Coronavirus und die Auswirkungen

12.02.2020

Andrew Jackson, Leiter Fixed Income Internatinonal Federates Hermes / Foto: © Federated Hermes

Technologie: Fabrikschließungen können Aufträge verzögern und Umsatz beeinträchtigen

Aufgrund der hohen Dichte der Produktionsbetriebe in China stellt die längere Schließung von Fabriken eine Bedrohung für den Technologiesektor dar. Wuhan beheimatet eine Reihe von großen Halbleiterfabriken und ist zudem wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Lieferung dieser Produkte. Daher stellt die Schließung dieser Fabriken eine Bedrohung für den Technologiesektor dar.

Chinesische Halbleiterimporte absorbieren mehr als 50 % des weltweiten Angebots, wobei große ausländische Hersteller zwischen 25–50 % ihrer Umsätze in China erzielen. Produktionsunterbrechungen könnten in naher Zukunft zu Auftragsverzögerungen oder schlimmstenfalls zu Umsatzeinbußen führen.

Auf längere Sicht sind wir weiterhin der Meinung, dass Halbleiter von einer Reihe von strukturellen Treibern profitieren, die intakt bleiben und das Virus überstehen werden.

Telekommunikation: Netzwerk-Upgrades und Produktion in Gefahr

Wie auch im Technologiesektor stellen Fabrikschließungen das größte Risiko für die Telekommunikationsbranche dar. Die Handelsspannungen zwischen den USA und China bedeuten, dass die Unternehmen zusätzliche Flexibilität in ihre Lieferketten eingebaut haben, aber ihre Widerstandsfähigkeit wird von der Schwere und Länge des Virus-Ausbruchs abhängen.

Industrieländer-Betreiber profitieren von einer begrenzten geografischen Abhängigkeit und starken Beziehungen zu ihren europäischen und US-amerikanischen Partnern in der Lieferkette. Das jüngste Verbot der US-Regierung in Bezug auf die Netzwerkinfrastruktur eines großen chinesischen Telekommunikationsunternehmens bedeutet auch, dass es weniger wahrscheinlich ist, dass es zu Verzögerungen bei der Einführung von 5G-Netzaufrüstungen kommt.

Allerdings sind Firmen aus Schwellenländern noch dabei, 4G-Aufrüstungen durchzuführen und daher stärker von dem großen chinesischen Betreiber abhängig. Obwohl die chinesische Regierung den Herstellern kritischer Ausrüstung die Wiederaufnahme der Produktion erlaubt hat, könnte eine Beschleunigung des Virus zu weiteren Stillständen führen. Dies könnte Unternehmen dazu zwingen, teurere Geräte von außerhalb Chinas zu beziehen – oder das Risiko einer Verzögerung kritischer Netzaufrüstungen mit sich bringen.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Betreiber die Produktion von Smartphones verzögern. Allerdings werden die negativen Auswirkungen auf die Ergebnisse wahrscheinlich nur so lange anhalten, bis die Versorgungsprobleme gelöst sind.

Immobilien: Epidemie dürfte Verkaufsziele drücken

Es wird erwartet, dass sich das Coronavirus auf die rückläufigen Verkäufe auf dem chinesischen Immobilienmarkt auswirkt. Wenn die Epidemie unter Kontrolle gebracht wird, könnten die Folgen begrenzt bleiben, da Januar und Februar traditionell Nebensaison sind. Erwähnenswert ist jedoch, dass chinesische Bauträger im letzten Monat einen Rückgang der Verkäufe um 8 % im Vergleich zum Vorjahr gemeldet haben. Wir gehen davon aus, dass für den Immobiliensektor in diesem Jahr konservativere Verkaufsziele gelten und die Investitionsausgaben für den Grundstückserwerb und den Bau angepasst werden, um den Cashflow zu erhalten. Größere chinesische Bauträger mit einem stärkeren Liquiditätsprofil und ausreichenden verkaufsfähigen Ressourcen dürften besser positioniert sein, um längere Belastungen durch das Virus zu überstehen.

Marktkommentar von Andrew Jackson, Leiter des Bereichs Fixed Income International von Federated Hermes