Corona-Krise macht die Seele krank

07.10.2020

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Digitale Hilfe noch ausbaufähig

Bei allen negativen Folgen der Corona-Krise darf nicht unterschlagen werden, dass gerade der Bereich Digitalisierung in den vergangenen Monaten massiv profitiert hat. Das gilt nicht nur im Bereich der Arbeit und der Schulen, sondern auch im Gesundheitswesen, wo der Ausbau digitaler Angebote voranschreitet, die schnell und unkompliziert helfen können. Zudem sorgt die verstärkte Beschäftigung mit der eigenen Psyche dafür, dass seelische Erkrankungen weniger stigmatisiert werden als früher. Die digitalen Angebote sind hierzu sind aber noch zu wenig bekannt. So gaben zwar 73 % der Teilnehmer des AXA Mental Health Reports an, dass sie denken würden, im Bedarfsfall zu wissen, wo Hilfe zur Verbesserung des seelischen Wohlbefindens zu finden ist. Jedoch haben 47 % der Teilnehmer noch nie von einer professionellen Online-Hilfe bei mentaler Belastung gehört. 46 % haben zwar schon davon gehört, diese aber noch nie genutzt. Somit haben lediglich 7 % solche Angebote bereits in Anspruch genommen. Die Unterschiede zwischen den Generationen sind dabei nicht so groß, wie man vermuten könnte: So gaben 47 % der Befragten über 55 Jahre an, noch nie von den Online-Angeboten gehört zu haben, bei den 18- bis 24-jährigen, denen grundsätzlich mehr Digitalaffinität unterstellt werden kann, waren es mit 38 % auch nicht viel weniger, die über diese Angebote nichts wussten. „Wir sollten die aktuelle Krise als Chance für einen offeneren Umgang mit psychischen Problemen verstehen. Die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen ist vorhanden. Digitale Angebote sind zwingender Teil einer modernen Gesundheitsversorgung“ unterstreicht Thilo Schumacher, Vorstand Personenversicherung bei AXA in Deutschland.

Corona als Verstärker

Bereits vor der Corona-Krise war es um die psychische Gesundheit der Deutschen schlechter bestellt als in anderen europäischen Ländern: So gaben hierzulande 12 % der Befragten an, in der Vergangenheit ernsthaft psychisch erkrankt zu sein, im europäischen Durchschnitt äußersten sich nur 7 % der Befragten so (wobei diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, schließlich könnte es auch damit zusammenhängen, dass hier das Thema weniger tabuisiert ist als in anderen Ländern). Gerade in den Ländern, in denen die Regierungen noch strengere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie ergriffen haben, ist die psychische Belastung deutlich größer als in Deutschland: So gaben bei der Befragung im Juni 57 % der Italiener an, das Gefühl gehabt zu haben, die Kontrolle über das eigene Leben verloren zu haben, in Belgien waren es 45 %, in Frankeich 43 %. In Deutschland waren es 25 %, die so dachten, deutlich weniger als der europäische Durchschnitt von 42 %. (ahu)