Die nachhaltige Digitalisiererin

28.06.2019

Bianca de Bruijn-van der Gaag, Leiterin Vertrieb Immobilienfinanzierung bei der ING Deutschland / Foto: © ING Deutschland

finanzwelt: Wird die ING nachhaltig?

de Bruijn-van der Gaag: Sie ist es schon. Wenn man in unser Headoffice in den Niederlanden schaut, findet man bereits eine Vielzahl an nachhaltigen Aktivitäten. Als globales Unternehmen mit 38 Millionen Kunden sieht sich die ING in der Verantwortung zu helfen. Die Umstellung der Gesellschaft auf Nachhaltigkeit zu erleichtern und zu finanzieren, ist ein wesentliches Ziel unserer Bank. Das machen wir in den Niederlanden bereits auf ganz unterschiedlichen Wegen. Zu allererst fangen wir bei uns selbst an – seit 2007 sind wir klimaneutral. Unser Vorteil als Bank: wir können selbst entscheiden, was wir mit unserem Geld machen. So fließt unser Geld nur in Projekte, zu denen wir ‚Ja‘ sagen können. Zum Beispiel finanzieren wir eines der größten Solarkraftwerke in Australien. Aber wir erreichen auch etwas durch das, was wir nicht finanzieren. Indem wir ein klares ‚Nein‘ zu Unternehmen und Branchen sagen, die eben nicht nachhaltig sind. Und dann sagen wir noch ‚Ja, aber …‘, wenn unsere Kunden eine Finanzierung wollen, aber in puncto Nachhaltigkeit noch zulegen können. Die ersten Wellen dieser Initiativen schwappen jetzt auch zu uns nach Deutschland. Insbesondere im Bereich Wholesale Banking, unserem Firmenkundengeschäft, fokussieren wir uns auf die Finanzierung von Unternehmen und Projekten, bei denen Nachhaltigkeit wirklich groß geschrieben wird.

finanzwelt: Was hat die ING in Deutschland vor, um hier ein Zeichen zu setzen?

de Bruijn-van der Gaag: Wir arbeiten in der Baufinanzierung bereits ganz konkret an Lösungen, die möglichst nachhaltig sind und die unseren Kunden helfen, ihre Häuser auf die Zukunft vorzubereiten. Denn eins wissen wir alle: Häuser sind für 20 % der CO2-Emissionen eines Landes verantwortlich. Da gibt es also einiges für uns zu tun. Wichtig ist es, einen einheitlichen, internationalen Standard zur Messung der Energieeffizienz zu etablieren. Ein erster Schritt zur Reduzierung des Energie-Haushalts wird sein, dass wir unsere Kunden unterstützen, das Energie-Level ihrer Häuser zu verbessern. Konkret bedeutet das: Wir müssen unsere Kunden, Partner und auch unsere Mitarbeiter für dieses Thema zunächst einmal sensibilisieren. Wir denken aber auch über besondere Finanzierungsmöglichkeiten nach wie wir den Bau von energieeffizienten Häusern für unsere Kunden noch attraktiver machen. Und wir werden unseren Kunden basierend auf den Entwicklungen in den Niederlanden nachhaltige Kreditangebote unterbreiten. An all diesen Themen arbeiten wir – auch gemeinsam mit unseren Vermittlern, deren Ideen wir in unser künftiges nachhaltiges Angebot integrieren.

finanzwelt: Sind wir Deutschen reif für eine grüne Baufinanzierung?

de Bruijn-van der Gaag: Das ist eine sehr gute Frage. Der Blick auf Europa zeigt: Hier sind knapp ein Drittel der Selbstnutzer einer Immobilie der Meinung, dass das Wohnen in ihrem Zuhause die Umwelt belastet. Bei uns in Deutschland stimmen dieser These gerade mal 12 % zu. Und während mehr als die Hälfte aller Europäer davon überzeugt ist, einen Beitrag zur Umweltverträglichkeit seines Wohnens leisten zu können, können sich damit nur etwas mehr als ein Drittel der deutschen Immobilienbesitzer anfreunden. Das heißt auch: Der Informationsbedarf bei unseren Kunden ist hoch. Wir müssen unsere Vermittler einbeziehen und wir müssen unsere Mitarbeiter mobilisieren. Denn ganz klar: Wir wollen eine grüne Lead-Position einnehmen und unsere Produkte so gestalten, dass sie unsere Kunden zum umweltbewussten Bauen aktivieren. (fw)