„Die fehlende Bekanntheit ist zugleich eine Chance“
15.04.2021
Jürgen Mertens, Gründer, CEO und Vorstand der Achtstein Invest AG / Foto: © Achtstein Invest AG
Crowdinvesting ist eine Anlageform, die noch relativ jung und deshalb nicht jedem Anleger geläufig ist. Warum das aber sogar ein Vorteil sein kann, erklärt Jürgen Mertens. Zudem spricht der CEO und Vorstand der Achtstein AG über das erste Projekt der noch jungen Crowdinvesting-Plattform.
finanzwelt: Wie aus einer von Ihnen in Auftrag gegebenen Umfrage hervorgeht, können viele Kunden mit dem Begriff Crowdinvesting nichts anfangen. Sehen Sie diese Unwissenheit eher als Hemmnis für den Markt oder als Herausforderung, den Kunden das Thema näherzubringen? Jürgen Mertens: Wir glauben, die bisher fehlende Bekanntheit dieses Investitionsmodells ist gleichzeitig Chance und Auftrag für die Branche. Wenn 53 Prozent der Befragten Crowdinvesting für Immobilien noch nicht kennen, sehen wir darin ein erhebliches Wachstumspotenzial. Sobald den Befragten Crowdinvesting nähergebracht wird, halten sie es für eine attraktive Anlageform. Genau das versuchen wir als neuer Player am Markt.
Als junge Plattform sind wir völlig frei von jeglichen Altlasten. Wir wollen schnell bekannt werden und unseren Kunden eine umfassende Pipeline für ihre Investitionen bieten. Im Hinblick auf die Assetklasse wird unser Fokus auf Wohnen liegen, aber auch auf Büro. Einer aktuellen Untersuchung der LBBW (Landesbank Baden-Württemberg) zufolge ist am Büromarkt derzeit mit keinem großen Einbruch zu rechnen. Sicherlich gibt es ein paar Probleme beim Non-Food-Einzelhandel und bei der Hotellerie. Aber ansonsten sehen wir den Markt gut aufgestellt.
Wenn Sie die Menschen fragen, was in Krisenzeiten eine sichere Anlage ist, wird das Thema „Betongold“ oft zuerst genannt. Die Menschen bekommen aktuell keine Zinsen auf ihre Sparanlagen. Wer viel Kapital hat, kann sich in dieser Situation vielleicht eine eigene Immobilie kaufen. Aber auch Crowdinvesting kann eine Alternative sein. Wir müssen das Konzept nur als Branche konsequenter bewerben und erklären.
finanzwelt: Welche Arten von Anlegern interessieren sich Ihrer Meinung nach für Crowdinvesting? Mertens: Das sind oftmals Menschen, die zur Miete wohnen und keine Chance haben, sich eine eigene Immobilie zu kaufen und mit dieser Rendite zu erzielen. Die Vermögensspanne bei den Anlegern ist sehr breit gestreut. Es handelt sich also nicht ausschließlich um Kleinsparer, sondern um Menschen mit kleinem und mittlerem Vermögen.
Im Grunde hat sich der deutsche Crowdinvestingmarkt erst bewegt, als die Prospektpflichtschwelle von 2,5 Millionen Euro auf 6,0 Millionen Euro angehoben wurde. Dies und die Anhebung der Investitionsgrenzen für Anleger von 10.000 Euro auf 25.000 Euro pro Projekt hat dem Markt einen Schub gegeben. Es gibt auch diverse Vermögensverwalter, die sich inzwischen für das Modell interessieren. Bei uns hat bisher kein Anleger weniger als 1.000 Euro investiert, die meisten Anlagesummen liegen zwischen 1.000 und 5.000 Euro. Bei kleinen Anlagebeträgen muss man individuell bewerten, ob sich dies für den jeweiligen Kunden lohnt. Dort würde sich eine mehrfache Investition in Form eines Sparplans anbieten.
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