Digitale Waffengleichheit für Berater

25.04.2025

Ginmon-CEO Lars Reiner. Foto: © Ginmon

Die Finanzwelt befindet sich im tiefgreifenden Wandel. Neue Wettbewerber wie Fintechs und digitale Vermögensverwalter setzen Maßstäbe, was Benutzerfreundlichkeit, Automatisierung und Skalierbarkeit betrifft. Gleichzeitig steigen die regulatorischen Anforderungen, Margen geraten unter Druck, und Kundinnen und Kunden erwarten eine serviceorientierte, digitale Betreuung auf Augenhöhe mit anderen Branchen.

Für Banken sowie freie Finanz- und Vermögensberater ergibt sich daraus eine klare Herausforderung: Wer auch in Zukunft erfolgreich sein will, muss moderne Technologie nicht nur mitdenken, sondern aktiv in seine Geschäftsprozesse integrieren. Die gute Nachricht: Der digitale Wandel ist keine Bedrohung für die Beratung – im Gegenteil. Er bietet die Chance, Beratungsqualität und Effizienz zu vereinen und sich gegenüber rein digitalen Anbietern durch persönliche Kompetenz und technologische Exzellenz zu differenzieren.

Zwischen Fintech-Dynamik und Beraterrealität: Zwei Welten im Vergleich

In den letzten Jahren hat sich das Kundenverhalten massiv verändert. Immer mehr Menschen erwarten digitale Dienstleistungen, die schnell, intuitiv und mobil verfügbar sind. Die Benchmark für User Experience wird heute nicht mehr von Banken gesetzt, sondern von branchenfremden Plattformen – von Amazon über Apple bis zu digitalen Finanz-Apps wie Revolut, Trade Republic oder bunq.

In dieser neuen Erwartungshaltung tun sich viele klassische Anbieter schwer. Beratungsprozesse sind häufig papierbasiert oder mit Medienbrüchen verbunden. Daten werden manuell gepflegt, Onboardings dauern Tage statt Minuten, und Portallösungen sind oft weder für den Kunden noch für den Berater intuitiv bedienbar.

Ein aktueller Marktvergleich (siehe Grafik unten) veranschaulicht die Positionierung verschiedener Anbieter entlang zweier zentraler Achsen: Nutzererlebnis (UX/UI) und End-toEnd-Digitalisierung. Die Kluft zwischen modernen Fintechs und traditionellen Angeboten ist deutlich erkennbar.

Was Kunden wirklich erwarten

Kundinnen und Kunden fordern heute mehr als gute Performance oder ein persönliches Gespräch – sie erwarten eine durchgängig digitale Customer Journey. Von der OnlineIdentifikation über sofortige Kontoeröffnung bis zur transparenten Darstellung ihrer Geldanlagen in einem übersichtlichen Dashboard.

Sie möchten Dokumente digital bzw. via Checkbox signieren, bei Bedarf per App kommunizieren und jederzeit Zugriff auf relevante Informationen haben. Persönliche Beratung wird weiterhin geschätzt – aber sie soll eingebettet sein in ein System, das Schnelligkeit, Komfort und Sicherheit bietet. Wer diese Erwartungen nicht erfüllt, riskiert, von jüngeren Zielgruppen nicht mehr als relevant wahrgenommen zu werden.

Digitalisierung als Hebel für Effizienz und Wachstum

Neben dem Kundenerlebnis bringt Digitalisierung auch auf der Prozessseite erhebliche Vorteile:

● Automatisierung reduziert manuelle Tätigkeiten, spart Zeit und verringert Fehlerquellen

● Skalierbarkeit ermöglicht die Betreuung größerer Kundengruppen ohne linearen Personalaufwand

● Regulatorische Sicherheit wird durch strukturierte Datenhaltung und standardisierte Prozesse unterstützt

● Datenbasierte Beratung schafft neue Mehrwerte und verbessert die Kundenansprache

Gerade für unabhängige Berater und kleinere Häuser ist das eine Chance: Denn mit der richtigen technologischen Grundlage lassen sich Prozesse so effizient gestalten, dass auch mit begrenzten Ressourcen ein professionelles, modernes Kundenerlebnis auf Augenhöhe mit großen Marktteilnehmern geschaffen werden kann.

Digitale Infrastruktur für Berater

Bei Ginmon haben wir über die letzten zehn Jahre eine Technologieplattform aufgebaut, die genau hier ansetzt. Ursprünglich für unser eigenes digitales Direktgeschäft konzipiert, kommt sie heute auch bei Partnern im B2B-Bereich als White Label-Gesamtlösung oder modular zum Einsatz.

Unsere Plattform bildet die technologische Grundlage hinter dem digitalen Angebot der niederländischen Neobank bunq, der zweitgrößten Neobank Europas. Inzwischen entwickeln wir unsere Infrastruktur gezielt auch für Berater und Banken weiter, die ihren Kunden ein modernes, digitales Erlebnis bieten wollen, ohne auf die persönliche Komponente zu verzichten.

Unser modularer Ansatz basiert auf:

● White-Label-Lösungen mit individualisierbarem Kundenfrontend und App

● CRM- und Portfoliomanagementsysteme für eigene Anlagestrategien

● Digitale Onboardings inklusive Sofort-Kontoeröffnung

● Custom Pricing zur flexiblen Gestaltung der Gebührenmodelle

● Vertriebsfördernde Tools, z. B. zur Lead-Generierung oder zur digitalen Bestandsanalyse

Vom Technologieanbieter zum strategischen Partner

Immer mehr Beraterinnen und Berater – darunter auch Family Offices und kleinere Vermögensverwalter – stellen ihre Geschäftsmodelle zukunftsfähig auf. Sie wollen kein FinTech werden, aber mit den richtigen Werkzeugen nicht nur im Wettbewerb bestehen, sondern als Vorreiter neues Geschäft generieren.

Denn moderne Technologie ist kein Selbstzweck, sie ist Mittel zum Zweck: Mehr Zeit für echte Beratung, effizientere Prozesse und ein attraktives Angebot für digital-affine Zielgruppen.

Beratung und Digitalisierung sind kein Widerspruch, sondern ergänzen sich ideal. Die Kombination aus persönlichem Vertrauen und digitaler Effizienz ist der Schlüssel zum Beratungserfolg der Zukunft.

Gastbeitrag von Lars Reiner, Gründer und CEO von Ginmon.