Lehranstalten leider nicht existent ist.

Schulz-Jodexnis: Ich bin da völlig bei Ihnen. Da muss beim Kunden eine Menge passieren. Außerdem wird der Kunde durch die Regulierung auch an vielen Stellen entmündigt, weil er eben die Entscheidung nicht selbst wahrnehmen darf. Andererseits steht dem ja der Beratungsauftrag entgegen, denn Sie sitzen beim Kunden ja nicht nur wegen des Vermittelns eines Produktes, sondern auch wegen dem Vermitteln von Kenntnissen. Das wichtigste Gut für den Vertrieb ist sein Kunde. Deshalb wird der Kunde, der sein Geld vor dem Strafzins retten will, übervorteilt. Die entscheidende Frage ist: Wie kann ich mehr Kunden erreichen? Wagner» Die klassischen Lösungen des Finanzmarktes sind nicht dazu geeignet, mehr Wohlstand zu erreichen. Die meisten Anleger vertrauen noch immer den Geldwerten, sogenannten Wertversprechen. Das ist doch völlig wahnsinnig. Die Geschichtsbücher sind voll mit Beispielen, dass diese Vorgehensweise ins Verderben führt. Es ist doch klar, was in den nächsten Jahren da auf uns zurollt. Das Regierungspapiergeld führt zu einer Inflation, Staatsinterventionen und somit zu großer finanzieller Unsicherheit. Die Lösung liegt bei Dingen, die sich nicht beliebig vermehren lassen. Sachwerten eben. Doch nur wenige Menschen kommen von sich aus auf die Idee, in Sachwerte zu investieren. Daher benötigen wir den Vertrieb, um das proaktiv zu machen. Wir brauchen Menschen, die in der Lage sind, das Thema „Sachwert schlägt Geldwert“ zu präsentieren. Zum Beispiel über die immer noch sehr beliebten Kundenveranstaltungen.