Coronavirus und die Auswirkungen

12.02.2020

Andrew Jackson, Leiter Fixed Income Internatinonal Federates Hermes / Foto: © Federated Hermes

Vieles hängt von der Reaktion Pekings auf die Epidemie ab. Die Regierung dürfte die Wirtschaft erheblich ankurbeln. Die chinesischen Banken könnten aufgefordert werden, Kredite zu verlängern beziehungsweise deren Vergabe zu intensivieren und die Zinssätze zu senken, um die in Schwierigkeiten geratenen kleinen und mittleren Unternehmen am Leben zu erhalten.

Auf lange Sicht bestehen längerfristige und potenziell größere Risiken für die globalen Wirtschaftsaussichten, einschließlich Protektionismus und Klimawandel. Während das Coronavirus für Gegenwind sorgt, sind die Gesamtauswirkungen auf das globale BIP – eine Verringerung um 0,1–0,2 Prozentpunkte – zwar spürbar, aber auf lange Sicht überschaubar.

Anleihen im Vorteil gegenüber Aktien

Während das globale Wachstum einen Rückschlag erleiden könnte, werden Unternehmensanleihen die Turbulenzen wahrscheinlich zunächst besser überstehen als Aktien. Nichtsdestoweniger wird sich das Virus in naher Zukunft auf verschiedene Branchen auswirken. Im Folgenden die Einschätzungen unserer Kreditanalysten, wie die Epidemie eine Reihe von Sektoren beeinflussen wird:

Energie: Weniger Preisrückgänge durch die Handlungsbereitschaft der OPEC

Die Ölpreise fielen im Januar um 15 % als Reaktion auf die Besorgnis über eine Verlangsamung der Nachfrage des weltgrößten Rohölimporteurs. Chinas Ölnachfrage ist um 20 % bzw. 3 Mio. Barrel pro Tag gesunken, was 3 % des weltweiten Verbrauchs entspricht. Angesichts der Tatsache, dass die Wirtschaftstätigkeit und die Reiseaktivitäten in China zum Stillstand gekommen sind, ist es nicht abwegig, anzunehmen, dass der vorübergehende Nachfragerückgang sogar noch größer ist.

Die Auswirkungen werden durch die Handlungsbereitschaft der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) etwas abgemildert. Die OPEC erwägt eine kollektive Kürzung der Produktion um 500.000 Barrel pro Tag oder eine vorübergehende Kürzung um 1 Mio. Barrel pro Tag, bis die Krise vorbei ist. Beruhigend ist auch, dass die meisten unserer Positionen mit Öl-Exposure 45–50 % ihrer Ölproduktion für 2020 abgesichert haben, wobei die Absicherungspreise derzeit über dem Wert des Öls liegen. Darüber hinaus ist die erhöhte Volatilität bei Öl in den letzten fünf Jahren zu einer Normalität des Geschäfts geworden.

Die meisten Ölproduzenten in unserem Portfolio sind kostengünstige Produzenten mit langfristigen strategischen Zielen zur Verringerung des Verschuldungsgrades und zur Verbesserung der Generierung von freiem Cashflow, was bei jeder Art von Turbulenzen Unterstützung bieten sollte.

Welche Folgen das Coronavirus für Industriemetalle und die Automobilindustrie haben dürfte, lesen Sie auf Seite 3