Es muss eben menscheln

13.12.2019

Man nehme ein Aufnahmegerät, sowie mit Helmut Schulz-Jodexnis, Leiter Produktbereich Sachwerte & Immobilien von Jung, DMS & Cie., einen langjährigen Kenner der Vertriebswelt, dazu noch drei erfahrene Initiatoren wie Steffen Hipp, Geschäftsführer der UIP United Investment Partners, Wolfgang J. Kunz, Vertriebsdirektor von DNL Real Invest AG und Ronny Wagner, Geschäftsführer Noble Metal Factory OHG sowie einen Stapel an Fragen aus der finanzwelt-Redaktion. Ganz unter sich sprachen die Experten viel freier und ungezwungener. Ein gelungenes Experiment.

Helmut Schulz-Jodexnis: Mein Name ist Helmut Schulz-Jodexnis. Ich komme von der Jung, DMS & Cie. Wir sind seit 16 Jahren, die wir jetzt bestehen, immer einer der größten Maklerpools. Zwar kommen wir mehr aus dem Investment- und Kapitalanlagegeschäft, bauen aber zurzeit sehr stark das Versicherungsgeschäft aus. Von der 1 Mrd. Euro Neugeschäft im Jahr entfallen rund 10 % auf Sachwerte. Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen und Ihre Anlageprodukte vor:

Steffen Hipp» Mein Name ist Steffen Hipp. Ich bin Gründer der UIP Group. Wir haben gerade einen geschlossenen Immobilien AIF aufgelegt, genauer gesagt einen Private Equity-Fonds und fokussieren uns dabei auf Mikroapartments in deutschen Top 7-Standorten sowie größeren Universitäts- und Fachhochschulstandorten. Wir haben dafür gerade erst die Vertriebszulassung erhalten und akquirieren jetzt Vertriebspartner. Wolfgang J. Kunz» Ich bin Vertriebsdirektor der DNL Gruppe. Uns gibt es seit 2002, wir haben bis zum Jahr 2019 ausschließlich Vermögensanlagen platziert. Derzeit sind wir mit unserem ersten GEPLANTEN AIF unterwegs und haben im Laufe dieser Entwicklung die Entscheidung fällen müssen, ob wir noch einmal eine Vermögensanlage auflegen möchten. Nachdem unser ehemaliger Partner nicht mehr mit uns eine Vermögensanlage auflegen wollte, haben wir uns entschlossen, NUR NOCH komplett regulierte AIF anzubieten. Wir sind fokussiert auf US-Immobilien. Ronny Wagner» Ich bin Inhaber und Geschäftsführer der Noble Metal Factory. Die Firma gibt es seit 2013. Wir sind Edelmetallhändler und handeln Gold, Silber, Platin und Palladium in physischer Form. Ursprünglich komme ich selbst aus dem Investmentbereich. Inzwischen bin ich aber froh, dass ich nicht mehr im regulierten Segment unterwegs bin, wenn ich so höre und sehe, was da an Regulierung seitens des Staates zum vermeintlichen Wohle des Anlegers gemacht wird. Kein Anleger erhält dadurch mehr Sicherheit.

Schulz-Jodexnis: Ich glaube, uns alle bewegt die Regulierung. Die hat ja immer zwei Auslöser: Der eine ist der gute Wille zur Verbesserung der Transparenz, also der proaktive. Dann haben wir aber auch den reaktiven Auslöser: Immer wenn was passiert ist, hat die Politik versucht nachzujustieren, damit es nicht wieder passiert. Nun ist es so, dass wir jetzt eine sehr stark regulierte Branche haben, was zwar nicht das Ende von Allem ist, aber der Druck ist schon deutlich zu spüren. Mich würde interessieren, wie Sie das wahrnehmen. Ist das wirklich so, dass die Branche dadurch transparenter geworden ist? Auch interessiert mich die Frage, ob wir dadurch teurer geworden sind. Hipp» Grundsätzlich bin ich kein Freund von Regulierung. Angesichts der vergangenen Skandale war es aber gut, dass reguliert wurde. Sicherlich kann man darüber streiten, ob die Art, wie reguliert wurde, richtig war. Aber so wurden für Leute, die Anleger über den Tisch ziehen wollen, größere Hürden aufgebaut. Denn früher war das deutlich einfacher als heute. Somit ist die Regulierung zur Sicherheit der Anleger an sich sinnvoll. Was die Kosten betrifft: Sicherheit kostet immer Geld, deshalb geht die Sicherheit, die die Anleger bekommen, zulasten der Rendite. Deshalb muss meiner Meinung nach das Asset und die Wertschöpfung auch groß genug sein, um diese Sicherheit finanziell decken zu können. Kunz» Die Vermögensanlage hat den Vorteil der höheren Rendite gegenüber einem AIF. Aber die Regulierung hat im Sinne der Anleger Vorteile, speziell beim Thema USA. Da gab es immense Summen, die nach Amerika wanderten und nie kontrolliert wurden. Was ich aber immer wieder bei unseren Roadshows erlebe ist, dass die meisten Vermittler gar nicht wissen, was ein AIF ist. Und die andere Seite ist eben auch, dass es durch die Regulierung immer weniger Vertrieb gibt, denn der Aufwand steigt ja immer mehr. Hipp» Die Berater mit 34 f II werden mit neuen Regelungen überschüttet. Zum Beispiel der DSGVO, der FinVermV etc. Da müssen sie sich erst mal schlau machen und dann das auch umzusetzen. Deshalb bin ich ein Fan von großen Maklerpools oder Haftungsdächern, die dieses Thema gleich global abdecken können und Lösungen für ihre Vertriebspartner bieten. Meiner Meinung nach wird sich der 34 f II-Markt weiter dezimieren, zum Vorteil derjenigen, die im Markt bleiben werden. Die Vertriebspartner, die noch im Markt bleiben, die müssen wir viel mehr schulen, gerade was das Thema Digitalisierung angeht.

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