Eine Assetklasse mit Potenzial
17.01.2020
Dorothea Fröhlich, Fondsmanagerin MainFirst / Foto: © MainFirst
finanzwelt: Beim MainFirst - Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced ist der Infrastruktur-Sektor, im Vergleich zum J.P. Morgan Corporate EMBI Composite Index, übergewichtet. Welche Gründe lassen sich hierfür anführen?
Fröhlich: Infrastruktur-Anlagen haben sich in den letzten Jahren zu einem Megatrend entwickelt. Dementsprechend sind heute Investitionen in den Neu- und Ausbau von Flughäfen und Metrolinien, im Straßenbau (Ringstraßen & Autobahnen), der Wasseraufbereitung/-management, dem Verlegen von Stromlinien und zahlreiche Transport Service Firmen an der Tagesordnung. Viele Infrastrukturanlagen sind sanierungsbedürftig oder die Nachfrage für Dienstleistungen steigt mit dem Bevölkerungswachstum und der Urbanisation kontinuierlich an. Die Geschäftsmodelle sind oft ähnlich und leicht vergleichbar, die Cashflow-Strukturen relativ übersichtlich und die meisten Bonds werden direkt durch reale Vermögenswerte gedeckt (asset-backed securities). Trotzdem bezahlen kleinere und noch etwas unbekanntere Unternehmen oder Erstemittenten in solchen Bonds immer noch sehr hohe einstellige- bis zweistellige Coupons.
Gerne illustriere ich anhand des Flughafens von Quito in Ecuador, wie ein solcher Deal strukturiert ist und warum es für Investoren interessant ist:
Im Frühling 2019 kam Quiport, der Betreiber des einzigen Flughafens in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, mit einer Neuemission an den Markt. Quiport ist im Besitz von HAS Development (US-basierter Flughafenbetreiber), CCR (Infrastruktur Firma, Brasilien) und Odinsa (Tochter der Grupo Argos, ein kolumbianisches Konglomerat). Quiport besitzt die Konzession seit 2006 und hat im 2013 eine signifikante Expansion und Modernisierung voran getrieben, um die Kapazität zu steigern. Der Flughafen Quito hat eine sehr strategische Bedeutung für Ecuador und dient als Hub für das Land. Der Flugverkehr wuchs von 2003-2018 durchschnittlich um 4.7 % pro Jahr (CAGR). Die Einnahmen legten zwischen 2007-2018 um 9,8 % (CAGR) zu. 75 % der Einnahmen sind in USD und somit besteht nur ein minimales Lokalwährungs-Risiko. Die Municipality Quito (Stadt/Gemeinde) erhält 11 % der Einnahmen, was natürlich das regulatorische Risiko reduziert. Der Leverage der Firma bei der Emission betrug 3,1x (Net Debt/EBITDA). Quiport ist B rated und somit eine Stufe höher als der Staat (B-). Nichtdestotrotz hat Quiport im letzten Frühling mit 12 % Yield und 300 Basispunkten Kreditmarge über dem Staat Ecuador emittiert. Verglichen mit anderen Infrastruktur Deals war der Spread damals sehr hoch, die anderen Flughäfen handelten gleichzeitig auf viel tieferen Kreditmargen.
Weitere Infrastruktur Holdings im Portfolo sind: ACIAIR, der Betreiber des Flughafens von Montevideo, Uruguay, AUTSOL, Autopistas del Sol in Costa Rica, Interoceanica, die Transkontinentale Autobahn in Peru, PACTRE, Fideicomiso Pa Pacifico in Kolumbien, etc.
Solche Investitionen dienen der Diversifikation des Portfolios und können sich mittel- bis langfristig durchaus lohnen.
finanzwelt: Die deutlich geringe Allokation in chinesische Titel fällt zudem auf. Wie ist das zu erklären?
Fröhlich: Der erste Schein trügt, denn wir haben in den letzten 12-18 Monaten die Allokation in beiden Portfolios in China um über 10 % erhöht. Wir sind eigentlich gegenüber China sehr positiv gestimmt.
Die Umschichtung, respektive der Kauf von günstigen Anleihen aus China (und dem restlichen Asien) begann mit Mitnahme von Profiten in Lateinamerika. Das absolute Ländergewicht in den zwei MainFirst Emerging Markets Corporate Bond Fonds beträgt heute zwischen 10-15 % des Gesamtportfolios. Das entspricht ungefähr der Allokation des JPM CEMBI HY Index. Hier gilt es klar zu berücksichtigen, dass sich erstens das Ländergewicht Chinas innerhalb des JP Morgan Corporate Emerging Markets in den letzten 5-7 Jahren markant nach oben verschoben hat, zweitens waren wir vor rund 12-18 Monaten, aus relativen Wert-Überlegungen, in unseren Portfolios in China fast zu Null gewichtet. Unsere aktuellen Holdings sind mehrheitlich hochverzinsliche Unternehmensanleihen aus dem Immobiliensektor, die in den letzten paar Monaten, aus technischen Gründen, sehr günstig waren. Wir sind überzeugt, dass sich nach dem ‚Phase One Trade Deal‘ einige der dunklen Wolken zügig auflösen oder komplett verschwinden werden und dass sich das Weltwirtschaftswachstum stabilisieren wird. Insbesondere erwarten wir, dass sich die Wachstumsdifferenz zu Gunsten der Schwellenländer positiv entwickeln wird. Ein starker Profiteur davon wird China und die gesamte Region Asien sein.