„Der stärkste Trendtreiber Chinas ist die Innovationskraft“

21.02.2020

Projit Chatterjee, Senior Equity Specialist bei UBS Asset Management / Foto: © UBS AM

finanzwelt: Apropos Konsum in China: Erwarten Sie, dass der Trend zur Premiumisierung weiter anhält?

Projit Chatterjee:Derzeit deutet nichts darauf hin, dass dieser Trend bald nachlässt. Auch wenn das Wachstum in einigen Sektoren vielleicht schneller ins Stocken gerät als in anderen, bleibt die Premiumisierung in unseren Portfolios ein dominantes Thema. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass sich dieser Trend künftig in anderen Produktkategorien noch stärker niederschlagen wird.

finanzwelt: Auch die meisten institutionellen Anleger sind in China unterinvestiert. Dies sollte sich durch die Aufnahme chinesischer A-Aktien in die globalen Aktienindizes ändern. Warum ist es sinnvoll, auch in A-Aktien zu investieren?

Projit Chatterjee:Der Markt für chinesische A-Aktien zählt zu den Aktienmärkten weltweit, die beim Research bislang am stärksten vernachlässigt wurden. Hinzu kommt, dass er von Privatanlegern dominiert wird. Deshalb ist dieser Markt viel weniger effizient als andere große Aktienmärkte und bietet Anlegern mehr Wertpotenzial. Wer nicht in A-Aktien investiert, vergibt demnach eine große Chance. Ebenfalls interessant ist, dass dieser Markt nur gering mit anderen Aktienmärkten korreliert. Und genau das wird für ein gut diversifiziertes Portfolio benötigt.

finanzwelt: UBS-AM empfiehlt internationalen Anlegern, China als eigenständige Allokation in globale Portfolios aufzunehmen. Würde dies im größeren Stil erfolgen, wäre dies für die chinesischen Aktien- und Anleihenmärkte sicher gut. Welche möglichen Folgen sehen Sie aber für andere Schwellenländer?

Projit Chatterjee: Chinesische Aktien sind in den globalen Indizes stark unterrepräsentiert. Daher ist es sinnvoll, ein separates China-Engagement aufzubauen, wenn Größe und Gewicht seiner Volkswirtschaft und Aktienmärkte voll berücksichtigt werden sollen. Aus meiner Sicht birgt das keine Nachteile für die übrigen Schwellenmärkte, die großteils ja auch sehr schnell wachsen. Unterm Strich dürfte es ebenfalls erforderlich sein, die Gesamtallokation im EM-Universum aufzustocken.

In unserer neuen Normalität der tiefen Zinsen und Renditen werden die Anleger wohl nicht umhinkommen, ihr Engagement auf Bereiche mit mehr Rendite und höherem Alpha-Potenzial auszudehnen. Diese zusätzliche Allokation kann andere Anlageklassen, wie auch Liquidität, einschließen.