Der perfekte Sturm

05.09.2022

Foto: © volodyar - stock.adobe.com

Die bedauerlichen Ereignisse seit 2020 haben auch etwas Unerwartetes gebracht: Wir sind in ein neues Zeitalter eingetreten – weil die Corona-Pandemie wichtige, dauerhafte Veränderungen in der Kundenwahrnehmung und dem Kundenverhalten ausgelöst hat, weil das Gefühl der Dringlichkeit unter den Versicherern dramatisch zugenommen hat, und weil Insurtech im Hinblick auf die Nachfrage und Finanzierung vor einem neuen Kapitel steht.

Angesichts der Gleichzeitigkeit dieser drei Entwicklungen, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung verstärken, können wir sagen, dass sich ein „perfekter Sturm“ zusammengebraut hat. Daher sollten wir der post-pandemischen Zukunft eine wesentlich größere Aufmerksamkeit schenken. In unserem Artikel wollen wir die unterschiedlichen Perspektiven beleuchten und sehen, ob wir für die Agenda der Digitalisierung des Versicherungswesens in den kommenden Jahren ein Gravitationsfeld schaffen können.

Kundenverhalten: schnelle und nahezu ständige Veränderung der Zugangswege

Nun, da sich die Welt wieder geöffnet hat, sehen wir, dass vieles glücklicherweise wieder so ist wie vor der Pandemie. Mehrere pandemiebedingte Veränderungen im Kundenverhalten haben sich als vorübergehende Phänomene erwiesen, die nichts weiter als Strategien zur Krisenbewältigung waren. Daneben stellen wir aber auch eine Reihe wichtiger, dauerhafter Veränderungen in der Kundenwahrnehmung und im Kundenverhalten fest, die grundlegender Natur sind, und bleiben werden. Insbesondere im Bereich Versicherungen hat die Krise vier Verbrauchertrends verstärkt, die die Kundenprioritäten in den kommenden Jahren bestimmen werden.

„Gesundheit zuerst“ ist mit Sicherheit eine Priorität. Die Trends in Richtung „Vernetztes Leben“ haben sich beschleunigt. Die „beispiellose Ungewissheit“, die die Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit, die Rezession und die Arbeitsplatzsicherheit verspüren, wird auf absehbare Zeit wahrscheinlich ein Dauerbegleiter bleiben. Die aktuelle Krise unterstreicht auch die Bedeutung von „Empathie in allem“ und die menschliche Dimension.

Diese vier Trends sind eine reiche Quelle der Inspiration, um die Zukunft des Versicherungsgeschäfts über die Corona-Pandemie hinaus neu zu denken. Zur Illustrierung wollen wir einen kurzen Blick auf die ersten beiden Trends werfen:

Trend 1 – Gesundheit und Fitness  steht auf Platz 1

Das vergangene Jahr hat deutlich gemacht, dass es für die meisten Menschen letztlich nichts Wichtigeres gibt als ihr Leben und ihre Gesundheit. Das lässt sich auch am Verhalten der Menschen ablesen. Alle Arten von Gesundheits-Apps erfreuen sich einer wachsenden Beliebtheit. Immer mehr Menschen möchten das Gefühl verspüren, die Dinge unter Kontrolle zu haben, indem sie ihre Aktivitäten verfolgen, ihren Schlaf messen, auf ihre Ernährung und ihr Befinden achten, ihre sportliche Betätigung überprüfen und messen und so weiter: Sie möchten mit Hilfe von technologiebasiertem Self-Tracking Wissen über sich selbst gewinnen, wobei die Bereitschaft, diese Daten zu teilen, deutlich gestiegen ist. Das Bewusstsein der Verbraucher für die Bedeutung eines angemessenen Lebensstils und einer angemessenen Krankenversicherung ist gestiegen.

Dementsprechend wird in den nächsten Jahren ein Anstieg des Volumens im Kranken- und Lebensversicherungsgeschäft erwartet. Es geht aber nicht nur um traditionelle Lebens- und Krankenversicherungen. Die Menschen möchten vor allem Unterstützung bei der Verbesserung ihres Lebensstils.

Trend 2 - Vernetztes Leben

In den letzten beiden Jahren haben wir alle einen Crashkurs in vernetztem Leben erhalten: Online-Shoppen für alles, Arbeiten im Homeoffice. Zwar sind die meisten von uns die ständigen Meetings auf Zoom, Teams oder Meet leid, und glücklicherweise können wir wieder reisen und Gespräche von Angesicht zu Angesicht führen, aber wir stellen auch fest, dass alle Aspekte des vernetzten Lebens zur Normalität geworden sind. Es haben sich einige grundlegende Veränderungen vollzogen, wie Menschen leben, arbeiten und reisen. Viele Wissensarbeiter werden auch weiterhin Telearbeit leisten, zumindest an einigen Tagen der Woche. Weil ihre häuslichen Arbeitsplätze nicht die erforderliche Infrastruktur für dauerhaftes Arbeiten boten, haben die Menschen ihr Zuhause vernetzter und intelligenter gemacht. Sicherheit und Stabilität sind inzwischen wichtiger als je zuvor.

Vernetztes Leben ist die neue Norm, die unseren Alltag neu prägt. Das eröffnet Versicherern neue Chancen.

Zusatzinfo: Am 28. und 29. September findet die 4te Edition der DIA München statt während des Oktoberfests. Ein zentrales Thema in diesem Jahr ist Vernetztes Leben mit all seinen Facetten von smart Homes über Wearables wie Fitbit und Apple Watch bis hin zu vernetzten Autos. Jede Applikation liefert uns eine neue Welt von Nutzwertigen Daten. Bedeutet für Versicherer viele neue Möglichkeiten bestehende Prozesse effizienter und effektiver zu gestalten und so schnell neue Services und Produkte mit Kundenmehrwert zu bieten. Insbesondere zu diesem Thema werden viele Insurtech Lösungen aus der DACH Region und weit darüber hinaus erwartet. Die, die digitale Transformation von Versicherern beschleunigen werden. Key-note-Speaker der Munich Re, AXA, Lloyds, Allianz und aus Asien werden über ihre Erfahrungen und „lessons learned” berichten.

Wie sich Versicherer zum digitalen Mindset weiterentwickeln, lesen Sie auf Seite 2.