„Der stärkste Trendtreiber Chinas ist die Innovationskraft“

21.02.2020

Projit Chatterjee, Senior Equity Specialist bei UBS Asset Management / Foto: © UBS AM

finanzwelt: Wie sind die EM-Portfolios positioniert? Spielt bei einer Titelselektionsstrategie die Sektor- und Länderallokation überhaupt eine Rolle?

Projit Chatterjee: Wir verfolgen primär eine Bottom-up-Titelselektion. Aber trotzdem analysieren wir vor der Auswahl eines Titels detailliert die jeweilige Branche. Deshalb spielen Sektoren sehr wohl eine Rolle. Genauso wichtig ist eine fundierte Untersuchung nationaler Makrodaten, vor allem hinsichtlich ihrer Risiken. Bei der Zusammenstellung eines Bottom-up-Portfolios müssen die Makro-Risiken bekannt sein, um die Positionen in bestimmten Ländern entsprechend steuern zu können.

finanzwelt: Die Emerging Markets HALO-Strategie ist im Wesentlichen ein Portfolio der besten Ideen und stärksten Überzeugungen. Dieser Ansatz bleibt natürlich unverändert. Aber gibt es bestimmte Details, die sich aufgrund des aktuellen Marktumfeldes ändern könnten?

Projit Chatterjee: Wir müssen die verschiedenen Risiken überwachen, wie geopolitische Risiken, Handelskonflikte und andere Makrorisiken. Zusätzlich gibt es noch unvorhersehbare Variablen, wie aktuell das Coronavirus. Solche Faktoren können sich natürlich auf die Aktienkurse auswirken und uns in einigen Fällen zu Portfolioanpassungen zwingen. Ebenso ist wichtig, dass wir fortwährend nach Titeln Ausschau halten, die aus Sorge vor den kurzfristigen Entwicklungen überverkauft sind. Diese können mit Blick auf unseren längerfristigen Anlagehorizont attraktive Kaufchancen darstellen.

finanzwelt: Obwohl das Phase-1-Abkommen inzwischen unter Dach und Fach ist, ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China noch nicht ausgestanden. Wie gelingt es Ihnen, Entwicklungen im Handelsbereich genau im Blick zu behalten, ohne ihnen zu viel Bedeutung beizumessen?

Projit Chatterjee: Natürlich müssen wir auf kurzfristige Entwicklungen achten. Unser Fokus liegt aber darauf, einerseits die längerfristigen Folgen für Unternehmen und die Entwicklung ihrer Aktienkurse abzuschätzen und andererseits attraktive Kauf- und Verkaufschancen zu erkennen. Unsere Branchen- und Unternehmensanalysen sind überwiegend langfristig ausgerichtet.

Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Spannungen zwischen den USA und China nicht auf die Schnelle vollständig ausgeräumt werden. Kurzfristig hat sich die Lage vielleicht gebessert, aber auf längere Sicht bleiben Unsicherheiten. Wir sind in China unverändert in langfristigen binnenwirtschaftlichen Themen investiert, darunter der wachsende Anteil von Ausgaben für Nicht-Basiskonsumgüter, der Trend zu Premiumprodukten, der vermehrte Gebrauch von Finanzdienstleistungen und steigende Investitionen in Forschung und Entwicklung.

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