Eine Assetklasse mit Potenzial
17.01.2020
Dorothea Fröhlich, Fondsmanagerin MainFirst / Foto: © MainFirst
finanzwelt: Welche Gründe sprechen für aktives Management bei Schwellenländer Investments?
Fröhlich: Die Debatte über Aktiv und Passiv ist immer wieder auch ein Thema bei Emerging Markets Investments. Ein gesundes Verständnis für die Struktur und Liquidität von Schwellenländer Indizes schafft da relativ schnell Klarheit. Passive Instrumente investieren in der Regel in den liquidesten Teil des Marktes, welcher meistens wegen der vermehrten Nachfrage schon eher teuer und stark besucht ist. Dagegen verhalten sich aktive Manager immer Benchmark-agnostisch und sind dabei auf der Suche nach vergessenen Investment-Perlen. Sie nutzen das gesamte Marktsegment und generieren damit einen Mehrwert für die Anleger über die reine Indexperformance hinaus. Es bieten sich dort zahlreiche Opportunitäten, kleinere, weniger erforschte oder unbekannte Unternehmen zu finden, die aus verschiedenen Gründen eine höhere Risikoprämie bezahlen. Dabei ist es immer wichtig das Investment Universum maximal zu öffnen und anhand von Ratings, Fundamentaldaten- und Bilanzanalysen, sowie Softfaktoren wie die Qualität und Offenheit des Managements und die Aktionär Struktur in die Bewertung einfließen zu lassen. Dabei bieten sich Chancen, kleine bis mittelgroße Emittenten zu finden, die bei ähnlicher oder gleicher Qualität eine zusätzliche Risikoprämie bezahlen. Bei MainFirst beschäftigen wir uns nun schon seit Jahren mit Unternehmen aus den Grenzmärkten (Frontier Markets). Immer wieder ergeben sich hervorragende Gelegenheiten neue Unternehmen zu finden, die eine attraktive Rendite für das eingegangene Risiko offerieren. Das Vorkommen von Ineffizienzen, wie reduzierte Liquidität und höhere Volatilität, eröffnet immer Möglichkeiten gute Investments außerhalb des Offensichtlichen zu finden.
finanzwelt: Warum rückt Corporate Governance in den Emerging Markets immer mehr in den Fokus?
Fröhlich: Erfolgreiches Investieren in Schwellenländer erfordert ein sehr gutes Verständnis für Risiken und Chancen. Deshalb zeichnet sich heute vermehrt ein Interesse an einer verbesserten Corporate Governance ab, welche zusätzliches Wertpotential schaffen kann. Selbstverständlich darf die Analyse der politischen Stabilität auch nie fehlen, jedoch ist es für den Erfolg eines Unternehmens wichtiger, wie dieses geführt wird und wie es längerfristig in der Lage ist im Interesse ihrer Aktionäre zu agieren. Das Thema ‚Shareholder Value‘ ist deshalb wichtig. Die wirtschaftliche Öffnung und die Tatsache, dass sich viele Unternehmen in den Händen von großen und einflussreichen Familien oder dem Staat befinden sind, trägt auch einen wichtigen Teil zu dieser Entwicklung bei. Deswegen darf man davon ausgehen, dass gut geführte Unternehmen signifikant tiefere Kreditkosten haben werden.
finanzwelt: Anleihen der Schwellenländer haben sich im vergangenen Jahr ebenfalls gut entwickelt. Was erwarten Sie im Anleihenbereich für 2020?
Fröhlich: Die laufende Rendite im Portfolio ist 7,5 %. Bewegen sich die 10-jährigen US Zinsen seitwärts, also im Bereich 1.75 – 2 % und die Wachstumszahlen bestätigen sich, wie prognostiziert, leicht positiv, rechnen wir mit einer positiven Performance von 8-10 %. Abgesehen von der hohen Carry ist eine Spreadverengung von 30-50 Basispunkten im breiten Markt, sowie zusätzliche Performance durch aktives Management möglich.
Warum gerade der Infrastruktur-Sektor in Schwellenländern attraktiv ist, lesen Sie auf Seite 3