Die Folgen des Kriegs für deutsche Versicherer
10.03.2022
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen / Foto: © GDV
Die Invasion der russischen Armee in der Ukraine ist schockierend und stellt ein Zäsur für Europa dar. Ein Angriff auf Freiheit und Demokratie. Solidarität, Vertrauen und Zusammenhalt sind die wichtigsten Werte in Europa – die Risiken für die deutsche Versicherungsbranche halten sich dennoch in Grenzen.
Die russische Armee hat das Nachbarland Ukraine angegriffen. Die Invasion bedeutet Krieg mitten in Europa, Leid für die Bevölkerung und zieht zahlreiche Sanktionen des Westens sich. Für die Versicherungsbranche gilt: We #standwithUkraine.
„Wir verurteilen diesen Angriffskrieg und unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen. „Der Krieg in der Ukraine hat für die deutschen Versicherer allerdings nur geringe direkte wirtschaftliche Auswirkungen, da sie kaum in der Ukraine und in Russland engagiert sind“, so Asmussen. „Die Auswirkungen von Kriegen auf die internationalen Kapitalmärkte sind kurzfristig oft stark, aber selten langfristiger Natur.“
Abzuwarten blieben die Folgen durch die absehbaren Wirtschafts- und insbesondere Finanzsektorsanktionen, so Asmussen. Die erhöhte geopolitischen Unsicherheit und höhere Energie- und Nahrungsmittelpreise dürften die Gesamtwirtschaft und damit indirekt auch die deutschen Versicherer belasten.
Wie sind deutsche Versicherer betroffen?
Die meisten Versicherungssparten sind überwiegend national ausgerichtet, so dass auch Sanktionen dort kaum eine Rolle spielen. Betroffen sind dagegen regelmäßig Transport- und Luftfahrtversicherung sowie Industrieversicherung und die Rückversicherung. In diesen Bereichen wären zusätzliche Russland-Sanktionen wohl durchaus spürbar.
Die Kriegsdeckungen in der Warentransportversicherung gelten etwa nur für den Fall, dass Ladung auf Schiffen oder in Flugzeugen beschädigt wird, wenn die Seereise oder der Flug vor Ausbruch des Krieges begann. Krieg an Land ist üblicherweise nicht gedeckt.
Die Seeschiffsversicherung hat eine sehr umfassende Kriegsdeckung. Diese gilt zwar nicht, wenn Krieg zwischen bestimmten Staaten unter anderem den USA, Deutschland und der Russische Föderation, geführt wird. Dieser Fall scheint sich vorliegend jedoch nicht abzuzeichnen. Insoweit haben die Seeschiffsversicherer die Möglichkeit der Kündigung der Kriegsdeckung für bestimmte Seegebiete im Schwarzen Meer in den letzten Wochen genutzt und verlangen gegebenenfalls Kriegszulagen. Bei sich anschließenden Sanktionen wäre der Umfang der Betroffenheit der Transportversicherung abhängig von den jeweiligen Maßnahmen und deren Auswirkungen auf den internationalen Warenverkehr.
Welche Auswirkungen hat die Ukraine-Krise für die Luftfahrtversicherer?
Es sind keine spürbaren Auswirkungen der Krise auf die Umsätze in der Luftfahrtversicherung bekannt, weder im Verhältnis zur Ukraine noch zu Russland. Kriegsdeckung können in der Luftfahrtversicherung kurzfristig gekündigt werden. Zumeist erlischt dann der Versicherungsschutz im Ergebnis nicht, sondern wird gegen Mehrprämie aufrecht gehalten. Soweit Kriegsdeckungen von Versicherern im Zuge der aktuellen Ukraine-Krise gekündigt wurden, dürfte dies nur bestimmte Airlines und Regionen betreffen. Für andere Airlines bzw. Regionen bleibt die Kriegsdeckung unverändert bestehen.
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