BOJ dürfte Geldpolitik unverändert belassen

29.04.2025

Gregor Hirt. Foto: © Allianz Global Investor

Die internationale Handelspolitik ist nach wie vor die primäre Ursache der Unwägbarkeiten für die Bank of Japan. Die ersten Ankündigungen der Trump-Administration waren deutlich aggressiver als erwartet. Trotz der im Allgemeinen engen bilateralen Beziehungen ist Japan besonders anfällig für Sonderzölle auf Kraftfahrzeuge und unerwartet hohe Pauschalzölle - obwohl letztere vorübergehend ausgesetzt wurden.

Neben den direkten Auswirkungen eines potenziellen Handelskonflikts auf Japans Wirtschaft gibt es auch Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf das Wachstum in Japans zwei größten Handelspartnern, den USA und China. Dies vergrößert die Unsicherheit bezüglich der Konjunkturaussichten. Die Handelsverhandlungen sind zwar im Gange und Japan scheint durchaus in der Lage zu sein, zu den ersten großen Volkswirtschaften zu gehören, die eine Einigung erzielen, doch könnte sich der Prozess noch als langwierig erweisen. Premierminister Ishiba hat deutlich gemacht, dass er kein Abkommen akzeptieren wird, das Japan einen erheblichen Nachteil bringt. In Anbetracht dieser ungelösten Risiken wird die Handelsunsicherheit wahrscheinlich weiter bestehen bleiben, so dass sich die Bank of Japan auf ihrer April-Mai-Sitzung in Zurückhaltung üben wird.

Die jüngsten Inflationsdaten deuten auf eine erneute Beschleunigung des Preisanstiegs hin, und es mehren sich die Anzeichen dafür, dass Japans langjähriges „deflationäres Denken“ allmählich verblasst. Ein Großteil der jüngsten Inflation konzentrierte sich jedoch auf einzelne Warengruppen. Ein besonders auffälliges Beispiel ist Reis, dessen Preise in die Höhe geschnellt sind und sich nun auch auf angrenzende Bereiche auswirken - von Sushi bis hin zu allgemeinen Ausgaben für das Essengehen. Diese Sondereffekte trüben den Blick auf die Stabilität der Inflationsentwicklung. Darüber hinaus könnte die jüngste Aufwertung des Yen - sollte sie sich fortsetzen - einen Abwärtsdruck auf die Importpreise ausüben. Gouverneur Ueda hat bekräftigt, dass die Zentralbank eine weniger akkommodierende Politik verfolgen wird, wenn sich die Aussichten bewahrheiten, zumal die Realzinsen weiterhin stark negativ sind. Dennoch sind sowohl der Zeitpunkt als auch das Tempo weiterer Schritte von der Datenlage abhängig, und die jüngsten Entwicklungen könnten eine vorübergehende Zurückhaltung rechtfertigen.

Angesichts einer voraussichtlich temporären Aussetzung der Leitzinserhöhung durch die BOJ bleiben wir bei einem moderat positiven Ausblick für japanische Aktien. Japanische Aktien sind attraktiv bewertet, vor allem nach dem Rücksetzer infolge des „Liberation Day“. Japans Exposition im globalen Handel könnte das Land zu einem der Hauptprofiteure machen, sobald wir den „Gipfel des Handels-Pessimismus“ überschritten haben, vor allem, wenn es zu einer Zollvereinbarung zwischen den USA und Japan kommt. Auch für den japanischen Yen sind wir nach wie vor sehr positiv gestimmt. Seine Merkmale als Sicherer Hafen haben im April gut funktioniert. Im Falle einer Verlangsamung des US-Wachstums oder einer Rückkehr der Bedenken der Anleger hinsichtlich der fiskalischen und institutionellen Verlässlichkeit der USA würde der Yen ebenfalls profitieren. Für japanische Staatsanleihen nehmen wir eine neutrale Haltung ein. Da sich das globale Wachstum wahrscheinlich verlangsamen wird, sind Staatsanleihen attraktiv. Allerdings dürfte die BOJ ihre Zinserhöhungen mittelfristig fortsetzen, so dass die Risiken hier eher ausgewogen sind.

Marktkommentar von Gregor Hirt, Global CIO Multi Asset bei Allianz Global Investors.